Frauenberger präsentiert "StartWien"   

erstellt am
21. 10. 08

5-Punkte-Programm zur Integration
Wien (rk) - Das Gelingen von Integration entscheidet sich oft in den ersten Jahren. Die Stadt Wien stellt daher für neuzugewanderte Menschen bereits viele Angebote zur Verfügung. Jetzt setzt Wien den nächsten Schritt. Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger präsentierte am 21.10. in der Medienkonferenz von Bürgermeister Dr. Michael Häupl "StartWien" - das 5-Punkte-Programm zur Integration. Das neue Programm beginnt ab November zu laufen. "StartWien" wurde seit Anfang 2008 in intensiver Zusammenarbeit mit den Communities, ExpertInnen aus dem Bereich Beratung und Sprachkurse sowie der Wissenschaft entwickelt.

StartWien - die Inhalte des 5-Punkte-Programms zur Integration

* Bild über ZuwanderInnen revidieren: Zwei Drittel der
NeuzuwanderInnen sind gut ausgebildet. Daher differenzierte
Angebote je nach Bildungsgruppe, Sprachkenntnissen etc..

* Wien sagt "JA" zur Zuwanderung, erwartet im Gegenzug "JA" zu
Wien: Rechtsordnung, Grundrechte einschließlich Frauenrechte
sind nicht diskutierbar. Vermittlung von Rechten und Pflichten
daher fixer Bestandteil.

* Unterstützung von Anbeginn: Gezielte Unterstützung von
NeuzuwanderInnen vom ersten Tag an, um rasch in Wien Fuß zu
fassen (Sprache, Job, Wohnen, Bildung der Kinder). Menschen
werden direkt bei Einwanderungsbehörde "abgeholt".

* Nicht nur für NeuzuwanderInnen: Mit StartWien werden auch länger
in Wien lebende ZuwanderInnen erreicht. Hauptziel: Vor allem
Frauen, die nicht im Arbeitsprozess integriert sind. Sprache als
Schlüssel, um auch unser Rollenverständnis zu vermitteln, sie zu
empowern.

* Communities als aktiver Partnerinnen: Begleitende umfassende
Informationsoffensive in Kooperation mit den communities und
muttersprachigen Medien.

Frauenberger: "Wien sagt "JA" zur Zuwanderung und erwartet im Gegenzug "JA" zu Wien"
Das Bild der ZuwanderInnen habe sich in den letzten Jahren massiv verändert, hielt Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger einleitend fest. So verfügen rund zwei Drittel der neuzugewanderten Menschen über einen höheren Schul- oder Universitätsabschluss. "Wir setzen daher im Rahmen von "StartWien" zunächst mit sehr differenzierten Angeboten je nach Bildungsgruppe, Sprachkenntnissen etc. an", unterstrich Frauenberger. Hier gehe es schließlich auch darum, dieses Potential für den Wirtschaftsstandort Wien zu nutzen. "Integration" gelinge aber nicht von selbst, sondern erfordere Anstrengungen von beiden Seiten, sowohl von den seit Generationen hier lebenden als auch von den zuwandernden Menschen, erklärte Frauenberger weiter.

Einerseits müssen die Rahmenbedingungen für einen guten Einstieg passen, also leistbare und zielgruppenspezifische Deutschkurse, berufliche Perspektiven etc., andererseits müssen, so Frauenberger weiter, die ZuwanderInnen ihren Beitrag leisten, das heißt: Anerkennung der Rechts- und Gesellschaftsordnung, das Erlernen der deutschen Sprache, das notwendige Wissen um Bildungs- und Gesundheitssystem, den Arbeitsmarkt. Frauenberger wörtlich: "Wien sagt "JA" zur Zuwanderung, aber erwartet auch von den ZuwanderInnen ein "JA", eine positive Haltung zu Wien und Österreich."

"StartWien" bringt Angebote zu den Neuzugewanderten und begleitet sie, rasch in Wien Fuß zu fassen
Die Integrationsstadträtin weiter: "Mit "StartWien" verfolgen wir daher zwei Ziele: Erstens unterstützen wir die Menschen dabei quasi vom ersten Tag an, möglichst rasch in Wien Fuß zu fassen, was das Erlernen der Sprache, den Jobeinstieg, die Bildung der Kinder oder die Wohnsituation betrifft. Das heißt: Wir gehen mit den zahlreichen Angeboten, die die Stadt für ZuwanderInnen jetzt schon zur Verfügung stellt, direkt zu den Menschen. Wir holen sie dort ab, wo sie hinkommen, nämlich direkt bei der Einwanderungsbehörde und begleiten sie bei ihrem Integrationsprozess in Wien. Zweitens geht es darum, den NeuzuwanderInnen auch von Beginn an klar ihre Rechte aber auch ihre Pflichten zu vermitteln. Unsere Rechtsordnung und die Grundrechte einschließlich Frauenrechte sind nicht diskutierbar."

Frauenberger: "Wichtig, Frauen zu erreichen und zu stärken - Sprache ist Schlüssel für Vermittlung des Rollenverständnisses"
"StartWien" richtet sich aber auch an ZuwanderInnen, die schon länger in Wien leben. Ein besonderes Anliegen sind der Integrations- und Frauenstadträtin dabei jene Frauen, die in den Arbeitsprozess nicht integriert sind bzw. nur wenig Orientierung über das Leben in Wien haben. Vor allem über gezielte Sprachkursangebote vor allem in Kindergärten und Schulen, mit dem "Mama lernt Deutsch Modell", sollen diese Frauen angesprochen werden. Frauenberger: "Die Sprache ist und bleibt ein Schlüssel, um Zuwanderinnen unser Rollenverständnis zu vermitteln."

Über eine umfassende Informationsoffensive in enger Kooperation mit den communities, durch muttersprachiges Informationsmaterial und entsprechende Beiträge und Schaltungen in muttersprachigen Medien sollen vor allem auch die schon länger hier lebenden ZuwanderInnen angesprochen werden. Mit Start des Projektes werden außerdem auf der 15-sprachigen Website www.startwien.at alle wesentlichen Infos abrufbar sein. Neu überarbeitet wurde außerdem der Integrationsstadtplan. Darin finden sich über 200 wichtige Adressen von Stadt Wien- Einrichtungen bzw. -Angeboten sowie von diversen Beratungsstellen.

Die Integrationsstadträtin bezeichnet "StartWien" als weiteren integrationspolitischen Meilenstein, der auch wesentlich dazu beitragen werde, das Zusammenleben zwischen MigrantInnen und jenen WienerInnen, die schon seit Generationen hier leben zu fördern und zu unterstützen.

Auf die neue Bundesregierung warten viele Aufgaben - Sicherheit und Integration entkoppeln
Frauenberger: "Wien ist integrationspolitisch nicht nur bestens gerüstet, sondern entwickelt, wie "StartWien" zeigt, immer wieder innovative best-practice-Maßnahmen und Projekte. Eines ist aber klar - wir brauchen auch auf Bundesebene eine Integrations- politik, die diesen Namen verdient und endlich eine Entkoppelung von Sicherheits- und Integrationspolitik. Wir brauchen transparente, klare und für jeden nachvollziehbare Regelungen, die unabdingbar an Integrationsmaßnahmen gekoppelt sind. Und wir brauchen integrationsfördernde rechtliche Rahmenbedingungen. Hier ist in erster Linie die neue Bundesregierung gefordert. Wien wird aber auch von sich aus eine "Wiener Zuwanderungskommission" mit ExpertInnen einrichten, die auch von der Wiener ÖVP und den Wiener Grünen mitgetragen wird. Sinn und Zweck dieser Kommission ist es, Zuwanderungspolitik aus Wiener Sicht zu definieren und konkrete Maßnahmen für Wien sowie entsprechende Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung zu erarbeiten. Nach der law & order-Politik der Innenminister Platter und Fekter hat die neue Bundesregierung jedenfalls eine Menge an Aufgaben zu erfüllen. Wenn die neue Bundesregierung sich ernsthaft mit der Frage Zuwanderung und Integration auseinandersetzt, dann steht Wien als Partnerin bereit."

Das "StartWien" Programm - so funktioniert es
Hauptzielgruppe von "StartWien" sind NeuzuwanderInnen. Das sind jährlich rund 4.500 Drittstaatsangehörige, die die Integrationsvereinbarung erfüllen müssen.

1. Abklären der persönlichen Ausgangssituation:

Wird im one-stop-shop-Prinzip von MitarbeiterInnen der MA 17 (Integrations- und Diversitätsangelegenheiten) in den Räumen der MA 35 (Einwanderungsbehörde - Erstantragsreferat) im 20. Bezirk in der Dresdner Straße durchgeführt. Dort erfolgt auch die Ausgabe des Erstaufenthaltstitels.

Beinhaltet: persönliches Erstberatungsgespräch in der jeweiligen Muttersprache, um abzuklären was die betreffende Person konkret braucht, also z.B. Finden des geeigneten Sprachkurses, Begleitung bei der Anerkennung von im Ausland erworbenen Ausbildungen, Berufsberatung etc.

Sofort vor Ort können sich die KundInnen in Bosnisch, Kroatisch, Türkisch oder Englisch beraten lassen. KundInnen, die nicht sofort Zeit haben oder andere Sprachen sprechen, vereinbaren einen Termin über eine eigens dafür eingerichtete Callcenter Servicenummer 01-90 500 36. Das Callcenter informiert auch über Sprachkursangebote, Informations-Veranstaltungen u.a.m. Dieses Erstberatungsgespräch wird auch dabei helfen, Personen im Bedarfsfall punktgenau in die für ihre Fragen "richtige" Beratungseinrichtung weiterzuvermitteln.

2. Wiener Bildungspass:
Wird beim Startcoaching ausgehändigt und dient als Nachweis u.a. für absolvierte Sprachkurse sowie Fort- und Weiterbildungen. Der Bildungspass beinhaltet auch die Wiener Sprachgutscheine im Gesamtwert von 300 Euro. Er begleitet die ZuwanderInnen bis zur Erfüllung der Integrationsvereinbarung bzw. bis zum Berufseinstieg. Der Bildungspass kann überall dort vorgelegt werden, wo nach Deutschkenntnissen, beruflicher Qualifikation, Weiterbildung gefragt wird. Also z.B. beim Deutschkursveranstalter, beim Arbeitsmarktservice, bei potentiellen ArbeitgeberInnen. Dort ist dann auf einen Blick ersichtlich, wo die betreffende Person steht bzw. über welche Qualifikationen sie verfügt. Die Basis für den Bildungspass ist die Zusammenarbeit von waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfond), AMS, AK Wien, Wirtschaftskammer Wien, Beratungszentrum für MigrantInnen.

3. Dokumentenmappe:
Wird ebenfalls beim Startcoaching übergeben. Darin befinden sich Erklärungen zum Wiener Bildungspass und den Wiener Sprachgutscheinen.

Die Mappe dient in der Folge auch als Sammlung für Dokumente und setzt damit für die neuzugewanderten Menschen von Beginn an ein sichtbares Zeichen, dass Wien sie nicht nur willkommen heißt, sondern sie aktiv auf ihrem Integrationsweg begleitet.

4. Info-Module - Besuch Voraussetzung für Einlösen des Sprachgutscheins:
Wesentliche Grundlage: Der Besuch von mindestens drei Modulen ist Voraussetzung, um alle drei Wiener Sprachgutscheine einlösen zu können. Die Module sind muttersprachige Informations- und Schulungsangebote zu folgenden Themen:

* Sprache erlernen: wie funktioniert der Spracherwerb, womit muss
ich rechnen, wie schnell lernt man, wie lernt man am Besten.

* Arbeit und Berufseinstieg: Berufsinformation beim waff; Erhebung
der beruflichen Erfahrungen und Qualifikationen, Anlegen eines
Erhebungsbogens fürs AMS - Erstgespräch; berufliche Aus- und
Weiterbildung.

* Anerkennung von mitgebrachten Qualifikationen: Betreuung und
Begleitung bei der Nostrifikation sowie bei notwendigen
Weiterbildungen. Viele NeuzuwanderInnen haben gute Ausbildungen
(rd. 20 % haben einen Universitätsabschluss, ca. 30 % ein
höheres Bildungsniveau). Das ist ein unverzichtbares Potential
für den Wirtschaftstandort Wien.

* Schule und Bildung: Informationen zu Kindergärten, Hort,
Schuleinschreibung, Schultypen, Schulbetrieb, Elternarbeit,
Elternsprechtage, Elternverein.

* Gesundheit: In welcher Situation rufe ich wen an, Rettung,
Ärztenotruf; wann suche ich eine Ambulanz auf, Impfungen,
Mutter-Kind Pass etc..

* Wohnen: Infos zu Wohnungssuche, Mietvertrag, Provision etc.,
aber auch zu Hausordnung, Mülltrennung.

* Recht: Verlängerung von Bewilligungen; Informationen auf dem Weg
zur österreichischen Staatsbürgerschaft etc.

* "Wie tickt der Wiener/die Wienerin": "ehemalige"
NeuzuwanderInnen vermitteln wichtige DO`S und DONT`S - soft
skills zur Vermeidung und Vorbeugung von interkulturellen
Missverständnissen.

Die Module finden in der Pilotphase jeden zweiten Samstag im Monat von 14.00 bis 16.00 Uhr in der Volkshochschule Favoriten statt. Bei Vollausbau des Programms jeden zweiten Samstag im Monat vor- und nachmittags. Die Module werden in Kooperation mit der VHS Wien GmbH veranstaltet. Durchgeführt werden die Module von muttersprachigen TrainerInnen, die selbst Migrationserfahrung haben. Der Besuch der Module ist auch für MigrantInnen offen, die schon länger in Wien leben.

Für jeden den passenden Deutschkurs - Wien auch international vorbildlich
Wesentlicher Bestandteil des "StartWien"-Paketes mit den im Bildungspass inkludierten Wiener Sprachgutscheinen ist selbstverständlich der Spracherwerb, denn das ist der erste Schritt zur Integration. Zentraler Erfolgsfaktor beim Erlernen der deutschen Sprache sind Deutschkurse, die auf die unterschiedlichen Lerngewohnheiten von Menschen abgestimmt sind. Ein Deutschkurs passt nicht für alle: Menschen mit Universitätsabschlüssen und Erfahrungen im Erlernen einer anderen Sprache brauchen ein anderes Angebot als Menschen mit wenigen Jahren Schulbildung oder Menschen, die andere Schriftsysteme gewohnt sind. Das gleiche gilt für Frauen mit Kinderbetreuungspflichten und 16-jährige Jugendliche. Wien bietet daher ein breit gefächertes Deutschkursangebot und schneidet damit auch international hervorragend ab:

* Spezielle Jugendkurse für Menschen zwischen 15-25 Jahren mit
Informationselementen, Exkursionen und Bildungs- und
Berufsorientierung (bis zu 600 Stunden).

* Alphabetisierungskurse: Hier sind viel mehr Stunden nötig, als
die 75 Stunden, die der Bund bereitstellt.

* Kurse mit Kinderbetreuung, da sonst ein Kursbesuch für manche
Frauen nicht möglich wäre.

* Und neu ab Herbst: Ähnlich dem erfolgreichen Modell "Mama lernt
Deutsch" einen Kurs für "bildungsungewohnte" Frauen, der 400
Stunden (statt 300 Stunden) dauert, auf ein langsames Lerntempo
Rücksicht nimmt und mit zusätzlichen Infoelementen und
Exkursionen den Weg zu einem selbstbestimmten und selbständigen
Leben in Wien gezielt unterstützen will.

* Fixer Bestandteil aller von der Stadt Wien geförderten
Deutschkurse: Wie funktioniert unsere Gesellschaft (z.B.
Gleichstellung von Frau und Mann), die Politik, die Behörden,
was ist zu beachten.
 
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