Investitionen in Einlagen dominieren das Finanzverhalten der Österreicher
2008
Wien (oenb) - Private Anleger sparen mehr und nehmen weniger Kredite auf. Von 12,4 Mrd Euro des Vermögensaufbaus
im ersten Semester 2008 wurden 9,7 Mrd Euro in Form von Einlagen und Wertpapieren bei inländischen Banken
veranlagt. Diese Kapitalzufuhr an die Banken stützt deren Mittelaufkommen. Das gesamte Finanzvermögen
der österreichischen Haushalte betrug zur Jahresmitte 2008 422 Mrd Euro. Die privaten Kreditnehmer erhöhten
ihre Verschuldung in den ersten sechs Monaten um 1,9 Mrd Euro und verwendeten die Finanzmittel vor allem für
Wohnraumbeschaffung und –renovierung. Die aushaftenden Schulden betrugen Ende Juni 2008 145 Mrd Euro.
Das Finanzverhalten der Österreicher in Zeiten der anhaltenden Finanzmarktturbulenzen stand im Mittelpunkt
der diesjährigen Pressekonferenz der Oesterreichischen Nationalbank anlässlich des Weltspartags.
Andreas Ittner, Mitglied des Direktoriums der Oesterreichischen Nationalbank, betonte die Bedeutung eines funktionierenden
Finanzsystems, in dem die privaten Haushalte durch ihren Nettovermögensaufbau Kapital anderen volkswirtschaftlichen
Sektoren – wie z. B. den Unternehmen, den Banken oder dem Staat – zur Verfügung stellen. Diese Finanzmittel
sind besonders für die Refinanzierung der Banken von Bedeutung. „Das in Österreich beschlossene Stabilitätspaket
sichert das Vermögen der Anleger und Sparer“ erläutert Andreas Ittner bei der Präsentation der Ergebnisse.
Der Direktor der Hauptabteilung Statistik, Aurel Schubert, präsentierte in der Folge aktuelle Details aus
dem Finanzverhalten der privaten Haushalte in Österreich. Dieses lässt sich durch folgende Punkte zusammenfassen:
- Die weiterhin anhaltend hohe Geldvermögensbildung ist ein Spiegelbild der steigenden Ersparnisse der Österreicher.
Die Sparquote belief sich 2007 auf 11,7%.
- Österreicher investierten wieder mehr in Bankeinlagen: 9 Mrd Euro von 12,4 Mrd Euro (oder 72% aller Neuveranlagungen)
in den ersten sechs Monaten 2008.
- Banken sind die erste Zieladresse bei Finanzinvestitionen der Haushalte: 9,7 Mrd Euro oder 78% der Neuveranlagungen.
Dazu zählen neben Einlagen auch verstärkt wieder Bankanleihen.
- Private Haushalte binden sich bei der Veranlagung kürzer: fast ¾ der gesamten Finanzanlagen im
ersten Halbjahr 2008 gingen in Einlagen und Wertpapiere mit einer Bindungsfrist von maximal einem Jahr; nicht zuletzt
auf Grund der attraktiven Zinsanhebungen der Banken in diesem Segment.
- Das Geldvermögen zum Ultimo 2008 betrug 422 Mrd Euro. Im Ranking der beliebtesten Sparformen lagen das
Sparbuch und die Lebensversicherung voran: 34% bzw. 15% machten diese beiden Produkte vom gesamten Finanzvermögen
der Österreicher Ende Juni 2008 aus.
- Österreicher verschuldeten sich 2008 moderat: 1,9 Mrd Euro im ersten Halbjahr. Wichtigster Grund für
die Schuldenaufnahme ist die Wohnraumbeschaffung bzw. -erhaltung.
- Private Haushalte müssen 2008 mehr für ihre Kredite an Zinsen bezahlen: Der Zinsaufwand stieg gegenüber
dem ersten Halbjahr 2007 im ersten Halbjahr 2008 um 20% auf 3,4 Mrd Euro. Treibende Kraft waren die gestiegenen
Interbankzinssätze, an die die variablen Kundenzinssätze gekoppelt sind.
- Die Verschuldung der österreichischen Haushalte betrug zur Jahresmitte 2008 145 Mrd Euro, davon 123 Mrd
Euro bei inländischen Banken.
- Die Fremdwährungsverbindlichkeiten der privaten Haushalte machten zum selben Stichtag 34 Mrd Euro aus,
73% davon sind auf Grund des hohen Anteils von endfälligen Krediten erst nach 2018 fällig.
|