Schwerpunkt Einkommensgerechtigkeit zwischen Frauen und Männern
Wien (rk) - Unter dem Titel "Reduzierung der Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern"
steht die diesjährige FEMCities - Fachkonferenz, die Wiens Frauenstadträtin Sandra Frauenberger am 28.10.
eröffnet hat.
Geschlechtsspezifische Einkommensschere existiert nach wie vor
Vertreterinnen aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft präsentieren im Rahmen der Konferenz aktuelle
Zahlen und Fakten, wissenschaftliche Erkenntnisse und europäische Vorzeigemodelle. Zudem werden Handlungsoptionen
für Verwaltung und Unternehmen zur Herstellung von mehr Einkommensgerechtigkeit im Rahmen einer Podiumsdiskussion
thematisiert.
Einkommensgerechtigkeit war bereits beim 1. Internationalen Frauentag 1911 eine der zentralen Forderungen der Frauenbewegung.
1957 wurde im EG-Vertrag der Grundsatz des gleichen Entgelts für Männer und Frauen bei gleicher oder
gleichwertiger Arbeit festgelegt. Noch heute sind diese Forderungen nicht verwirklicht, nach wie vor existiert
die geschlechtsspezifische Einkommensschere in allen Ländern Europas.
Wien steht im Österreich Vergleich gut da - Einkommensschere in Wien mit 20% am geringsten
Frauenstadträtin Frauenberger betonte in ihrem einleitenden Statement, dass Wien im Österreich-Vergleich
zwar sehr gut dastehe. So ist die Frauenerwerbsquote in Wien mit 76 % weitaus höher als im Österreichdurchschnitt
(63 %) und auch die Einkommensschere ist in Wien mit 20 % am geringsten. Insgesamt, so Frauenberger weiter, sei
Österreich im europäischen Vergleich aber weit abgeschlagen. Laut EU-Genderbericht rangiert Österreich
an 13. Stelle unter 18 ausgewählten Ländern.
Bündel an Maßnahmen notwendig, um gegen Einkommensunterscheide wirksam anzukämpfen
Die Gründe für bestehende Einkommensunterschiede seien hinlänglich bekannt und lassen sich an den
nach wie vor bestehenden Vorurteilen, wie Frauenarbeit ist weniger wert als Männerarbeit festmachen, erklärte
die Stadträtin. Obwohl Frauen bei höheren Bildungsabschlüssen gleichgezogen bzw. die Nase vorne
haben, schlage sich dieser Umstand immer noch nicht auf die Einkommenssituation nieder. Um gegen Einkommensunterschiede
wirksam anzukämpfen, brauche es daher ein Bündel an Maßnahmen, unterstrich sie. Frauenberger nannte
in diesem Zusammenhang unter anderem gesetzliche Regelungen zur Offenlegung von Einkommen, eine transparente Gestaltung
von Gehaltsschemata, die Koppelung der öffentlichen Auftragsvergabe an Frauenförderung, sowie mehr Anreize
für Väter-Karenz.
Frauenberger: "Bewusstseinsbildung bei Betrieben schaffen und sie in die Verantwortung nehmen"
Gebe es auf bundesgesetzlicher Ebene inklusive der Arbeitsmarktmaßnahmen im Bereich der Kollektivvertragspolitik
schon eine ganze Reihe von Instrumentarien zum Schließen der Einkommensschere, so sei es auf kommunalpolitischer
Ebene weitaus schwieriger entsprechende Steuerungsmechanismen zu finden, stellte die Stadträtin fest.
Frauenberger wörtlich: "Wien setzt daher auf mehreren Ebenen den Hebel an. So ist aktive Frauenförderung
in der Stadt Wien selbst integraler Bestandteil der Personalpolitik. Aufgrund der Einführung der Frauenquote
hat der Anteil der Frauen in Führungsposition in kurzer Zeit enorm zugenommen. Waren es 1996 noch 5%, so ist
der Frauenanteil in Führungspositionen 2008 auf 26% angestiegen. Die Stadtverwaltung als größte
Arbeitgeberin Wiens fungiert hier ganz bewusst als role model für die Wirtschaft. Die Privatwirtschaft muss
für eine wirksame und nachhaltige Gleichstellung von Frauen aber auch ganz gezielt in die Verantwortung genommen
werden. Dabei geht es vor allem darum, Bewusstsein zu schaffen, dass "betriebliche Frauenförderung"
für beide Seiten ein Gewinn ist."
Einen wesentlichen Beitrag dazu stellt das vor kurzem präsentierte und von der Frauenabteilung der Stadt Wien
herausgegebene Handbuch "Frau + Mann gleich fördern = gewinnen! - Gleichstellung als Erfolgsformel für
Unternehmen" dar. Das Handbuch richtet sich primär an UnternehmerInnen, besonders an Führungspersonen
in Klein-, Mittel- und Großbetrieben und zeigt praxisorientiert wie Chancengleichheit zwischen Frauen und
Männern im Betrieb erfolgreich geplant, realisiert und evaluiert werden kann und welche positiven Effekte
sich dadurch ergeben.
Frauenberger abschließend: "Neben weiteren gesetzlichen Regelungen ist jedenfalls einer der Schlüssel,
um Einkommens- und Verteilungsgerechtigkeit zwischen Frauen und Männer zu erreichen, eine forcierte Bewusstseinsbildung
bei den Unternehmen selbst. Je mehr Länder und Kommunen dabei an einem Strang ziehen, umso schneller kommen
wir ans Ziel, dass Frauen im umfassenden Sinn selbstbestimmt, unabhängig, sicher und gleichgestellt leben
können. Durch den gegenseitigen Austausch über europäische Best Practice Beispiele und die Netzwerkfunktion
ist die FEMCities - Konferenz hier jedenfalls eine wichtige und unverzichtbare Partnerin." |