Faymann:
Ende November sollte Klarheit herrschen
Entschlossen und engagiert die Arbeit in den Vordergrund stellen
Wien (sk) - "Wir haben uns geeinigt, eine Kraftanstrengung zu unternehmen, zur Verhinderung
von Arbeitslosigkeit und zur Belebung der Konjunktur. Der Zeitplan sieht vor, daß die Arbeitsgruppen nächste
Woche ihre Verhandlungen abschließen. Ich würde sagen, es geht ins Finale", so SPÖ-Parteivorsitzender
Werner Faymann am 08.11. im Ö1-Radio "Journal zu Gast". Er gehe davon aus, daß Ende November
Klarheit darüber herrsche, ob noch eine offene Frage auszureden sei oder man fertig sei. Zur Tarif- und Steuersenkung
hielt der SPÖ-Parteivorsitzende fest, daß neben der Entlastung von Einkommen zwischen 1.100 Euro und
4.000 Euro auch die steile Kurve beim Einstiegssteuersatz verflacht werden solle.
"Wir haben immer gesagt, wir wollen vor Weihnachten fertig sein, um zu zeigen, wir haben den Wählerwillen
verstanden, wir wollen entschlossen und engagiert, die Arbeit in den Vordergrund stellen, das ist angesichts der
Wirtschaftskrise auch ein Gebot der Stunde", so Faymann.
"Bei der Tarif- und Steuersenkung wollen wir diejenigen entlasten, deren Einkommen zwischen 1.100 Euro und
4.000 Euro liegen, aber das werden nicht die einzigen sein", so Faymann. Zur Absenkung des Eingangssteuersatzes
hielt der SPÖ-Vorsitzende fest: "Das ist eine der Absichten, aber ich möchte die Arbeitsgruppe,
die dies festzulegen hat, nicht mit Vorgaben zupflastern." Es gebe mehrere Möglichkeiten, wie man die
steigende Kurve, der man Steuern zahlt und die schnell sehr steil wird, abzuflachen. Dieser rasche Anstieg des
Eingangssteuersatzes müsse jedenfalls verflacht werden.
Auch arbeitslose Menschen sollen profitieren
Faymann betonte, daß die Senioren mit den Beschlüssen, die bereits vor der Wahl zustande kamen,
1 Milliarde mehr bekommen, also mit der Pensionserhöhung nach dem Warenkorb, dem Einmalzuschuss und dem Heizkostenzuschuss
für die Bezieher kleiner Pensionen. "Wir haben für jene, die unter 1100 Euro verdienen, die Arbeitslosenbeiträge
gestrichen und für die Menschen, die bis zu 1350 Euro verdienen, die Beiträge gekürzt. Aber auch
arbeitslose Menschen, die weder von den Maßnahmen der Senioren noch von den Maßnahmen für kleine
Einkommensbezieher profitiert haben, sollten jetzt mitverhandelt werden", so Faymann.
Zur Entlastung von Familien stellte der SPÖ-Vorsitzende fest, daß er der Meinung sei, bei Familienbeihilfe
oder anderen Direktzahlungen sollten keine Unterschiede gemacht werden. Es gebe auch Forderungen, daß jene,
die mehr Steuern zahlen und Kinder haben, auch entlastet werden sollen. Diese beiden Themen schneiden sich und
stehen in Verhandlung.
Zu den geplanten Einsparungen in der Höhe von 8 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren stellte
Faymann klar: "Die 3 Prozent-Grenze ist kein Heiligtum, in ganz Europa wird diese Grenze als höchstes,
oberstes Ziel von vielen Ländern überschritten." Man müsse aber eine Annahme treffen, um vorher
zu wissen, wie die Größenordnung der Einsparungen und Ausgaben sein werde. Der Rechnungshof habe in
allen Bereichen, wie Verwaltung, Bürokratie und Doppelgleisigkeiten, mindestens den doppelten, wenn nicht
dreifachen Betrag für Einsparungen aufgezeigt.
Entschuldung der Krankenkassen erst Anfang der Gesundheitsreform
Die Krankenkassen erhalten nach den Plänen von SPÖ und ÖVP 450 Millionen Euro zur einmaligen
Entschuldung und die jährlichen gestiegenen Zuschüsse durch die Senkung der Mehrwertsteuer auf Medikamente.
Das reiche um für die nächsten paar Jahre höhere Selbstbehalte abzuwenden. "Das ist erst der
Anfang einer Gesundheitsreform", betonte Faymann.
Das Thema Vermögenszuwachssteuer sei nicht erledigt, aber deswegen nicht vereinbart, "weil der Bürger
soll nicht den Eindruck haben, wir machen jetzt einen Steuersenkung, um dann die Steuern zu erhöhen, das wäre
falsch". Aber eine europäische Transaktionssteuer, die in Richtung Vermögenszuwächse geht,
sei auf der Tagesordnung.
Zum Thema EU hielt Faymann fest, wenn eine Formulierung herauskomme, wir wollen eine positive Kontrolle der EU,
sei das gut. Aber Kapitel hineinzuschreiben, die die soziale Entwicklung der EU aufzeigen, um dann im Kleingedruckten
festzuhalten, die SPÖ darf keine Volksabstimmung fordern, "das unterschreibe ich nicht". Er, so
Faymann, habe das Gefühl, er höre nicht mehr so oft, daß die SPÖ einer Volksabstimmung abschwören
solle. Man sollte nicht versuchen dem anderen etwas aufzuoktroyieren.
Auf etwaige Ressortverteilungen angesprochen, sagte Faymann: "Wir brauchen eine Regierung, in der nicht wichtig
ist, welches Parteibuch ein Minister hat, sondern welche Einstellung er für das gemeinsame Ziel hat."
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Strutz: Rot und Schwarz geht es um Posten, nicht um die Menschen
"Österreicher haben SPÖ und ÖVP abgewählt, bekommen aber wieder
das gleiche grausige Menü vorgesetzt"
Wien (bzö) - Zu den Ausführungen von SPÖ-Chef Faymann im Ö1-Mittagsjournal stellte
BZÖ-Generalsekretär Martin Strutz fest, dass "die Koalitionsverhandlungen lediglich eine Schmierenkomödie
seien, bei der die Österreicher für dumm verkauft werden". "In Wirklichkeit geht es SPÖ
und ÖVP nur um die Absicherung ihrer eigenen Ämter und Posten und nicht wirklich um die Sorgen der Österreicher.
Das merkt man daran, dass Faymann kein einziges Wort zu den skandalösen geplanten Postamtsschließungen
und den damit verbundenen tausenden Arbeitsplatzverlusten gefunden hat", so Strutz.
Die rot-schwarze Einigung über das Budget bringe vor allem eine Entlastung für die Banken, Krankenkassen
und anderen Institutionen nicht aber für die Menschen. "Was Faymann heute präsentierte, ist nichts
anderes als ein Placebo, das die Menschen in ihrem Zorn über die Misswirtschaft von Rot und Schwarz beruhigen
und darüber hinwegtäuschen soll, dass das ganze Geld der Österreicher den Banken, der AUA und den
von SPÖ und ÖVP in die Pleite geführten Krankenkassen zur Verfügung gestellt wird", sagte
Strutz.
"Die rot-schwarze Zwangsehe ist ein reines Machtkonglomerat, wo im Hintergrund gewichtige Personen aus der
Wirtschaft und aus dem Bankenbereich die Fäden ziehen, ihre Eigeninteressen verfolgen und Faymann und Pröll
sind dabei lediglich Marionetten. Im Gegensatz dafür, dürfen rote und schwarze Minister, die bisher schon
versagt haben, weiter auf ihren Ministersesseln Platz nehmen. Die Österreicher haben SPÖ und ÖVP
abgewählt und zeigten mit dieser Abwahl, dass sie diese Form der Regierung nicht wollen, bekommen aber wieder
das gleiche grausige Menü vorgesetzt", schloss Strutz. |