Wien (rk) - Vor 29 Jahren, am 10. November 1979, starb der österreichische Schriftsteller Friedrich
Torberg im Alter von 71 Jahren an einem Gefäßleiden. Er wurde in einem Ehrengrab der Gemeinde Wien beigesetzt.
Den weitaus größten Teil seines Nachlasses hatte er der Stadt Wien vermacht. Dieser Briefnachlass, in
etwa 100.000 Blatt, wird heute von der Wienbibliothek im Rathaus verwaltet. Einen Teil der Briefe kann man in der
aktuellen Torberg-Ausstellung im Jüdischen Museum Wien (bis 1.2.2009) begutachten.
Torberg - Stationen seines Lebens
Friedrich Torberg wird am 16. September 1908 in Wien als zweites dreier Kinder von Alfred und Therese Kantor geboren.
1921 übersiedelt die Familie nach Prag, wo Torberg das Deutsche Staatsrealgymnasium besucht. Im Juli 1927
scheitert er beim ersten Versuch, die Matura abzulegen. Selten dürfte ein durchgefallener Maturant aber derart
aufsehenerregend vom Scheitern profitiert haben wie Torberg. Denn im Jahr der Wiederholung beginnt er mit der Niederschrift
seines Romans "Der Schüler Gerber hat absolviert" (1930), der zum Bestseller wird und noch heute
ein Klassiker seines Genres ist. Noch vor Erscheinen des Romans, den sein Förderer Max Brod an den Verlag
von Paul Zsolnay vermittelt hat, publiziert er erste literarische Texte im "Prager Tagblatt" unter dem
Pseudonym Torberg, das sich aus den Namensbestandteilen seiner Eltern zusammensetzt (die Mutter war eine geborene
Berg).
Unter dem NS-Regime werden Torbergs literarische Werke von den deutschen Zensurbehörden bald auf die "Liste
1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" gesetzt. Im Juni 1938 geht Torberg in die Emigration:
Er fliegt von Prag nach Zürich. Die Schweiz muß er am 1. Juni 1939 verlassen, Torberg geht nach Paris.
In Frankreich schließt er sich nach Ausbruch des Krieges der tschechischen Exilarmee an, wird jedoch nicht
in Kampfhandlungen verwickelt. Knapp vor den deutschen Truppen gelingt es Torberg über Spanien nach Portugal
zu entkommen. Dort bekommt er mit Hilfe einer US-Hilfsorganisation, des Emergency Rescue Committee, ein Visum für
die USA. Als einer von »Ten Outstanding Anti-Nazi Writers« gelangt Torberg im Oktober 1940 nach Hollywood,
wo er einen Vertrag bei den Warner Brothers auf ein Jahr erhält.
1951 kehrt Torberg wieder nach Wien zurück, wo er zunächst als freier Publizist für den "Wiener
Kurier" und für den Sender "Rot-Weiß-Rot" arbeitet. Im Auftrag des Kongresses für
Kulturelle Freiheit wird er Herausgeber der ab 1954 erscheinenden kulturpolitischen Zeitschrift "FORVM",
eine Funktion, die er bis 1965 bekleidet. Das Periodikum ist bis heute umstritten, da es seine Inhalte ganz in
den Dienst des Kalten Kriegs stellte.
Einen nicht erwarteten Bestseller landet Torberg dann jedoch 1975 mit dem Anekdotenband "Die Tante Jolesch
oder Der Untergang des Abendlandes", ein Erfolg, der 1978 mit "Die Erben der Tante Jolesch" sogar
noch eine Fortsetzung findet. Etwa einen Monat vor seinem Tod erhiält Torberg den Großen Österreichischer
Staatspreis für Literatur. Weitere seiner Auszeichnungen sind u.a. der Preis der Julius Reich-Stiftung (1933),
die Richard Meister-Medaille (1974) und das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1976). |