Die Stadt und ihre Ehrengräber - Zilks Ehrengrab nahe der Präsidentengruft
Wien (rk) - Der Wiener ist bekanntlich eine besondere Beziehung mit dem Tod
eingegangen. Er besingt ihn, widmet ihm literarische Werke, irgendwie mag er ihn, fühlt sich ihm verwandt.
Auch die Ehrung der Toten ist ein Teil des Wiener Rituals. So soll es durchaus schon vorgekommen sein, dass einer
verdienten Person erst nach dem Ableben die angemessene Ehrung zu Teil wurde. Auch ein entsprechender Ort der Huldigung
ist vorgesehen - das Ehrengrab. Für Nicht-Wiener mag diese innige Beziehung zum Tod befremdlich wirken. Aber
nicht nur tausende Wiener strömen auf ihren geliebten Zentralfriedhof, um den Geehrten einen Besuch abzustatten.
Selbst der gut informierte Tourist weiß Bescheid um die besondere Beziehung zum Tod und findet sich ebenfalls
mit tausenden anderen Reisenden regelmäßig am Zentralfriedhof ein. So ist es auch nicht verwunderlich,
dass die höchste Ehre, die einem in der Bundeshauptstadt zu Teil werden kann, nicht ein goldener Orden oder
ein Titel ist, sondern ein Ehrengrab. Und das hat Tradition.
Ehrengrab hat Tradition
Am 1. November 1874 wurde der heute 2,5 Quadratkilometer große Wiener Zentralfriedhof eröffnet.
Jakob Zelzer war der erste, der dort seine letzte Ruhestätte fand. Sein Grab existiert heute noch. Ihm folgten
bis heute etwa drei Millionen nach. Bereits 1881 fasste der Wiener Gemeinderat den Beschluss "berühmten
Persönlichkeiten eigene Grabstätten im Central-Friedhof zu widmen." Persönlichkeiten, die bereits
vor der Errichtung gestorben waren, wie etwa Johann Strauß Vater, wurden kurzer Hand "umgesiedelt".
Die prunkvolle Beisetzung in ein Ehrengrab wurde bald zum "Renner" in der Bevölkerung - das Begräbnis
wurde zum öffentlichen Ereignis. Insgesamt gibt es auf dem Zentralfriedhof um die 330.000 Grabstellen.
Wer über die "letzte Ehre" entscheidet
"Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kunst, die zum Ansehen Wiens maßgeblich beigetragen
haben", so lautet die Verordnung, die über das Ehrengrab richtet. Zuständig für die Auswahl
ist das Kulturamt der Stadt Wien(MA 7), gemäß den "Richtlinien für Grabwidmungen". Die
letzte Entscheidung liegt aber beim Wiener Bürgermeister. Es gibt eine Ausnahme: Bundespräsidenten steht
immer ein Grab in der Präsidentschaftsgruft zu. Die Ehrengräber werden auf Friedhofsdauer vergeben, die
Stadt Wien kommt für Grabpflege und Grabmiete auf.
Prominenz aus Politik, Kultur und Wissenschaft
So haben sich im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Prominente am Zentralfriedhof "eingefunden".
Die Liste der Ehrengräber, etwa 1000 an der Zahl, ist lang und liest sich wie ein "Who is who" der
österreichischen Geschichte: Von Bruno Kreisky, Hans Moser, Leopold Figl, Curd Jürgens, Franz Werfel,
Karl Farkas und Adolf Loos bis zu Falco. Letzterer liegt übrigens nicht im Bereich der Ehrengräbergruppe
der Stadt Wien, sondern in Gruppe 40. Genau genommen hat der Musiker auch kein Ehrengrab, sondern einen Ehrenhain,
ein Unterschied freilich, der in der Praxis aber keine Rolle spielt. Eine Sonderrolle nimmt auch Gustav Klimt ein,
der zwar ein Ehrengrab besitzt, aber am Hietzinger Friedhof begraben ist. Auch den Wiener Bürgermeistern wurden
Ehrengräber zugesprochen. Das betrifft auch den kürzlich verstorbenen Helmut Zilk, der kommenden Samstag
in Parzelle 32C, in der Nähe des ehemaligen ÖGB-Präsidenten Anton Benya und Ex-Bundeskanzler Bruno
Kreisky seine letzte Ruhe finden wird.
Das Buch "Wiener Zentralfriedhof Ehrengräber" kann zum Preis von 10 Euro bei der Friedhöfe
Wien GmbH unter der Telefonnummer 534 69-0 bestellt werden. |