Brüssel (europa.eu) - Die Kommission hat am 05.11. ihr jährliches Strategiepapier zur Erweiterungspolitik
der EU verabschiedet. Darin wird hervorgehoben, welche Rolle die Erweiterungspolitik der EU im Zusammenhang mit
ihrem strategischen Interesse an Stabilität, Sicherheit und Konfliktverhütung spielt. Darüber hinaus
gibt die Kommission einen Überblick über die Fortschritte, die die westlichen Balkanländer und die
Türkei im letzten Jahr erzielt haben, und nennt die noch zu bewältigenden Herausforderungen. Die westlichen
Balkanländer können auf dem Weg zum EU-Beitritt schneller vorankommen, wenn sie den Bedingungen gerecht
werden. Es müsste möglich sein, die Endphase der Beitrittsverhandlungen mit Kroatien bis Ende 2009 zu
erreichen, sofern das Land alle notwendigen Voraussetzungen erfüllt. Das Tempo der Beitrittsverhandlungen
mit der Türkei wird auch künftig auf das Reformtempo im Land abgestimmt.
Die Erweiterung dient dem strategischen Interesse der EU an Stabilität, Sicherheit und Konfliktverhütung.
Sie hat dazu beigetragen, Wohlstand und Wachstumsmöglichkeiten zu fördern, den Anschluss an wichtige
Verkehrsadern und Energierouten zu verbessern und der EU in der Welt mehr Gewicht zu verleihen. Angesichts der
Herausforderungen, die in jüngster Zeit an die Stabilität in der östlichen Nachbarschaft der EU
gestellt wurden, ist eine konsequente Umsetzung der Erweiterungspolitik wichtiger denn je. Die derzeitige Erweiterungsagenda
erstreckt sich auf die westlichen Balkanländer und die Türkei.
Anlässlich der Vorstellung der Berichte erklärte Erweiterungskommissar Olli Rehn: „Der mit Auflagen versehene,
vorläufige Zeitplan, den wir heute für Kroatien vorlegen, sollte als Ermutigung für das Land angesehen
werden, seine Reformen voranzutreiben. Der Erfolg hängt von der Fähigkeit Kroatiens ab, die Voraussetzungen
für den EU-Beitritt zu erfüllen. Je nach den Fortschritten des Landes muss der vorläufige Zeitplan
möglicherweise angepasst werden. Kroatien ist nun selbst am Ball und die Kommission wird die Erfüllung
der Voraussetzungen sorgfältig überwachen.“
„Ich begrüße auch die Fortschritte der übrigen westlichen Balkanländer. Ihr Vorankommen auf
dem Weg zum EU-Beitritt kann beschleunigt werden, wenn sie die Bedingungen erfüllen. Potenzielle Kandidatenländer
könnten den Kandidatenstatus erlangen, wenn sie den notwendigen Vorbereitungsstand nachweislich erreichen.
Zur europäischen Zukunft des Kosovo[1] werden wir eine Durchführbarkeitsstudie vorlegen.“
„Die Türkei ist für die EU von großer strategischer Bedeutung und ich begrüße die konstruktive
Rolle, die sie während der Kaukasuskrise gespielt hat. Im Übrigen ist festzustellen, dass die Innenpolitik
2008 von starken politischen Spannungen geprägt war. Die Türkei sollte ihre Reformbemühungen nun
unbedingt energischer vorantreiben. Das Tempo der Verhandlungen wird auch künftig auf das Reformtempo in der
Türkei abgestimmt.“
Die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien hat bei der Justizreform und der Umsetzung der SAA-Verpflichtungen
gute Fortschritte erzielt und trägt durch die Umsetzung des Abkommens von Ohrid weiterhin zur Festigung einer
multiethnischen Demokratie bei. Das Land muss jedoch für die Durchführung freier und gerechter Wahlen
sorgen und den Dialog zwischen den wichtigsten politischen Parteien und Akteuren verbessern. Auch bei der Bekämpfung
der Korruption, der Verbesserung des Unternehmensumfelds und der Förderung der Beschäftigung waren einige
Fortschritte zu verzeichnen. Weitere Anstrengungen sind jedoch erforderlich. Die Kommission wird die Fortschritte
in den betreffenden Bereichen weiterhin sorgfältig überwachen.
Albanien, Montenegro und Bosnien und Herzegowina kommen mit der Umsetzung ihrer Interimsabkommen voran und haben
in wichtigen Reformbereichen Fortschritte erzielt. Die Festigung der Rechtsstaatlichkeit und der Ausbau der Durchsetzungskapazitäten
der Behörden stellen für diese Länder weiterhin eine große Herausforderung dar. So muss Albanien
für die ordnungsgemäße Vorbereitung und Durchführung seiner Parlamentswahlen im Jahr 2009
sorgen. Montenegro muss die Justizreform mit Nachdruck fortsetzen. Bosnien und Herzegowina muss nun dringend den
notwendigen politischen Konsens erzielen und die Reformen vorantreiben, vor allem mit Blick auf die Übernahme
größerer Eigenverantwortung für die Staatsführung.
Serbien muss auf den positiven Entwicklungen aufbauen, indem es uneingeschränkt mit dem IStGHJ zusammenarbeitet
und in vorrangigen Reformbereichen – Rechtsstaatlichkeit und Wirtschaftsreformen - konkrete Fortschritte vorweist.
Sofern Serbien diese Voraussetzungen erfüllt, könnte das Land 2009 den Kandidatenstatus erhalten.
Kosovo ist in die den westlichen Balkanstaaten gebotene europäische Perspektive eingebunden. Die Stabilität
wurde insgesamt gewahrt. Die europäische Integration des Kosovo befindet sich jedoch in den meisten relevanten
Bereichen noch in den Anfängen. Im Herbst 2009 wird die Kommission eine Durchführbarkeitsstudie vorlegen,
in der untersucht wird, wie die politische und sozioökonomische Entwicklung des Kosovo gefördert werden
kann und wie das Kosovo als Teil der Region bei der Integration in die EU am besten vorankommen kann.
Die Kommission ergreift weiterhin Maßnahmen, um die europäische Perspektive für die Bürger
und die Unternehmen in den westlichen Balkanstaaten besser sichtbar zu machen. Sobald ein Land die festgelegten
Bedingungen erfüllt, könnte die Kommission vorschlagen, dass die Visumspflicht für das betreffende
Land im Verlauf des Jahres 2009 aufgehoben wird.
[1] Gemäß Resolution 11244/99 des VN-Sicherheitsrates. |