Ausstellung "500 Jahre Paramente und Vasa sacra" ist bis 30. Jänner auf der Westempore
zu sehen - Eröffnung durch Bischof Krätzl und Stadtrat Ludwig
Wien (kap) - Eine Aufsehenerregende Ausstellung über "500 Jahre Paramente und Sakrale Gefäße"
hat das Wiener erzdiözesane Referat für Denkmalpflege aus Anlass der 13. internationalen Tagung
über "Kulturelles Erbe und neue Technik" auf der Westempore des Stephansdoms gestaltet. Weihbischof
Helmut Krätzl sagte am Abend des 04.11. bei der Eröffnung der Ausstellung, es sei bedeutsam, daß
bei dem internationalen Symposion Wert auf die religiöse Kunst gelegt wird: "Was wäre Europa ohne
religiöse Kunst?" Stadtrat Michael Ludwig betonte die "gute Zusammenarbeit zwischen katholischer
Kirche und Stadt Wien". Ludwig zitierte den Wiener Tiefenpsychologen Viktor Frankl, der darauf verwiesen habe,
daß drei Elemente - "Religion, Kunst, Liebe" - die "Banalität des Daseins" durchbrechen.
In sakralen Kunstwerken kämen diese Elemente gut zum Ausdruck.
Domkustos Prälat em. Prof. Josef Weismayr verwies darauf, daß die bei der Ausstellung gezeigten Paramente
und sakralen Gefäße größtenteils im Gottesdienst verwendet werden. Auch der Stephansdom sei
"kein Museum"; an jedem Werktag gebe es sechs Eucharistiefeiern im Dom, neben den Touristen sei immer
eine große Zahl von "stillen Betern" in der Kathedrale anzutreffen.
Bischof Krätzl betonte bei der Eröffnung die vielfache Bedeutung der sakralen Kunstwerke. Gerade in einer
multikulturellen Gesellschaft wie der heutigen gehe es darum, sich der eigenen Kultur bewusst zu sein, um auch
andere Kulturen schätzen zu können. Die Paramente und sakralen Gefäße seien zugleich "Zeichen
der Ehrfurcht" vor dem heiligen Geschehen der Messfeier. Diese Kunstwerke erinnerten aber auch daran, daß
es seit jeher die Christen waren, die neben allen kostbaren Geräten für den Gottesdienst in erster Linie
an die "Armen und Ausgegrenzten" dachten. "Kunst und Caritas sind keine Gegensätze", so
Bischof Krätzl wörtlich.
Die Wiener Diözesankonservatorin Hiltigund Schreiber verwies darauf, daß in der Ausstellung die doppelte
Aufgabe kirchlicher Denkmalpflege zum Ausdruck kommt: "Historisch Gewachsenes in Würde zu bewahren und
Neues zu schaffen". Bei den Ausstellungsobjekten handle es sich um "Kostbarkeiten", die aber nicht
musealen Charakter haben, sondern größtenteils nach wie vor im Gottesdienst verwendet werden: "Für
uns sind diese Objekte keine Antiquitäten, sondern Zeichen des Glaubens". In dieser Form habe es im mitteleuropäischen
Raum noch nie eine vergleichbare Ausstellung gegeben. Sr. Imelda Ruf, die eine international anerkannte Fachfrau
der Paramentenstickerei ist, erläuterte bei der Eröffnung die Geschichte der einzelnen Objekte, die aus
den Beständen des Stephansdoms, der Franziskaner, des Salesianerinnen-Klosters am Rennweg und des Stephanus-Hauses
stammen.
Die Ausstellung sei einzigartig, so Schreiber: "Eine solche Vielfalt an Objekten über einen Zeitraum
von 500 Jahren wurde in dieser Kombination noch nie gezeigt", erklärte die Diözesankonservatorin,
die mit ihren Mitarbeitern im Referat für Denkmalpflege die Ausstellung zusammengestellt hat.
"Mit Liebe und Sorgfalt zur Ehre Gottes"
Zu sehen ist unter anderem der kostbare Ornat, den der damalige Wiener Bischof Philipp Breuner 1647 gestiftet
hatte; der "Breuner-Ornat" wird bis heute von den Wiener Erzbischöfen beim Hochamt am Stephanitag
getragen. Auch der "Eleonoren-Ornat", der 1697 anlässlich der Übertragung des Gnadenbildes
"Maria Pocs" in den Dom von Kaiserin Eleonore gestiftet worden ist, wird gezeigt.
Die prunkvollen Messgewänder seien nicht geschaffen worden, um Priester "herauszuputzen", sondern
"mit Liebe und Sorgfalt zur Ehre Gottes und zur Verkündigung", erklärte Sr. Imelda Ruf bei
der Ausstellungseröffnung. Die Benediktinerin beschäftigt sich seit den sechziger Jahren mit liturgischen
Gewändern und deren Herstellung. Das von ihr gestaltete Messgewand für Benedikt XVI., das der Papst im
Vorjahr bei der Messfeier im Stephansdom trug, ist ebenfalls Teil der Ausstellung.
Neben den Messgewändern sind liturgische Geräte ("vasa sacra") wie Kelche, Monstranzen, Weihrauchgefäße
zweiter Schwerpunkt der Ausstellung. Gezeigt wird etwa die "Dornbusch-Monstranz" der Franziskaner. Zu
sehen ist aber auch der Bischofsstab von Kardinal Christoph Schönborn und die Glasmonstranz, die von Heinz
Ebner für den Besuch von Benedikt XVI. in der Wiener Kirche Am Hof in einer modernen Glasschmelztechnik angefertigt
worden ist.
Die Ausstellung "500 Jahre Paramente und Vasa sacra" auf der Westempore des Stephansdoms ist bis 30.
Jänner 2009 jeweils von Montag bis Samstag in der Zeit von 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt
ist frei. |