Vortrag von Altbundeskanzler Schüssel zur Zukunft Europas in Athen   

erstellt am
17. 11. 08

Athen (österr. botschaft) - Auf Einladung der Karamanlis Stiftung hielt Altbundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel am 13.November in Athen einen Vortrag zum Thema „Quo Vadis Europe?“. Dr. Schüssel wurde in Athen von Premierminister Kostas Karamanlis empfangen und traf auch zu einem Gespräch mit der griechischen Außenministerin Dora Bakoyannis zusammen.

In seinem Vortrag betonte Dr. Schüssel, dass die großen globalen Herausforderungen – Finanzkrise, Energieversorgung, Klimaschutz und Migration – mehr denn je ein gemeinsames und solidarisches Auftreten Europas fordern. Bei der Finanzkrise stelle die EU unter Beweis, dass sie zu effektivem Krisenmanagement fähig sei. Es gebe keinen Grund an der Tragfähigkeit des europäischen Modells, das auf parlamentarischer Demokratie, sozialer Marktwirtschaft und Überwindung von engstirnigem Nationalismus aufbaue, zu zweifeln. Europa müsse offen bleiben. Die EU-Integration des Balkans sei unerlässlich, um in dieser Region Stabilität zu garantieren. Europa müsse sein Modell selbstbewusst vertreten und rasch handeln, wobei die Wahl Obamas zum US-Präsidenten hoffen lasse, dass sich neue Möglichkeiten für die transatlantische Zusammenarbeit bei der Bewältigung der globalen Probleme eröffnen.

Die in vielen EU-Mitgliedstaaten aufkeimenden euroskeptischen Tendenzen seien besorgniserregend. Hinter der Forderung nach Referenden verstecke sich oft der Wunsch nach einem „nein“ zum Integrationsmodell der EU. Der pauschale Ruf nach mehr einzelstaatlichen Referenden über EU-Verträge biete keine Lösung, sondern lähme die graduelle Entwicklungsmöglichkeit der EU. Die großen politischen Gruppierungen sollten gewärtig sein, dass es bei den EP-Wahlen 2009 um ein ja oder nein zum europäischen Modell gehen werde.

Die Förderung der Idee eines vereinigten Europas gehört zu den expliziten Zielen der Karamanlis Stiftung, die 1983 zu Ehren von Konstantinos Karamanlis gegründet wurde. Konstantinos Karamanlis, Onkel des derzeitigen Premierministers, führte Griechenland zwischen 1974 und 1980 als Premierminister zur Demokratie zurück und ebnete den Weg für den Beitritt des Landes zu den Europäischen Gemeinschaften im Jahr 1981. Von 1980 bis1985 und von 1990 bis 1995 war er griechischer Staatspräsident.
     
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