Athen (österr. botschaft) - Auf Einladung der Karamanlis Stiftung hielt Altbundeskanzler Dr. Wolfgang
Schüssel am 13.November in Athen einen Vortrag zum Thema „Quo Vadis Europe?“. Dr. Schüssel wurde
in Athen von Premierminister Kostas Karamanlis empfangen und traf auch zu einem Gespräch mit der griechischen
Außenministerin Dora Bakoyannis zusammen.
In seinem Vortrag betonte Dr. Schüssel, dass die großen globalen Herausforderungen – Finanzkrise, Energieversorgung,
Klimaschutz und Migration – mehr denn je ein gemeinsames und solidarisches Auftreten Europas fordern. Bei der
Finanzkrise stelle die EU unter Beweis, dass sie zu effektivem Krisenmanagement fähig sei. Es gebe keinen
Grund an der Tragfähigkeit des europäischen Modells, das auf parlamentarischer Demokratie, sozialer Marktwirtschaft
und Überwindung von engstirnigem Nationalismus aufbaue, zu zweifeln. Europa müsse offen bleiben. Die
EU-Integration des Balkans sei unerlässlich, um in dieser Region Stabilität zu garantieren. Europa müsse
sein Modell selbstbewusst vertreten und rasch handeln, wobei die Wahl Obamas zum US-Präsidenten hoffen lasse,
dass sich neue Möglichkeiten für die transatlantische Zusammenarbeit bei der Bewältigung der globalen
Probleme eröffnen.
Die in vielen EU-Mitgliedstaaten aufkeimenden euroskeptischen Tendenzen seien besorgniserregend. Hinter der Forderung
nach Referenden verstecke sich oft der Wunsch nach einem „nein“ zum Integrationsmodell der EU. Der pauschale Ruf
nach mehr einzelstaatlichen Referenden über EU-Verträge biete keine Lösung, sondern lähme die
graduelle Entwicklungsmöglichkeit der EU. Die großen politischen Gruppierungen sollten gewärtig
sein, dass es bei den EP-Wahlen 2009 um ein ja oder nein zum europäischen Modell gehen werde.
Die Förderung der Idee eines vereinigten Europas gehört zu den expliziten Zielen der Karamanlis Stiftung,
die 1983 zu Ehren von Konstantinos Karamanlis gegründet wurde. Konstantinos Karamanlis, Onkel des derzeitigen
Premierministers, führte Griechenland zwischen 1974 und 1980 als Premierminister zur Demokratie zurück
und ebnete den Weg für den Beitritt des Landes zu den Europäischen Gemeinschaften im Jahr 1981. Von
1980 bis1985 und von 1990 bis 1995 war er griechischer Staatspräsident. |