Wien (wifo) - Die österreichische Wirtschaft wuchs im III. Quartal 2008 um Saison- und Arbeitstagseffekte
bereinigt gegenüber der Vorperiode real um 0,1% (nach +0,3% im II. Quartal). Gegenüber dem Vorjahr betrug
die Zuwachsrate 1,5% (II. Quartal +2,2%). Vor dem Hintergrund des internationalen Abschwungs verzeichnet vor allem
die exportgetriebene Sachgütererzeugung einen deutlichen Rückgang. Während die Konjunktur auch in
der Bauwirtschaft langsam abflaut, kommen weiterhin Impulse aus dem Tourismus. Vorlaufindikatoren weisen darauf
hin, daß sich der Abschwung in der Industrie im IV. Quartal verstärken dürfte.
Das Wirtschaftswachstum verlor in Österreich im Jahresverlauf an Dynamik. Im III. Quartal lag die saison-
und arbeitstägig bereinigte Rate gegenüber dem Vorquartal bei nur noch +0,1%. Besonders deutlich zeigt
sich die Abschwächung in der konjunkturreagiblen Sachgütererzeugung: Die Wertschöpfung sank gegenüber
dem Vorquartal um 0,7%. Ein ähnlich hoher Rückgang war zuletzt im Jahr 2001 verzeichnet worden. Die Bauwirtschaft,
welche die nachlassende Konjunktur im 1. Halbjahr 2008 gestützt hatte, steigerte die Wertschöpfung im
Vorquartalsvergleich nur noch geringfügig (+0,2%). Während die Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen
abnahm, expandierten die Ausgaben der privaten Haushalte stabil (+0,3% gegenüber der Vorperiode).
Wegen des Konjunktureinbruchs auf den wichtigsten Absatzmärkten war die Exportnachfrage rückläufig
(-0,3% gegenüber dem Vorquartal). Nachdem einige große europäische Volkswirtschaften bereits im
II. Quartal geschrumpft waren, verstärkte sich der Abschwung in der EU im III. Quartal. Die Industrieproduktion
geht im Euro-Raum seit Mai im Vorjahresvergleich zurück, und die Unsicherheit angesichts der Finanzkrise dämpft
die Konsum- und Investitionsnachfrage. Im Oktober sank der Vertrauensindikator der Europäischen Kommission
auf den niedrigsten Wert seit der Rezession 1993. In den USA verringerte sich die reale Wirtschaftsleistung im
III. Quartal gegenüber dem guten II. Quartal (+0,7) um 0,1%. Vermögensverluste auf den Immobilien- und
Finanzmärkten drückten die Konsumausgaben der privaten Haushalte, nachdem sie im Vorquartal noch durch
die expansive Fiskalpolitik gestützt worden waren. Bei weiter sinkenden Immobilienpreisen waren die Wohnbauinvestitionen
im III. Quartal erneut rückläufig. Gemäß dem aktuellen WIFO-Konjunkturtest dürfte sich
der Abschwung in der österreichischen Industrie im Abschlussquartal verstärken. Erstmals seit fünf
Jahren meldeten im Oktober mehr Unternehmen einen Rückgang der Produktion als eine Ausweitung. Die Kapazitätsauslastung
sank unter 82% und lag damit um 4 Prozentpunkte unter dem Wert vor eineinhalb Jahren. Vor allem die Nachfrageschwäche
im In- und Ausland belastet die Unternehmen, Finanzierungsprobleme im Zuge der Finanzkrise bezeichnen dagegen zurzeit
nur rund 1% der befragten Unternehmen als Produktionshindernis.
Die Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar kommt den exportorientierten Unternehmen entgegen. Zuletzt beruhigte
sich zudem der Erdölpreis. Nach 140 $ im Juli notierte ein Barrel der Sorte Brent Anfang November bei 60 $.
Der preistreibende Einfluss von Treibstoffen und Heizöl ließ entsprechend nach. Die Inflationsrate war
im September mit 3,7% dennoch relativ hoch. Im Umfeld des verstärkten Preisauftriebs und des aktuellen Konjunkturabschwungs
einigten sich die Tarifpartner in der Metallindustrie auf eine Anhebung der Ist-Löhne um 3,8% (Mindestlöhne
+3,9%). Zusätzlich wurden vom Betriebsergebnis abhängige Einmalzahlungen von 100 € bis 250 € vereinbart.
Der Konjunkturabschwung dämpft auch die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt. Während sich der Beschäftigungszuwachs
im Jahresverlauf abschwächte (Oktober +1,9% gegenüber dem Vorjahr, +0,1% gegenüber dem Vorquartal),
stieg die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat um 0,3%. Im Oktober waren in Österreich
insgesamt 202.800 Arbeitsuchende vorgemerkt, die Arbeitslosenquote verharrte laut österreichischer Berechnungsmethode
saisonbereinigt bei 5,9%. |