Georges Braque im Bank Austria Kunstforum   

erstellt am
13. 11. 08

Bank Austria Kunstforum eröffnet heute, Donnerstag, erste Georges Braque-Ausstellung in Österreich
Wien (leisure) -Von 14. November 2008 bis 1. März 2009 zeigt das Bank Austria Kunstforum eine sensationelle Schau zu Georges Braque, dem langjährigen Weggefährten Pablo Picassos. Im Vergleich zu Picasso, dem omnipräsenten "Torero der Kunstarena", ist Braque der ungleich stillere, seine Malerei konsequent verfolgende Maler. Während weltweit eine Picasso-Ausstellung die nächste jagt, liegt die letzte Georges Braque-Retrospektive in Mitteleuropa über 20 Jahre zurück. Das Bank Austria Kunstforum widmet nun - 45 Jahre nach Braques Tod - diesem herausragenden, oft unterschätzten Avantgardekünstler die erste Braque-Schau in Österreich überhaupt. Zahlreiche internationale Museen unterstützen dieses ambitionierte Ausstellungsprojekt mit großzügigen Leihgaben, wie zum Beispiel die Londoner Tate Gallery, das Guggenheim Museum und das MoMA New York oder das Kunstmuseum Basel.

Die Ausstellung ist Anlass einer (Neu-)Entdeckung von Braques außergewöhnlichem Œuvre. Mit rund 80 Gemälden sowie den wichtigsten druckgrafischen Arbeiten wird der Sonderweg Braques in der europäischen Moderne aufgezeigt und die Einzigartigkeit seines malerischen Abenteuers veranschaulicht: Braque im Umkreis der Fauves, Braque der Methodische, Braque der Erfinder des Papier collé, Braques Anleihen an der Dekorationsmalerei, in der er ausgebildet wurde, Braque der Meister des "modernen" Stilllebens und nicht zuletzt Braque der "lyrische Konstrukteur". Ein Kernbereich der Ausstellung widmet sich - wie könnte es auch anders sein - der bahnbrechenden Erfindung des Kubismus. In einer einzigartigen künstlerischen Kollaboration haben Georges Braque und Pablo Picasso ab 1907 den Prozess der Autonomwerdung der Malerei vorangetrieben und damit die wichtigste künstlerische Revolution des 20. Jahrhunderts eingeläutet. Auch für Braque selbst blieb der Kubismus die wegweisende Entdeckung, die es ihm ermöglichte, nicht "eine anekdotische Tatsache wiederzugeben, sondern eine malerische Tatsache, ›fait pictural‹, zu geben", wie er sagt. Der Erste Weltkrieg unterbricht diese wichtige Schaffensphase - Georges Braque erleidet 1915 eine lebensgefährliche Schädelverletzung und nimmt seine Arbeit erst Anfang 1917 wieder auf.

Die Ausstellung wird nachzeichnen, wie sich im braqueschen Werk - ausgehend vom Formenrepertoire des Kubismus - im Laufe der 1920er und 1930er Jahre zusehends ein Zug der Konsolidierung und der Eindruck des Klassischen durchsetzt. Durch die partielle Wiedereinführung naturalistischer Formen, die Schönlinigkeit der Konturen und die Betonung des stofflichen Eigenwerts der Farbe entsteht eine gemäßigte Form des Kubismus mit der für Braque so typischen, dem Purismus gänzlich fremden, taktilen Sinnlichkeit. Dies wird in Variationen zum Sujet des Kamins oder des Tischchens nachvollziehbar, in denen Braque das Spiel mit Transparenz und Undurchsichtigkeit, realistischen und abstrakten Formen auf die Spitze treibt. Während des Zweiten Weltkriegs entstehen schlichte Interieurs und Stillleben, in denen Braque die Beschwerlichkeit und Monotonie des Pariser Lebens der Kriegsjahre zum Ausdruck bringt.

Es ist der "gesamte" Braque - und damit auch das Spätwerk, das in der Rezeptionsgeschichte vergleichsweise stark in den Hintergrund tritt -, der im Kunstforum zu sehen sein wird. Anfang der 1950er Jahre kehrt Braque, der sich im normannischen Varengeville nun wieder am Ort seiner Kindheit befindet, zur Landschaftsmalerei zurück - kleinformatige, stark texturierte Küstenstriche und Ackerfelder entstehen. Eine besonders wichtige Stellung wird der visionären Bildserie der Ateliers innerhalb der Ausstellung eingeräumt, in der Braque sein unmittelbares Arbeitsumfeld zum Thema macht und damit seinem Ziel einer größtmöglichen Verdichtung von Materie und Raum, eines haptisch erlebbaren Raumes, am nächsten kommt. Georges Braque hat die Entwicklung seiner Ideen unaufhörlich vorangetrieben, mit einem Sinn für die Metamorphose, die landläufige Differenzierungen zwischen Figuration und Abstraktion, aber auch zwischen den Genres hinfällig machte.
     
Informationen: http://www.bankaustria-kunstforum.at    
     
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