Verlässliche Daten – ein Muss gerade in Krisenzeiten   

erstellt am
11. 11. 08

OeNB-Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Nowotny anlässlich des Tages der Amtlichen Statistik
Wien (oenb) - Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Univ.Prof. Dr. Ewald Nowotny, betonte in einer Rede anlässlich des „Tages der Amtlichen Statistik“ zum Thema „Die Bedeutung makroökonomischer Indikatoren für die Europäische Geld- und Währungspolitik – Erfahrungen einer Zentralbank“, dass die aktuellen Ereignisse im Rahmen der internationalen Finanzkrise die Notwendigkeit von verlässlichen Daten für die Entscheidungsträger, aber auch für die Märkte selbst eindrucksvoll gezeigt hätten. „Wenn das Datenangebot sich auch in den vergangenen Jahren qualitativ und quantitativ stark verbessert hat, so stellen noch vorhandene weiße Flecken in der statistischen Landkarte Entscheidungsträger – gerade in Zeiten größerer Anspannungen – vor schwierige Situationen“, so Nowotny. Wegen der fehlenden Informationen bezeichnete Gouverneur Nowotny die in den letzten Jahren boomenden Sonderfinanzierungsgesellschaften („Financial Vehicle Companies“) als „finanzielle UFOs“.

Gleichermaßen würde, betonte der OeNB-Gouverneur, die Dynamik der Finanzinnovationen eine besondere Herausforderung für eine adäquate statistische Erfassung darstellen. Zentralbanken hätten dabei ein statistische „Doppelrolle“ – einerseits als Produzenten, andererseits als Nutzer statistischer Daten. Traditionell liegen die Stärken bei Zentralbanken im finanzwirtschaftlichen Bereich, bei nationalen Statistikämtern im realwirtschaftlichen Bereich.

Um Synergien optimal zur Entfaltung zu bringen, sei eine noch weiter gehende Kooperation zwischen Zentralbanken und Statistikämtern angezeigt und zwar auf nationaler wie auch insbesondere auf europäischer und internationaler Ebene. Österreich nehme mit dem Kooperationsrahmenvertrag zwischen der OeNB und Statistik Austria eine Vorzeigerolle in Europa ein, hob Gouverneur Nowotny hervor. Der in diesem Kontext geschlossene Vertrag zur Erstellung der Dienstleistungsbilanz durch Statistik Austria für die OeNB sei ein exzellentes Beispiel für die gelungene Ausschöpfung vorhandener Synergiepotenziale. Aber auch in einer Reihe anderer statistischer Themengebiete habe sich in den letzten Jahren eine sehr gute und enge Kooperation zwischen den beiden Institutionen entwickelt.

Um allerdings den immer größeren Informationserfordernissen der Wirtschaftspolitik adäquat Rechnung tragen zu können, müssten einerseits die rechtlichen Spielräume ausgelotet werden, um verstärkten Datenaustausch – natürlich unter Wahrung berechtigter Datenschutzinteressen – sowohl im Inland als auch im Rahmen der Europäischen Union zuzulassen. Dies betreffe sowohl den Datenaustausch zwischen Zentralbanken wie auch zwischen Zentralbanken und Statistikämtern, so Nowotny.

Andererseits, appellierte Gouverneur Nowotny, sei im Zuge von legistischen und administrativen Maßnahmen zunehmend auf eine effiziente Erfüllung statistischer Datenanforderungen Bedacht zu nehmen, um dem steigenden Informationsbedarf bei geringst möglicher Belastung der Respondenten gerecht werden zu können. Daher sollte auch eine Mehrfachnutzung verfügbarer Daten für verschiedene Statistiken und statistische Institutionen möglich sein.

Schließlich wies Gouverneur Nowotny darauf hin, dass die oft raschen und überraschenden Entwicklungen – in der Finanzwirtschaft wie auch in der Realwirtschaft – sehr schnelle statistische Antworten für die Problemanalyse und -lösung notwendig machen. Daher werden zunehmend „flexible Informationslösungen benötigt, die für aktuelle Fragestellungen flexibel ausgewertet und rasch ergänzt werden können“, so Nowotny.
     
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