Notwendig für Entwicklung von Medikamenten gegen Krankheiten
Linz (universität) - Forscher der Johannes Kepler Universität Linz und der Medizinischen
Universität Wien um Gerhard Schütz und Hannes Stockinger ist es erstmals gelungen, durch hochauflösende
Mikroskopieverfahren in den Nanobereich (1 Nanometer = 1 Milliardstel Millimeter) einzelner Moleküle vorzudringen
und ihre Wechselreaktionen in lebenden Zellen zu messen und zu quantifizieren. Damit kann das Zusammenspiel der
einzelnen Moleküle in den unterschiedlichen Zellen besser verstanden werden - ein wichtiger Schritt zur gezielten
Entwicklung von Medikamenten, um fehlerhafte oder unerwünschte Zellreaktionen, die die Grundlage von Krankheiten
sind, zu korrigieren.
Im Rahmen eines interdisziplinären Kooperationsprojekts (gefördert vom Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung im Rahmen des GEN-AU Programms) haben die Forscher neben der Herstellung von geeigneten Laborzellen
ein biologisches Schachbrett im Mikrometermaßstab entwickelt: Ein Molekül (der "Fänger")
wird dabei in ein Feld gezogen, kooperierende Moleküle (die "Beute") werden mit einem Farbstoff
markiert und die räumliche Verteilung mit dem Muster des Fängers verglichen. Bindet der Fänger die
Beute, wird diese in das gleiche Feld gezogen. Durch Messung des Ausmaßes der Anziehung kann die Stärke
und Zahl der beteiligten Bindungsstellen in der lebenden Zelle genau gemessen werden.
Diese neue Methode setzten die Forscher erstmals ein, um die Wechselwirkung von zwei im Abwehrsystem von Krankheitserregern
beteiligten Proteinen, die CD4 und Lck genannt werden, näher zu untersuchen. Es hat sich gezeigt, dass die
Zelle die Bindung zwischen CD4 und Lck modular steuern kann und dass dabei die Strukturierung der Zellmembran durch
die Zelle eine wesentliche Rolle spielt. Dadurch wurde ein bisher nicht bekanntes Kontrollinstrument zur Feinabstimmung
der Immunantwort entdeckt. Ein grundlegendes Verständnis dieses Mechanismus ist nicht nur wichtig bei der
Entwicklung neuer Medikamente, es kann darüber hinaus auch helfen, die Wirkungsweise vieler bereits verwendeter
Behandlungsmöglichkeiten endlich im Detail beschreiben zu können.
Die Forscher planen als nächstes, diese Methode so weit zu optimieren, dass sie für andere Forschergruppen
leicht einsetzbar wird. Darüber hinaus haben sie Ideen, wie sie zur Wechselanalyse aller Proteine des menschlichen
Genoms weiter entwickelt werden kann.
Diese Arbeit, die dem Verstehen des Lebens einen Schritt näher rückt, ist in der neuesten Online-Ausgabe
der renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschrift Nature Methods publiziert. |