Faymann: "Die richtigen Weichen gestellt"
Wien (sk) - Die Mitglieder des SPÖ-Präsidiums zeigten sich vor der Sitzung am 24.11. durchwegs
sehr zufrieden mit dem gestrigen Abschluss der Regierungsverhandlungen und dem Regierungsprogramm. SPÖ-Vorsitzender
Werner Faymann ist überzeugt, daß mit dem Regierungsprogramm die richtigen Antworten auf die derzeit
drängenden Fragen im Hinblick auf die Wirtschaftskrise gegeben werden. Die Ängste und Sorgen der Menschen
werden ernst genommen und es werden "die richtigen Weichen gestellt".
Zu Fragen zur Ressortverteilung betonte Faymann: "Man muß sich als Team verstehen." Denn alle Ressorts
seien wichtig, in der Regierung dürfe es keine Gegnerschaft geben. Faymann hält den Ansatz, daß
eine funktionierende Kontrolle nur durch verschiedene Parteibücher zu gewährleisten sei, nicht für
nachvollziehbar. Wenn im Justizbereich eine Persönlichkeit gefunden werde, die das Amt unabhängig führt,
dann sei das gut für Österreich, so Faymann.
Die Nationalratspräsidentin und SPÖ-Frauenvorsitzende Barbara Prammer betonte, daß das Arbeitsmarkt-
und Sozialpaket, das im Regierungsabkommen festgelegt ist, besonders im Hinblick auf die sich abzeichnende angespannte
Situation am Arbeitsmarkt von Bedeutung ist. "Es ist klar, daß wir voll Elan und voller Stärke
gegen die Arbeitslosigkeit anzutreten haben - und wenn das Sozialministerium dabei in sozialdemokratischer Hand
ist, ist mir wohl dabei."
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer erklärte, daß sich die Sozialdemokratie entschieden habe, die Schwerpunktssetzung
des Wahlkampfs in die Ressortverteilung und in das Regierungsprogramm zu tragen. Das sei "vor der gewaltigen
Herausforderung, der sich Österreich und die Welt gegenüber sieht", sinnvoll. Das Regierungsprogramm
sei "ein sehr engagiertes Programm für die Zukunft". Worum es jetzt nicht gehen dürfe, sei,
ob etwas bei den Verhandlungen hergegeben, oder gar hergeschenkt wurde, sondern es gehe darum, daß sich in
entscheidenden Bereichen das Profil der Sozialdemokratie darstellt. "Und ich glaube, das ist gelungen."
Der steirische Landeshauptmann und SPÖ-Vorsitzende Franz Voves sprach von einem "sehr ausgewogenen und
richtigen Regierungsprogramm", mit den Schwerpunkten Wirtschaftsförderung, Kaufkraftstärkung und
soziale Absicherung. Voves: "Ich bin sehr zufrieden mit diesem Abschluss." Außerdem hob der steirische
SPÖ-Vorsitzende die sehr gute Gesprächsbasis mit Werner Faymann hervor, dank der er die steirischen Interessen
auch in Zukunft sehr gut vertreten sieht.
Der zukünftige Bundeskanzler Werner Faymann und der zukünftige ÖVP-Vizekanzler Josef Pröll
sind nach Ansicht von Voves "herzerfrischend gemeinsam unterwegs". Er ist zuversichtlich, daß da
ein neuer Stil verwirklicht wird. Zur Ressortverteilung bemerkte Voves: "Letztlich zählt, was unterm
Strich für Österreich herauskommt."
Niederösterreichs SPÖ-Vorsitzender Sepp Leitner sprach von einer "Einigung für mehr Beschäftigung,
für die Konjunktur und für soziale Ausgaben. Das Hauptprogramm im Regierungsprogramm ist die Arbeitslosigkeit
zu bekämpfen - was kann sich ein Sozialdemokrat mehr wünschen?" Insgesamt ist er "sehr zufrieden"
mit dem Ergebnis. Auch Verteidigungsminister Norbert Darabos sieht die großen Aufgaben für die neue
Regierung am Arbeitsmarkt, bei der Beschäftigung. Und er betont: "Nach harten Verhandlungen ist jetzt
Zeit zu arbeiten."
Der oberösterreichische SPÖ-Vorsitzende und stv. Landeshauptmann Erich Haider erklärte, man müsse
dieser Regierung und ihrem Programm jetzt eine Chance geben. Es sei jetzt notwendig, für die arbeitenden Menschen
Maßnahmen zu setzen, dafür benötige man eine handlungsfähige Regierung, "und die haben
wir jetzt". Besonders hob Haider hervor, daß die sozialdemokratischen Kernkompetenzen Gesundheit, Bildung
und Soziales und Arbeit jetzt bei der SPÖ ressortiert sind. Es gebe jetzt in dieser Regierung einen anderen
Geist und andere Zielsetzungen - für die arbeitenden Menschen. "Daher werden wir das Programm mittragen",
betonte Haider.
Der Wiener Bürgermeister und SPÖ-Vorsitzende Michael Häupl sagte, daß er es als gut befinde,
daß die Arbeitsmarktagenden wieder beim Sozialminister ressortieren. Allgemein zur Ressorteinteilung erklärte
Häupl: "Ich bin mit der Ressortaufteilung zufrieden." Staatssekretär Andreas Schieder betonte,
das die Ressortaufteilung und die inhaltliche Ausrichtung des Programms vor allem in Anbetracht der künftigen
Herausforderungen gut ist.
Unterrichtsministerin Claudia Schmied verwies darauf, daß es auch Einsparungen geben müsse und daß
"jeder in seinem eigenen Bereich aufgefordert ist, seinen Beitrag zu leisten". Die Salzburger SPÖ-Vorsitzende,
Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, betonte, daß es bei allen Maßnahmen - vor allem bei Einsparungen
- auch um die Frage der Umsetzung gehe. "Die Maßnahmen sind ganz nahe bei den Menschen zu vollziehen.
Das gilt vor allem für den Bildungs- und Gesundheitsbereich."
ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer hält es für wichtig, daß "die gesamte soziale Kompetenz"
bei der SPÖ gebündelt werde. "Dafür stehen wir, dafür werden wir gewählt, und auch
kritisiert, wenn etwas nicht funktioniert." Pensionistenverbandspräsident Karl Blecha zeigte sich ebenfalls
ausdrücklich zufrieden mit dem Abschluss. Insbesondere damit, daß der Pensionistenpreisindex im Regierungsabkommen
explizit erwähnt ist und seine Anwendung für die Pensionsanpassung geprüft werde. Blecha fasste
zusammen: "Es ist ein sehr gutes Programm. Es enthält fast alle Forderungen, die von unserer Seite im
Wahlkampf gestellt worden sind."
Zum erklärten Rückzug von Außenministerin Plassnik, die mit der Einigung zur Frage EU-Volksabstimmung
nicht einverstanden ist, erklärte Faymann, er habe deswegen "keinen Grund zum Jubeln". In der Sache
selbst betonte er noch einmal, daß beide Parteien hier ihre Haltung bewahren können. Für Faymann
ist das "eine gute Vorgangsweise, weil es beiden Parteien ermöglicht, daß was vor der Wahl gesagt
wurde, auch nach der Wahl gilt." |