Begleitmaßnahmen für Milchquoten-Ende weiter diskutiert
Wien (bmlfuw/aiz) - Das Europäische Parlament (EP) möchte die für Großbetriebe
vorgesehene Kürzung der Direktzahlungen deutlich abmildern. Nur um 1 bis 4% sollen Zahlungen von über
EUR 100.000,- nach dem Bericht des EP-Agrarausschusses vermindert werden. In einer Aussprache zum Health Check
heute in Straßburg lobte der deutsche Abgeordnete Lutz Goepel (CDU), das Parlament habe die übertriebenen
Vorschläge der Kommission verbessern können. Die Kommission hatte zusätzliche Kürzungen von
bis zu 9% bei Großbetrieben vorgeschlagen.
EU-Ratspräsident Michel Barnier betonte, er wolle die Vorstellungen des EP zur gestaffelten Modulation in
seinen Kompromissvorschlag für den EU-Agrarministerrat einfließen lassen. Am Mittwoch wird das EP über
den Health Check abstimmen.
Warnung vor zusätzlichem Druck auf den Milchmarkt
Mit der geforderten Erhöhung der Milchquote um insgesamt 2% läge das EP nicht in der Mitte, meinte Barnier.
Hier halte er den Kommissionsvorschlag von fünfmal 1% für realistischer. Während der Aussprache
in Straßburg warnten vor allem deutsche und österreichische Abgeordnete vor zusätzlichem Druck
auf dem Milchmarkt. In Zeiten von Milchüberschüssen sollte man sehr vorsichtig vorgehen, betonte die
österreichische Bauernvertreterin, Agnes Schierhuber (ÖVP). Goepel und der grüne Abgeordnete Friedrich-Wilhelm
Graefe zu Baringdorf wollten die Milch aus dem Health Check-Paket herausnehmen, um noch einmal gründlicher
darüber diskutieren zu können. Abgeordnete aus den Niederlanden, Polen und aus skandinavischen Ländern
forderten eine rasche Quotenerhöhung bis zum Ausstieg im Jahr 2015.
EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel hält die Überschüsse, die zurzeit auf den Markt drängten,
für eine vorübergehende Erscheinung. Langfristig wolle sie den Landwirten Gelegenheit geben, die steigende
Nachfrage auf den Weltmärken zu bedienen. Ihr bleibe unbegreiflich, wieso die Milcherzeuger der EU, die jährlich
mehrere EUR 100 Mio. an Strafabgaben bezahlten, nicht möglichst schnell aus dem System befreit werden wollten,
erklärte die Kommissarin.
Milchprogramme aus der Modulation finanzieren
Der Forderung nach zusätzlichen Geldern aus dem EU-Agrarhaushalt für einen Milchfonds machte sie wenig
Hoffnung auf Umsetzung. Die deutschen Landwirte hätte in der Reform von 2003 mehr als EUR 1 Mrd. an Direktzahlungen
bekommen, im Ausgleich für eine Milchmarktreform. Jetzt müssten weitere Milchprogramme, die die Kommission
für sinnvoll halte, aus der Modulation finanziert werden. Die Landwirte hätten den Vorteil, dass sie
das Geld nicht mit anderen teilen müssten. Zum anderen bekämen sie durch die Kofinanzierung in der zweiten
Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zusätzliches Geld.
Für die Abgeordneten aus osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten stand ein Thema eindeutig im Vordergrund.
Sie fordern einheitliche Direktzahlungen in der gesamten EU und halten sich für benachteiligt. Einige osteuropäische
Abgeordnete wollen sogar die Beitrittsverträge neu verhandeln, in denen eine stufenweise Heranführung
an das Subventionsniveau in der alten EU-15 festgeschrieben worden ist. Fischer Boel meinte, diese Debatte müsse
für die Zeit nach 2013 geführt werden und gehöre nicht in den Health Check. |