Bank Austria EinkaufsManagerIndex fällt im November auf Allzeit-Tief – Neuaufträge bleiben
aus, Auftragsbücher immer dünner, Produktionsleistung sinkt
Wien (ba) - Die österreichische Industrie, die aufgrund ihrer hohen Exportausrichtung internationalen
Einflüssen besonders stark ausgesetzt ist, zeigt sich von der globalen Konjunkturflaute immer mehr betroffen.
Der kräftige Rückgang des saisonbereinigten Bank Austria EinkaufsManagerIndex im November von 43,6 auf
nur noch 38,3 Punkte verdeutlicht dies eindrucksvoll. Der Indikator hat nun seinen historischen Tiefstwert erreicht.
Doch nicht nur das derzeit niedrige Niveau, sondern auch der ungewöhnlich rasante Abwärtstrend der vergangenen
Monate sticht ins Auge. Die weltweite Wachstumsabkühlung hat verstärkt durch die globale Finanzkrise
zu einer enormen Verunsicherung der Wirtschaftsakteure geführt, die sich temporär in einem besonders
defensiven Marktverhalten ausdrückt. „Ungeachtet dessen, dass der vom Vorsichtsmotiv geprägte, aktuelle
Rückgang des Bank Austria EinkaufsManagerIndex auf Rekordniveau unverhältnismäßig erscheint,
schlittert die heimische Industrie in eine tiefe Konsolidierungsphase und die Bodenfindung zögert sich, länger
als ursprünglich erhofft, hinaus“, meint der stellvertretende Chefvolkswirt der Bank Austria Stefan Bruckbauer.
Gemäß der aktuellen Umfrage schrumpft die österreichische Industrieproduktion bereits seit sechs
Monaten. Im November ist der Index für die Produktionsleistung sogar um mehr als zehn Prozent gesunken. Aufgrund
dieses stärksten jemals gemessenen Rückgangs erreicht dieser Teilindikator mit 38,2 Punkten ebenfalls
einen historischen Tiefststand. Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria entscheidet die Entwicklung
der heimischen Industrie über die Schwere und Dauer einer Rezession der österreichischen Wirtschaft.
„Die Entwicklung des Bank Austria EinkaufsManagerIndex im November bestätigt unsere Befürchtung, dass
die österreichische Wirtschaft im ersten Halbjahr 2009 in eine Rezession schlittern wird“, so Bruckbauer.
„Ein wesentliches Indiz für eine länger anhaltende Talfahrt der heimischen Sachgütererzeugung ist
die dramatische Verschlechterung der Auftragslage“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Nach Angaben
der Industriemanager hat sich das Neuauftragsvolumen, das sich schon seit Jahresbeginn kontinuierlich verringert,
im November drastisch reduziert. Während in den Vormonaten die rückläufige Entwicklung bedingt durch
die ungünstigen internationalen Rahmenbedingungen vorrangig von der nachlassenden Exportauftragslage getragen
worden war, hat sich mittlerweile die Nachfrage im Inland ebenso stark abgeschwächt. Damit erhält die
Industrie von keiner Seite mehr unterstützende Impulse, was sich bereits im Rückgang der Auftragsbestände
niederschlägt. Die dünneren Auftragsbücher und der Einbruch des Verhältnisses von Auftragseingängen
zu Lagerbeständen, das in der Vergangenheit ein sehr aussagekräftiger Indikator für die Abschätzung
der Industriekonjunktur war, dämpfen besonders stark die zukünftigen Aussichten.
Erstmals seit dem Sommer 2003 haben sich im November vor allem aufgrund des Rückgangs der Ölpreise als
Folge der globalen Konjunkturverlangsamung die Einkaufspreise im Vergleich zum Vormonat verringert. Der verminderte
Kostendruck von der Inputseite ist zwar willkommen, eine maßgebliche Verbesserung der Rahmenbedingungen ergibt
sich dadurch angesichts der schwächelnden Auftragslage jedoch nicht. Aufgrund der angespannten Nachfragesituation
sind die Erzeuger derzeit noch härterem Wettbewerb ausgesetzt und werden in der Folge auch die Verkaufspreise
entsprechend stärker nach unten anpassen müssen. „Der kräftige Preisverfall bei einigen Rohstoffen
bietet in der derzeitigen Situation den heimischen Industrieunternehmen daher kaum die Möglichkeit, die gute
Ertragslage der vergangenen Perioden zu konservieren. Die Gewinnspannen werden in den nächsten Monaten schrumpfen“,
erwartet Pudschedl.
Aufgrund der Verschärfung der internationalen Konjunktureintrübung, vor allem in den wichtigsten europäischen
Handelspartnerstaaten, sind die weiteren Aussichten für die heimischen Sachgütererzeuger sehr zurückhaltend
einzuschätzen. „Da sich insbesondere die exportorientierte, österreichische Industrie den ungünstigen
internationalen Vorgaben nicht entziehen kann, erwarten wir nach dem Anstieg der Produktionsleistung um rund 1
Prozent im laufenden Jahr, für 2009 sogar einen empfindlichen Rückgang“, fasst Bruckbauer die weiteren
Aussichten für die heimische Industrie zusammen. Erst im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 2009 sind die
Chancen auf eine langsame Erholung gegeben, wobei die österreichische Industrie aufgrund der hohen Produktivität
nach den strukturellen Erneuerungen der vergangenen Jahre und den relativ moderaten Lohnabschlüßen sich
eine gute Ausgangsposition gesichert hat, um möglichst früh von einem globalen Aufwärtstrend profitieren
zu können.
Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin, Notierungen unter
50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer sind
die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage
unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft
des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird. |