Wien (bmwf) - Auf Einladung des Wissenschaftsministeriums beschäftigten sich am 03.12. internationale
Expertinnen aus dem In- und Ausland mit den Chancen neuer Medien für eine verbesserte politische Teilhabekultur.
Im Mittelpunkt der Fachenquete standen die Themen E-Government und E-Voting. Wissenschaftsminister Dr. Johannes
Hahn betonte, es sei wichtig, die neuen Medien für politische Teilhabe zu nützen. Er plädierte dafür,
das Thema E-Voting rational zu betrachten. Es gehe um ergänzende, nicht um alternative Partizipationsmöglichkeiten.
Gerade die Universitäten sollen Beiträge zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung leisten, sagte der
Wissenschaftsminister.
Die renommierte Politikwissenschafterin Pippa Norris (Harvard University) präsentierte anschließend
die Befunde eines Forschungsprojektes gemeinsam mit dem Werteforscher Roland Ingleheart. Es zeigt, dass ein Zusammenhang
zwischen Mediennutzung und insbesondere der Nutzung des Internet und liberalen Einstellungen bestehe. Dies gelte
etwa für Einstellungen gegenüber der Gleichstellung der Geschlechter wie gegenüber der Demokratie.
Thomas Buchsbaum, Vorsitzende der Arbeitsgruppe für elektronische Demokratie des Europarates, berichtet in
seinem Referat, aus Sicht des Europarats sei E-Partizipation Teil der E-Demokratie und damit Teil der Demokratie.
E-Demokratie sei zwar kein Allheilmittel gegen Demokratiedefizite, biete aber zusätzliche Möglichkeiten,
manche Defizite zu reduzieren.
Im Anschluss diskutierten Fabian Breuer vom European University Institute in Florenz, der österreichische
Politikwissenschafter Peter Filzmaier und Peter Parycek, der Leiter der Arbeitsgruppe „E-Democracy“ im Bundeskanzleramt,
über Möglichkeiten und Herausforderungen elektronischer Demokratie. Peter Filzmaier plädierte für
eine sachliche Debatte jenseits von Technikwahn und Technikangst. Zu einer sachpolitischen Debatte gehöre
es, außer Streit zu stellen, dass Internetwahlen zusätzlich und freiwillig erfolgen sollten, sagte der
Politikwissenschafter in Richtung Hochschülerschaft. Peter Parycek von der Arbeitsgruppe „E-Democracy“ sprach
sich dafür aus, die Thematik genau zu beobachten und zu sehen, wie man mit Veränderungen umgehe. Forscher
Fabian Breuer präsentierte die Erfahrungen von Estland („E-Stonia“) mit E-Voting und E-Demokratie. Breuer
plädierte dafür, E-Demokratie nicht als Allheilmittel anzusehen und auch die Erwartungen an E-Voting
nicht zu hoch zu hängen.
Robert Krimmer (E-Voting.CC) präsentierte anschließend den aktuellen Stand der Vorbereitungen für
E-Voting bei der ÖH-Wahl 2009. Österreichs Studierende sollen im Mai 2009 erstmals die Möglichkeit
haben, ihre Interessenvertretung ergänzend zur Wahl in der Wahlkabine auch via Internet zu wählen. Dies
sei besonders für Austausch-, berufstätige und fernlernende Studierende attraktiv. |