Wien (wifo) - Die österreichische Wirtschaft wuchs im III. Quartal 2008 gegenüber dem Vorquartal
kaum mehr (+0,1%), sie befindet sich aber im Gegensatz zu Deutschland noch nicht in einer Rezession. Der Einbruch
der Auftragslage und der Geschäftserwartungen deutet jedoch auf eine weitere Konjunkturverschlechterung in
den kommenden Monaten hin. Diese Einschätzung wird durch die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung gestützt:
Die Arbeitslosigkeit stieg im November leicht, die Zahl der angebotenen Stellen verringerte sich stark.
Die internationale Finanzkrise wirkt sich nun voll auf die Realwirtschaft aus. Vom Export ausgehend, greift der
Konjunktureinbruch auf alle anderen Nachfragekomponenten über. Im III. Quartal 2008 wuchs die österreichische
Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal kaum mehr (+0,1%). Die exportorientierte Sachgütererzeugung verzeichnete
bereits einen deutlichen Rückgang (-0,8%).
Im Vorjahresvergleich verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum merklich von 2,9% im I. Quartal auf 1,2% im III.
Quartal. Ausgangspunkt dieser Entwicklung waren die Exporte: Ihr Vorjahresabstand verringerte sich von +6,7% im
I. Quartal auf +1,5% im III. Quartal. Das spiegelt den weltweiten Konjunkturabschwung wider: In den USA, in Japan
und Europa herrscht bereits Rezession, in Österreich noch nicht.
Die Auftragslage und die Geschäftserwartungen der heimischen Unternehmen verschlechtern sich drastisch, noch
zeichnet sich keine Festigung ab. Die negative Beurteilung der Wirtschaftslage breitet sich mittlerweile von der
Sachgütererzeugung auf die Dienstleistungen aus.
Die durch die Finanzkrise getrübte Stimmung drückte im III. Quartal die Umsätze im Einzelhandel
(real -0,1% gegenüber dem Vorjahr). Der Einzelhandel litt unter den relativ kräftigen Preiserhöhungen
und der Kfz-Handel unter den pessimistischen Erwartungen der Verbraucher.
Die Tourismusbetriebe verzeichneten eine erfolgreiche Sommersaison. Die Zahl der Nächtigungen erhöhte
sich wie die realen Umsätze um 2½%. Auch die Buchungen für die Wintersaison sind zufriedenstellend.
Erfahrungsgemäß reagieren die internationalen Reiseverkehrsausgaben jedoch überdurchschnittlich
auf einen Konjunktureinbruch. Das wird sich in den Umsätzen der nächsten Sommersaison niederschlagen.
Die Preise gaben auf den internationalen Rohwaren- und Rohölmärkten wegen der Dämpfung der Weltnachfrage
und der darauf folgenden Baisse-Spekulation stark nach. Gegenüber dem Höchstwert von 140 $ je Barrel
im Juli sank der Rohölpreis seither auf ein Drittel. Anfang Dezember lag er nur knapp über der 40-$-Grenze.
Die heimische Inflationsrate ging von 3,8% im September auf 3,1% im Oktober zurück. Entscheidend war die Verbilligung
von Treib stoffen und Heizöl gegenüber dem Vormonat; auch der Auftrieb der Nahrungsmittelpreise beruhigte
sich. |