Brain And The City an der Uni Graz: Internationales Symposium mit höchstrangiger österreichischer
Beteiligung
Graz (universität) - Inhaltsabgabe in Form von Gerätesteuer: Mit diesem Diskussionsbeitrag
überraschte Christoph Keese von der Axel Springer AG beim Symposium „Brain And The City“ am Wochenende an
der Karl-Franzens-Universität Graz: Der Konzerngeschäftsführer Public Affairs des größten
europäischen Zeitungshauses reagierte damit auf die Frage nach der Finanzierbarkeit von Qualitätsjournalismus
im Internet: „Wenn es in der Musikindustrie und bei den Buchverlagen selbstverständlich ist, sollten wir zumindest
laut darüber nachdenken, wie wir unsere Urheberrechte digital verwerten können“.
Keese gilt als Architekt der Springer-Strategie „Online First“ – und vertritt als gelernter Journalist vehement
die Stärkung des Inhalte: „Entziehen Sie den Redaktionen zu viel Geld, reduzieren sie deren Möglichkeiten
zum Wettbewerb über Qualität und sich die Chance auf steigende Gewinne.“
Neben ihm präsentierten die heimischen Branchenspitzen Beiträge zur Zukunft der Mediendemokratie, dem
Thema des von der Universität Graz organisierten exklusiven Workshops: Mit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz,
Styria-Vorstandsvorsitzendem Horst Pirker und Moser Holding-CEO Hermann Petz lieferten die Chefs von drei der vier
größten österreichischen Medienhäuser auch Perspektiven zum Verhältnis mit der Politik.
Im Mittelpunkt standen dabei die Definition von journalistischer Qualität, der Treffpunkt bzw. die Ablöse
von Zeitungen, Fernsehen und Radio im Internet und – immer wieder die Frage: Wer soll das bezahlen?
Wrabetz verwies auf die unterschiedlich hohen Landesanteile der Rundfunkgebühr, die dem ORF bei der Bewältigung
seines öffentlichen Auftrags, dem viel diskutierten Public Value fehlten. Während Keese, Petz und Pirker
unterschiedliche Modelle der multimedialen Verwertung propagierten, sah Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin
des Standard in der klaren Funktionstrennung von Print- und Online-JournalistInnen größere Vorteile.
Der Schweizer Medienforscher Carlo Imboden verblüffte unterdessen mit einem Plädoyer für längere
Artikeltexte. Waltraud Klasnic, Österreichs erste Landeshauptfrau, skizzierte das zwiespältige Verhältnis
von Medien und Politik auch am Beispiel des Grubenunglücks von Lassing vor zehn Jahren.
Unter dem Motto „Brain And The City“ will die Universität Graz jährlich ein großes gesellschaftliches
Thema höchstrangig diskutierten. Die Premiere wurde eingebettet in Referate des Politikwissenschafters Peter
Filzmaier und des Medienberaters Peter Plaikner, den beiden inhaltlichen Organisatoren der Veranstaltung. |