Inhaltssteuer für Internet-Nutzung   

erstellt am
22. 12. 08

Brain And The City an der Uni Graz: Internationales Symposium mit höchstrangiger österreichischer Beteiligung
Graz (universität) - Inhaltsabgabe in Form von Gerätesteuer: Mit diesem Diskussionsbeitrag überraschte Christoph Keese von der Axel Springer AG beim Symposium „Brain And The City“ am Wochenende an der Karl-Franzens-Universität Graz: Der Konzerngeschäftsführer Public Affairs des größten europäischen Zeitungshauses reagierte damit auf die Frage nach der Finanzierbarkeit von Qualitätsjournalismus im Internet: „Wenn es in der Musikindustrie und bei den Buchverlagen selbstverständlich ist, sollten wir zumindest laut darüber nachdenken, wie wir unsere Urheberrechte digital verwerten können“.

Keese gilt als Architekt der Springer-Strategie „Online First“ – und vertritt als gelernter Journalist vehement die Stärkung des Inhalte: „Entziehen Sie den Redaktionen zu viel Geld, reduzieren sie deren Möglichkeiten zum Wettbewerb über Qualität und sich die Chance auf steigende Gewinne.“

Neben ihm präsentierten die heimischen Branchenspitzen Beiträge zur Zukunft der Mediendemokratie, dem Thema des von der Universität Graz organisierten exklusiven Workshops: Mit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, Styria-Vorstandsvorsitzendem Horst Pirker und Moser Holding-CEO Hermann Petz lieferten die Chefs von drei der vier größten österreichischen Medienhäuser auch Perspektiven zum Verhältnis mit der Politik. Im Mittelpunkt standen dabei die Definition von journalistischer Qualität, der Treffpunkt bzw. die Ablöse von Zeitungen, Fernsehen und Radio im Internet und – immer wieder die Frage: Wer soll das bezahlen?

Wrabetz verwies auf die unterschiedlich hohen Landesanteile der Rundfunkgebühr, die dem ORF bei der Bewältigung seines öffentlichen Auftrags, dem viel diskutierten Public Value fehlten. Während Keese, Petz und Pirker unterschiedliche Modelle der multimedialen Verwertung propagierten, sah Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin des Standard in der klaren Funktionstrennung von Print- und Online-JournalistInnen größere Vorteile. Der Schweizer Medienforscher Carlo Imboden verblüffte unterdessen mit einem Plädoyer für längere Artikeltexte. Waltraud Klasnic, Österreichs erste Landeshauptfrau, skizzierte das zwiespältige Verhältnis von Medien und Politik auch am Beispiel des Grubenunglücks von Lassing vor zehn Jahren.

Unter dem Motto „Brain And The City“ will die Universität Graz jährlich ein großes gesellschaftliches Thema höchstrangig diskutierten. Die Premiere wurde eingebettet in Referate des Politikwissenschafters Peter Filzmaier und des Medienberaters Peter Plaikner, den beiden inhaltlichen Organisatoren der Veranstaltung.
     
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