"Seelsorgerlicher Besuch bei jungen Menschen, die für andere den Kopf hinhalten"
Wien (epd Ö) - Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker besucht zu Weihnachten
die UN-Truppen im Tschad. Gemeinsam mit dem Militärsuperintendenten Oskar Sakrausky fliegt Bünker am
Freitag, 19. Dezember, in das zentralafrikanische Land. Auf dem Programm des mehrtägigen Besuchs stehen bis
26. Dezember mehrere Begegnungen mit den österreichischen und internationalen Truppen.
Ziel des humanitären Einsatzes im Rahmen des UNO-Mandats sei es, die Situation für die rund 500.000 Flüchtlinge
aus der Krisenregion um Darfur im Sudan sowie aus dem Tschad selbst zu verbessern, was "wie es jetzt aussieht,
auch gelungen ist", sagt Bünker. Aus evangelischer Sicht seien, wenn ein Staat nicht in der Lage ist,
selbst für die BürgerInnen sichere Lebensbedingungen zu garantieren, "Hilfe von außen und
militärische Gewalt unter Umständen letztes Mittel". Dieses müsse jedoch "angemessen"
sein, und es müsse eine "Vision geben, wie es nach dem Einsatz weitergehen soll". Hier seien besonders
die UNO und die afrikanischen Staaten gefordert.
Am 20. Dezember wird der evangelisch-lutherische Bischof und Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer
Kirchen in Europa (GEKE) in N'Djamena das "Camp Europe" besichtigen und für alle österreichischen
Soldaten einen weihnachtlichen Gottesdienst gestalten. Am nächsten Tag geht es nach Abéché weiter.
Im EUFOR-Hauptquartier im Osten des Landes wird Bünker am Heiligen Abend um 22 Uhr gemeinsam mit allen Soldaten
eine internationale Weihnachtsmette feiern. Um Mitternacht kommen dann die österreichischen Soldaten mit dem
Bischof zu einer eigenen Weihnachtsmette zusammen.
Bünker, der sich erstmals im Tschad aufhalten wird, unterstreicht im Gespräch mit epd Ö den seelsorgerlichen
Aspekt seiner Reise. "Mir geht es in erster Linie um den weihnachtlichen Besuch bei jungen Männern und
Frauen, die weit weg von zu Hause sind und ihren Kopf hinhalten für Menschen, die sich in schlimmen Situationen
befinden." Sie, so der Bischof, würden damit "zeigen, dass Wegschauen keine Alternative ist".
Die Kritik an der österreichischen Beteiligung an der Mission sei "ernst zu nehmen", vor allem was
den Aspekt der Neutralität betreffe. Kostengründe dürften allerdings nicht im Vordergrund stehen
angesichts der dramatischen Situation der Flüchtlinge im Tschad. "Extra zum Fest des Friedens" sei
die Kirche gefordert, "dort präsent zu sein, wo es immer noch Gewalt und Unfrieden gibt". Die evangelische
Militärseelsorge sei "gut eingerichtet" und spiele hier eine "wichtige Rolle".
"Als Leiter der evangelischen Militärseelsorge freut es mich, dass der oberste Repräsentant unserer
Kirche gemeinsam mit unseren Soldaten dieses Weihnachtsfest im Einsatzgebiet Tschad verbringt und damit einen bis
jetzt wenig beachteten Arbeitsbereich aus der Nähe kennen lernt", erklärte Militärsuperintendent
Oskar Sakrausky. Gemeinsam mit Bünker und Sakrausky wird auch dessen Mitarbeiter Manfred Wallgram an der Reise
teilnehmen. |