>post COBRA< Alechinsky Appel Jorn   

erstellt am
19. 12. 08

23.01.09 – 16.08.09
Klosterneuburg (essl) - Die Sammlung Essl zeigt erstmals 60 Arbeiten von Pierre Alechinsky, Karel Appel und Asger Jorn aus eigenem Bestand. Die drei Künstler zählen zu den Protagonisten von CoBrA (1948-1951), deren revolutionäre Konzepte die Kunst nach 1945 weit über ihr Bestehen hinaus entscheidend prägte. Diese von Rudi Fuchs fürs Essl Museum sensibel inszenierte Schau nimmt das 60jährige Gründungsjubiläum von CoBrA zum Anlass. Sie verfolgt die künstlerische Entwicklung von Jorn, Appel und Alechinsky über sieben Jahrzehnte hinweg.

Gleichzeitig zeigt die Ausstellung die besondere Beziehung, die das Sammlerpaar Agnes und Karlheinz Essl mit den Werken dieser drei Künstler verbindet. Als sie Anfang der 1990er Jahre beschlossen, ihre bislang auf österreichische Kunst der Gegenwart fokussierte Sammlung um internationale Positionen zu ergänzen, war es Kunst von Jorn, Appel und Alechinsky, die diese Neuausrichtung einleiteten. Heute besitzt die Sammlung Essl signifikante Werkgruppen der drei aus unterschiedlichen Phasen. Die Arbeiten, die unter dem Titel >post CoBrA< ausgestellt sind, wurden aus der Begeisterung und der Leidenschaft der Sammler für diese Kunst erworben und sind deshalb eine persönliche Hommage an die drei großen Künstler.

Der Niederländer Karel Appel und der Däne Asger Jorn waren unter den Künstlern, die im November 1948 das Gründungsmanifest von CoBrA in einem Pariser Café unterzeichneten. Ein Jahr später schloss sich der Brüsseler Maler Pierre Alechinsky der Bewegung an. Sie benannten sich nach den Anfangsbuchstaben der Hauptstädte Copenhagen, Brüssel und Amsterdam. Besonders der von ihnen entwickelte experimentelle, gestische Malstil und der freie Umgang mit leuchtenden Farben prägten die Kunst nachfolgender Generationen entscheidend.

Das Ausstellungskonzept von Rudi Fuchs basiert auf der Idee, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Arbeiten von Alechinsky, Appel und Jorn auzuzeigen. Allen drei Malern gemeinsam ist, so Fuchs, die "suchende Freiheit von Hand und Pinsel". In jedem der Galerieräume werden Bilder von zwei oder drei der Künstler, die in etwa zeitgleich entstanden sind, in einen Dialog zueinander gebracht. Insgesamt geben rund 30 Arbeiten - Malereien aus fünf Jahrzehnten, sowie drei Assemblagen - Einblick in das OEuvre von Karel Appel. Asger Jorn ist mit frühen Arbeiten aus den 40er Jahren, mit Werken aus seiner Zeit während CoBrA und späten Gemälden vertreten. Von Pierre Alechinsky werden zwölf Werke, überwiegend Acrylmalereien, gezeigt. Einige seiner zuerst auf Papier gemalten, später auf Leinwand aufgezogenen Arbeiten waren bislang noch nie zu sehen und stammen direkt aus dem Atelier des Künstlers.

In der Zusammenschau wird deutlich, wie sehr die Kunst aller drei Maler in den gemeinsamen Erfahrungen der CoBrA-Zeit verwurzelt ist. Zu Beginn haben alle Künstler dieser Gruppe ein gemeinsames Anliegen: Auf der Suche nach dem unmittelbaren kreativen Ausdruck setzen sich die jungen Maler mit der sogenannten "primitiven" Volkskunst, mit Kinderzeichnungen und der Art Brut auseinander. Ein formales Kompositionsschema wird abgelehnt, die Annährung an das Bildsujet erfolgt intuitiv und spielerisch. Es entstehen Gemälde von eruptiver Energie und leuchtenden Farben. Erst post CoBrA, also ab den 50er Jahren, beginnt jeder der Künstler einen eigenen individuellen Weg zu finden. Der Niederländer Karel Appel entwickelt seine typische schwere, robuste Pinselführung mit leuchtenden und explosiven Farben. Besonders Bilder wie "Two Heads" von 1957 und "People Fleeing" von 1960 zeigen Appel als abstrakten Expressionisten mit gestischem Pinselduktus und pastosem Farbauftrag. Der Däne Asger Jorn bleibt der Morphologie seines CoBrA-Stils relativ treu. Die Pinselstriche wirken oft hektisch gesetzt, die flüssig aufgetragenen Farben verschwimmen in schwebenden, oft verwischten Übergängen ("Jungle Drama", 1952). Der Belgier Pierre Alechinsky entwickelt nach seiner CoBrA-Zeit seinen für ihn charakteristischen freien, linearen Malstil mit glühenden Farben ("Astre aubord du désastre, 1969). Alle Werke der Ausstellung zeigen auf beeindruckende Weise die unglaubliche malerische Freiheit, die allen drei Künstlern zueigen ist. Ergänzt wird die Schau durch historische Filmdokumente, die einen Eindruck von der explosiven Schaffenskraft dieser Künstlergeneration vermitteln sollen. Begleitend erscheint ein Katalog mit Textbeiträgen von Karlheinz Essl und Rudi Fuchs.
     
Informationen: http://www.essl.museum    
     
zurück