Solide Entwicklung vor schwierigem Hintergrund
– Ausgezeichnetes operatives Geschäft: erwartetes Betriebsergebnis 2,5 Mrd. Euro, plus 25 Prozent
Wien (rzb) - Die Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB) berichtet über das erwartete
Ergebnis ihres Konzerns für das Geschäftsjahr 2008. "Vor dem schwierigen Hintergrund einer verschärften
Finanzkrise zeigt die RZB auch 2008 eine solide Entwicklung. Durch ein ausgezeichnet laufendes operatives Geschäft
absorbiert die RZB die negative Wirkung der Finanzkrise vollständig und aus eigener Kraft", sagt RZB-Generaldirektor
Walter Rothensteiner.
Das erste Halbjahr war noch von den gewohnten Zuwachsraten geprägt, im Herbst kam es schließlich zu
einer Zuspitzung der globalen Finanzmarktkrise. Bis dahin waren zwar gestiegene Refinanzierungskosten sowie negativ
wirkende Marktbewertungen von Wertpapieren und Finanzinstrumenten zu verzeichnen, aber ab Mitte September kam der
Kapitalmarkt, insbesondere der Interbankenmarkt, fast zum Erliegen. Zwischenzeitlich wurden durch nationale Regierungen
vertrauensfördernde und eigenkapitalstärkende Maßnahmen für die Finanzsektoren ergriffen.
Sie zielen darauf ab, die Märkte wieder zu beleben.
Weichenstellungen ergriffen
Die RZB hat angesichts des geänderten Umfelds die nötigen Weichenstellungen vorgenommen: Da im Markt
mittlerweile höhere Kapitalquoten als nötig betrachtet werden, wird die RZB mit Hilfe ihrer Aktionäre
noch im laufenden Jahr ihre Kernkapitalbasis substanziell steigern. Damit sollen Wettbewerbsnachteile verhindert
werden. Gleichzeitig passt sie ihr Wachstum an die veränderte Refinanzierungsbasis an, weil der Kapitalmarkt
nicht mehr wie gewohnt funktioniert. So soll das Wachstum der Bilanzsumme im Jahr 2009 bei rund 5 Prozent eingegrenzt
werden. Auch im Hinblick auf schlechtere makroökonomische Rahmenbedingungen und einer sich verändernden
Struktur der Finanzbranche überprüft sie ihre strategische Ausrichtung auf Potenziale. Dieser Prozess
soll im ersten Quartal 2009 abgeschlossen werden.
"Trotz Konjunkturabschwächung bietet unser Heimmarkt Österreich und Zentral- und Osteuropa exzellente
Chancen, die wir dank unserer guten Positionierung auch in Zukunft nützen werden", erläutert Rothensteiner.
Österreich und CEE bleiben zentraler Geschäftsschwerpunkt
Klarer Geschäftsschwerpunkt der RZB bleibt neben Österreich weiterhin auch Zentral- und Osteuropa
(CEE). In Österreich hat die RZB zentrale Bedeutung für den Markt. Sie ist eine führende Kommerzkundenbank
und Spitzeninstitut der Raiffeisen Bankengruppe, der stärksten Bankengruppe des Landes. Das Geschäft
mit Firmenkunden ist die tragende Säule des Österreichgeschäfts der RZB. Es hat sich auch 2008 gut
entwickelt.
In CEE war die RZB nicht nur Pionier in der Erschließung und Modernisierung der Bankenmärkte, sondern
ist mittlerweile die zweitgrößte regionsweit agierende Bank. Der CEE-Fokus basiert auf einem nachhaltigen
Bekenntnis zur Region, das auch durch kurzfristige Rückschläge nicht zu erschüttern ist. Sie hat
etwa nach der Russlandkrise 1998 trotz negativer Einschätzung durch die Ratingagenturen als erste internationale
Bank ihre lokale Tochter rekapitalisiert. In den Folgejahren hat die RZB eine unerreichte geografische Diversifikation
erlangt und eines der stärksten Banknetzwerke in CEE errichtet. Alleine im 3. Quartal 2008 wurden in CEE rund
200.000 Neukunden für Raiffeisen gewonnen. Die Gesamtzahl der Kunden in CEE erhöhte sich damit auf 14,6
Mio.
Bilanzsumme wieder unter 160 Mrd. Euro
Im Gesamtjahr erhöht sich die Bilanzsumme der RZB um 14 Prozent auf voraussichtlich rund 157 Mrd. Euro. Im
vierten Quartal verringerte sich allerdings die Bilanzsumme, die Ende des dritten Quartals noch 162 Mrd. Euro betrug.
Gründe dafür sind vor allem das zurückgefahrene Zwischenbankgeschäft und die Wechselkursentwicklung,
insbesondere des Euro gegenüber CEE-Währungen.
Betriebsergebnis um ein Viertel verbessert
Das operative Geschäft der RZB verläuft weiterhin ausgezeichnet. Obwohl das ihm zurechenbare Handelsergebnis
krisenbedingt zurückging, übertrifft das Betriebsergebnis sogar den Rekordwert des Vorjahres um etwa
ein Viertel. Es wird voraussichtlich bei rund 2,5 Mrd. Euro liegen. Da die Erträge höhere Zuwächse
aufweisen als die Kosten, verbessert sich auch die Cost/Income Ratio um circa 0,7 Prozentpunkte auf voraussichtlich
56,2 Prozent.
700 Mio. Vorsteuergewinn trotz Auswirkungen der Krise
Die RZB erwartet einen Rückgang des Gewinns vor Steuern um rund die Hälfte auf 700 Mio. Euro. Die Folgewirkungen
der Finanzkrise haben dieses Ergebnis gedrückt. So summierte sich der negative Effekt der gemäß
internationaler Bilanzierungsrichtlinien (IFRS) vorgeschriebenen Marktbewertungen von Wertpapieren und Finanzinstrumenten
im Jahr 2008 auf rund 750 Mio. Euro. Weiters sind signifikante Wertberichtigungen in Folge der Krise bereits in
den Vorsteuergewinn eingeflossen (z.B. betreffend Lehman oder isländische Kunden).
Partizipationskapital stärkt Kernkapitalbasis
Die gesamten Eigenmittel der RZB werden für den Bilanzstichtag bei rund 11,2 Milliarden Euro erwartet, um
circa 9 Prozent mehr als zum Jahresende 2007. Das Kernkapital wird sich voraussichtlich um circa 12 Prozent auf
rund 8,2 Milliarden Euro erhöhen. Die korrespondierende Eigenmittelquote ist circa 9,7 Prozent, die Kernkapitalquote
voraussichtlich 8,2 Prozent (berechnet auf das Bankbuch) bzw. rund 7,0 Prozent (inklusive operationalem und Marktrisiko),
wobei der IRB-Ansatz gemäß Basel II neu zum Einsatz kam.
Der Anstieg des Kernkapitals ist vor allem auf die routinemäßig durchgeführte Kapitalerhöhung
im November, eine privatplatzierte Partizipationskapital-Emission im September und eine Emission von Paritizipationskapital
im Dezember zurückzuführen. Letztere wird laut Aufsichtsratsbeschluss vom 17. Dezember den RZB-Aktionären
zur Zeichnung angeboten. Das erwartete Volumen beträgt 750 Mio. Euro. "Die Aktionäre der RZB haben
ihre Bank im Jahr 2008 signifikant mit Kernkapital gestärkt. Das ist ein klarer Vertrauensbeweis in den Kurs
der RZB und ein guter Indikator für den starken Zusammenhalt in der Raffeisen Bankengruppe", sagt Rothensteiner.
Darüber hinaus verfügt die RZB über genehmigtes Partizipationskapital in der Höhe von 2 Mrd.
Euro, das sie mit Zustimmung des Aufsichtsrats begeben kann. Die RZB qualifiziert sich für die eigenkapitalstärkenden
Maßnahmen der Republik Österreich im Rahmen des Finanzmarktstabilitätsgesetzes. Der Republik Österreich
wurde 2008 kein Partizipationskapital zur Zeichnung angeboten, da die von ihr erwartete Abgeltung in Höhe
eines halben Jahreskupons nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Ob und wie viel Partizipationskapital die RZB
im Jahr 2009 begeben wird, ist noch nicht beschlossen. |