Tiefstwert des Bank Austria EinkaufsManagerIndex zum Jahresausklang – Einbruch bei Neuauftrgen
verursacht massive Produktionseinschrnkungen
Wien (bank austria) - Die österreichische Industrie setzt zum Jahresende 2008 ihre Talfahrt
ungebremst fort. Der saisonbereinigte Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) ist von 38,3 auf nur noch 35 Punkte
im Dezember gesunken. Damit befindet sich der Indikator mittlerweile den neunten Monat in Folge unter der 50 Punkte-Marke,
jenem Wertebereich, der Schrumpfungstendenzen signalisiert. Nur im Jahr 2001 gab es eine längere Phase des
EMI unter der Neutralitätslinie. Im Gegensatz zur damaligen Schwächeperiode befindet sich der Indikator
nun jedoch auf deutlich niedrigerem Niveau. "Die aktuelle Entwicklung des Bank Austria EinkaufsManagerIndex
und der historische Tiefststand im Dezember zeigen, dass noch immer kein Ende des drastischen Einbruchs der österreichischen
Industriekonjunktur in Sicht ist", meint der stellvertretende Chefvolkswirt der Bank Austria Stefan Bruckbauer.
Nachdem die heimische Industrie den verschlechterten globalen Rahmenbedingungen in der ersten Jahreshälfte
2008 noch überraschend gut widerstanden hat, wird dieser stark exportabhängige Sektor nun mit voller
Wucht von dem internationalen Konjunkturrückgang getroffen. Die Umfragen unter den Einkaufsmanagern zeigen,
dass sich die Produktionsleistung der heimischen Industrieunternehmen seit Mitte des Jahres bereits rückläufig
entwickelt. In den vergangenen drei Monaten ist der Produktionsindex regelrecht eingebrochen und hat im Dezember
mit 34,4 Punkten seinen bislang tiefsten Wert erreicht. "Aufgrund der negativen Produktionsentwicklung in
der Industrie erwarten wir bereits für das vierte Quartal 2008 einen leichten Rückgang der gesamten Wirtschaftsleistung.
Damit hat die österreichische Wirtschaft erstmals seit dem zweiten Quartal 2001 den Wachstumspfad verlassen",
prognostiziert Bruckbauer.
Der starke Rückgang der Industrieproduktion ist eine unmittelbare Konsequenz der bereits seit April dieses
Jahres rückläufigen Auftragsentwicklung. Bei der Nachfrage nach heimischen Industrieerzeugnissen musste
nunmehr bereits den dritten Monat in Folge ein Rekordminus verbucht werden. Der globale Konjunktureinbruch hat
sich im Dezember in besonders stark sinkenden Aufträgen aus dem Ausland niedergeschlagen. "Wenn auch
die Nachfrage aus den USA besonders massiv einbrach, in allen wichtigen Handelspartnerländern war "Made
in Austria" im Dezember deutlich weniger gefragt, als in den Vormonaten. Dies bekam insbesondere die österreichische
Auto-Zulieferindustrie zu spüren", meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Aufgrund der fehlenden Neuaufträge wurde unter Ausnutzung der vorhandenen Kapazitäten der Auftragsbestand
im Dezember kräftig verringert. Schon seit April gehen damit die vorhandenen Auftragspolster zurück.
Verkürzte Lieferzeiten und der Aufbau der Fertigwarenlager sind weitere Anzeichen für zunehmende Schwierigkeiten
der heimischen Industrie.
"Angesichts der gesunkenen Produktionsanforderungen haben die heimischen Industrieunternehmen die Personalkapazitäten
im Dezember im Rekordtempo zurückgefahren. Vorrangig werden Zeitverträge nicht verlängert und Leiharbeiter
reduziert", meint Pudschedl. Der Beschäftigungsabbau in der österreichischen Industrie hält
nun bereits seit acht Monaten an und beschleunigt sich in den vergangenen vier Monaten kontinuierlich. Aufgrund
der wenig erfreulichen Auftragslage erwarten die Ökonomen der Bank Austria eine Fortsetzung des negativen
Beschäftigungstrends in der Industrie. Dieser wird im Verlauf des kommenden Jahres in die Gesamtwirtschaft
durchschlagen. Im Jahresdurchschnitt 2009 wird die Anzahl der Arbeit suchenden Personen in Österreich um etwa
30.000 zunehmen. Damit ist ein Anstieg der Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent 2008 auf 6,5 Prozent 2009 zu erwarten.
Die Aussichten für die österreichische Industrie haben zum Jahresende 2008 einen vorläufigen Tiefpunkt
erreicht. Angesichts des deutlichen Einbruchs bei Neuaufträgen und der rasch schmelzenden Auftragspolster
fehlen derzeit die Anzeichen für ein baldiges Ende des Abwärtstrends in der Industrie. Die sowohl auf
nationaler als auch auf europäischer Ebene gesetzten fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen nähren
die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Lage bis zur Jahresmitte 2009. Vorausindikatoren, die dies bestätigen,
fehlen jedoch noch. Angesichts der besonders ungünstigen internationalen Rahmenbedingungen und der Tatsache,
dass weltweit alle Märkte von der Konjunkturschwäche betroffen sind, ist in weiterer Folge von einer
nur sehr zähen Erholungsphase auszugehen. "Die Industrieproduktion wird 2009 insgesamt um rund 4 Prozent
schrumpfen. Damit wird auch die gesamte österreichische Wirtschaft im kommenden Jahr ein Minus von 0,5 Prozent
einfahren und mit einem Anstieg des BIP um 0,7 Prozent bleibt 2010 die Konjunktur schwach", erwartet Bruckbauer.
Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin, Notierungen
unter 50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer
sind die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage
unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft
des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird. |