Fekter:
Kriminalität rückläufig, dennoch Vorsicht geboten und effiziente Instrumente notwendig
Kriminalstatistik wird in Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Experten neu gestaltet
Wien (bmi) - "Für das Jahr 2008 zeigt die Polizeiliche Kriminalstatistik einen Rückgang
der Gesamtkriminalität gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Prozent", so Innenministerin Dr. Maria Fekter
im Rahmen der Präsentation der aktuellen Sicherheitsentwicklung. Das bedeutet einen Rückgang von 594.240
angezeigten Fällen im Jahr 2007 auf 572.695 im Jahr 2008.
"Die Kriminalität ist leicht rückläufig, dennoch ist Vorsicht geboten und wir müssen effiziente
Instrumente zur Kriminalitätsbekämpfung entwickeln", so die Innenministerin: "Die Informations-,
Analyse- und Fahndungsmethoden werden weiterentwickelt, speziell hinsichtlich des modus operandi von kriminellen
Organisation. Diese müssen intensiv analysiert und in den Strategien der Bundesländer implementiert und
eingesetzt werden. Insbesondere jetzt müssen etwaige Auswirkungen der Krise auf die Sicherheit genau beobachtet
und auffälligen Entwicklungen intensiv gegengesteuert werden." So sei im Jahr 2008 etwa ein Anstieg von
Benzindiebstählen von 40 Prozent zu verzeichnen gewesen.
Kriminalitätsentwicklung in den Grenzbezirken
Entgegen mancher Befürchtung und entgegen mancher Behauptung ist die Kriminalität, speziell in
den Grenzregionen, zurückgegangen. Das umfangreiche Sicherheitskonzept anlässlich der Erweiterung des
Schengen-Raumes hat sich bewährt und wird anhand der aktuellen Ergebnisse und Entwicklungen angepasst und
weiterentwickelt. Nach wie vor bewegt sich die Kriminalität hauptsächlich in den Ballungszentren und
entlang der Hauptverkehrsrouten. Dort liegt also auch der Schwerpunkt in der Kriminalitätsbekämpfung.
Entwicklung einzelner Deliktsbereiche:
Einbruchsdiebstähle
Bei den Einbruchsdiebstählen in Wohnungen ist ein Rückgang um - 3,6% und bei den Einbruchsdiebstählen
in Einfamilienhäuser ein Rückgang um - 13,2% zu verzeichnen.
Wesentliche Steigerungen sind jedoch im Bereich des Vandalismus (+ 11 %), sowie bei Einbrüchen in Firmengelände,
Büro- und Geschäftsräumlichkeiten (+ 7,9 %) festzustellen.
Raub an Passanten, Wettbüros und Tankstellen
Die Raubüberfälle auf Passanten sind österreichweit gegenüber dem Jahre 2008 um 3,3
%, die auf Tankstellen um 6,8 % und jene auf Trafiken sogar um 15,4 % gesunken.
Dieser Rückgang wird neben den Ermittlungs- und Fahndungstätigkeiten vor allem auch auf intensive Präventivmaßnahmen
wie etwa Videoüberwachungen zurückgeführt.
Diebstahl von Mobiltelefonen
Die Anzeigen wegen des Diebstahls von Mobiltelefonen (20.594) sind österreichweit gegenüber dem
Vorjahr um 5,3 % gesunken.
Kinder- und Jugendkriminalität
"Ein Trend den wir seit einiger Zeit feststellen mussten und sehr aufmerksam beobachten bestätigt
sich in der Kriminalstatistik des Jahres 2008 neuerlich. Die Kinder- und Jugendkriminalität ist, im Gegensatz
zu allen anderen Altersgruppen, deutlich angestiegen", so die Innenministerin. Speziell bei den 10 bis 14-Jährigen
ist ein Anstieg von 25,8 Prozent zu verzeichnen. Der Anteil der bis 18-Jährigen an der Gesamtkriminalität
hat im Jahr 2008 bereits 18 Prozent betragen.
"Es gilt die Signale zu erkennen um kriminelle Entwicklungen frühest möglich zu unterbinden. Das
Unrechtsbewusstsein muss geschärft werden, die Grenzen zwischen Recht und Unrecht, zwischen Spaß und
Kriminalität müssen deutlich gemacht werden! Es geht darum kriminelle Karrieren zu unterbrechen, zu unterbinden
und zu verhindern. Kein junger Straftäter fällt von heute auf morgen vom Himmel, sondern es zeigen sich
meist lange Entwicklungsgeschichte ab dem Kindesalter. Es beginnt mit ersten Raufereien, Drohungen gegen Mitschülern,
dann kleineren Diebstähle bei Verwandten oder im Supermarkt. Schließlich geht es bis zu Einbrüchen
oder Raubüberfällen", so die Innenministerin" "Wir haben, neben der allgemeinen polizeilichen
Arbeit und den damit verbundenen tausenden Gesprächen mit Eltern und Lehrern, schwerpunktmäßig
270 Präventionsbeamte im Bereich Jugendprävention ausgebildet. Dieser Bereich muss und wird auch künftig
einen wichtigen Schwerpunkt darstellen."
Ausblick
"Die Kriminalitätsbekämpfung und die größtmögliche Sicherheit für die
Bevölkerung in Österreich stellen einen wesentlichen Schwerpunkt des Regierungsprogramms und damit der
Arbeit der kommenden Wochen, Monate und Jahre dar", so Fekter. Schwerpunkte der Kriminalstrategie, die vom
Bundeskriminalamt mit jedem einzelnen Bundesland und für die unterschiedlichen Regionen entwickelt und stets
an die aktuellen Entwicklungen angepasst werden, werden vor allem in den Bereichen Raub, Einbruchsdiebstähle
und Vandalismus gesetzt.
In Bezug auf Tätergruppen liegen die Schwerpunkte vor allem bei den Kriminaltouristen und den jugendlichen
Straftätern. Speziell zur Bekämpfung des Kriminaltourismus brauchen wir wirksame Instrumente um der Kriminalität
ihre Ressourcen zu entziehen. Dazu ist die Möglichkeit der Sicherheitsleistung im Regierungsprogramm festgeschrieben.
Sicherheitsleistungen werden sofort abverlangt bzw. erfolgt die Beschlagnahme der Tatmittel (LKW, PKW, Handy, Werkzeuge).
Die beschlagnahmten bzw. verwerteten Vermögensbestandteile dienen vor allem der Abdeckung der Verfahrenskosten,
der Wiedergutmachung und der Entschädigung. Gleichzeitig wird damit verhindert, dass sich der Straftäter
dem Verfahren entzieht und abtaucht und dient als Abschreckung mutmaßlicher Kriminaltouristen.
Kriminalstatistik NEU
Die bisherige Kriminalstatistik stammt aus dem Jahr 1999 und wurde zu Beginn des Jahres 2000 eingeführt.
Sie zählt mathematisch genau hunderte unterschiedliche Deliktsarten und einzelne Begehungsformen summarisch
auf. Die Interpretation dahinter und tiefergehende Fragestellungen z.B. nach Opfern, den Motiven der Täter,
kriminalitätsfördernde Faktoren oder aber auch die Bedeutung von Straftaten auf Grund des angerichteten
Schadens werden dabei zu wenig berücksichtigt.
"Entsprechend dem Regierungsübereinkommen habe ich den Auftrag erteilt, in enger Zusammenarbeit mit der
Wissenschaft und externen Experten, die Kriminalstatistik weiter zu entwickeln und an die Erfordernisse anzupassen",
so die Innenministerin: "Wesentlich ist eine Vergleichbarkeit und Durchgängigkeit der statistischen Daten
der Polizei und der Justiz. Derzeit ist es nicht möglich nachzuvollziehen was mit den getätigten Anzeigen
der Polizei im Bereich der Justiz passiert - weil das Innenministerium Anzeigen und Delikte erfasst, während
die Justiz Statistiken über Gerichtsverfahren und Täter führt." |
Herbert: Kriminalstatistik 2008 für Wien vernichtend
Kritik der AUF/Exekutive Wien bestätigt die katastrophale Kriminalitätslage in
Wien
Wien (fpd) - "Die Kriminalstatistik 2008 bestätigt für Wien einmal mehr, wie punktgenau
die AUF/Exekutive Wien mit ihrer Kritik bisher gelegen ist", kommentierte der Vorsitzende der AUF/Exekutive
Wien, NAbg. Werner Herbert, die aktuellen veröffentlichten Zahlen.
"Trotz einer seit Jahresbeginn klar erkennbaren Entwicklung, die eindeutig in Richtung einer Verschlechterung
der Kriminalitätslage in Wien hindeutete, hat man es nicht nur unterlassen, geeignete und zielorientierte
Gegenstrategien zu ergreifen, sondern auch für die für eine entsprechende Präventions- und Aufklärungsarbeit
erforderlichen personellen und logistischen Ressourcen zu sorgen", stellt Herbert fest.
"Dass Wien bei einem Rückgang der aufgeklärten Fälle mit 3,19 Prozent weit unter dem österreichischen
Gesamtwert liegt und mit einem weiteres Absinken der Aufklärungsquote auf nunmehr 28,10 Prozent einen neuen
statistischen "Negativrekord" aufgestellt hat, zeigt einmal mehr, wie prekär die Kriminalitätslage
in der Bundeshauptstadt tatsächlich ist", so Herbert.
"Insbesondere bei der Jugendkriminalität, wo die Kriminalitätszahlen förmlich "explodieren",
muss rasche gegensteuert werden", so Herbert weiter und fordert in diesem Zusammenhang einmal mehr einen eigenen
Ermittlungsbereich für die Jugendkriminalität im Landeskriminalamt Wien (derzeit auf verschiedene Fachbereiche
aufgeteilt), sowie zusätzliche 1500 Polizisten für Wien und eine rasche Entlastung der Polizei von Verwaltungstätigkeiten,
die auf Kosten des exekutiven Außendienstes geleistet werden müssen. |
Hagen: Rückgang nur bedingt erfreulich
Mehr Uniformierte auf die Straßen, Strafmündigkeit schon ab zwölf Jahren
Wien (bzö) - Der Rückgang bei den Anzeigen um 3,6 Prozent laut der Kriminalstatistik könnte
durchaus positiv zu sehen sein, so BZÖ-Exekutivsprecher Abg. Christoph Hagen. Allerdings sei nicht klar erkennbar,
"was hinter den Zahlen steckt" und vieles sei "wischi-waschi." Dem erschreckenden Anstieg der
Kriminalität bei Jugendlichen sei mit einem Herabsetzen der Strafmündigkeit auf 12 Jahre zu begegnen.
Vorbeugend verlangt Hagen, dass Polizisten weniger administrative Tätigkeiten erledigen und mehr Dienst auf
der Straße machen.
Der Rückgang bei den Anzeigen kann durchaus auch damit zusammen hängen, dass viele Geschädigte einfach
desillusioniert seien und keine Anzeige erstatten, warnte Hagen. Deshalb müssten zur Prävention einfach
mehr Polizisten wieder auf der Straße im Einsatz sein, statt Schreibarbeiten zu verrichten. "Rund 60
bis 70 Prozent sind die Beamten im Wachzimmer im Einsatz", so Hagen.
Die angekündigten 1.000 zusätzlichen Beamten - verteilt auf fünf Jahre - reichen laut Hagen nicht
aus. "Seit die Einbeziehung der Polizei in die Arbeit der ersten Instanz im Strafprozess erfolgt ist, fehlen
die Beamten im Streifendienst", erklärte Hagen.
Alarmierend ist für den BZÖ-Exekutivsprecher der hohe Anteil der 10- bis 14-Jährigen an der Statistik.
Da sei die Herabsetzung der Strafmündigkeit durchaus ein abschreckendes Mittel. "Im Alter von zwölf
Jahren können die Kinder durchaus schon zwischen Recht und Unrecht unterscheiden", gibt Hagen zu bedenken. |