Carol Reed-Retrospektive   

erstellt am
08. 01. 09

9.Jänner bis 19.Februar 2009, Metro Kino
Wien (filmarchiv) - Im klassischen englischen Kino zählt er neben Alfred Hitchcock, Michael Powell/ Emeric Pressburger und David Lean zu den Top Vier. Dass THE THIRD MAN, mit dessen intensiven Bildern er das unmittelbare Nachkriegswien unvergessen machte, nicht Carol Reeds einziges Meisterwerk war, zeigt die aktuelle Filmarchiv-Austria-Werkschau.

Kaum ein Genre, mit dem Reed sich nicht gespielt hätte: Neben den stilsicheren Melodramen und süffisanten Komödien, den auf ihn abonnierten Gauner-, und Agentenfilmen, dreht er, fast schon am Ende seiner Karriere, einen Western - den ambivalenten und hintersinnigen FLAP, gemeinsam mit Anthony Quinn und Shelley Winters; und mit der hochdekorierten Dickens-Verfilmung OLIVER!, dem Musical von 1968, erhält er auch den Regie-Oscar. Carol Reed ist kein Unbekannter, sein Œuvre beachtlich und doch kommt es, unter dem Gewicht des Jahrhundertfilms THE THIRD MAN, gerne zu kurz. Unterschlagen werden dann nicht nur einer der besten irischen Filme überhaupt: ODD MAN OUT mit einem brillanten James Mason als gejagter Auftragskiller in der Hauptrolle, der schrullig-wahnwitzige OUR MAN IN HAVANA, dem Alec Guinness unnachahmlich seinen Stempel aufdrückte, oder TRAPEZE, Reeds starbesetzter Hollywood-Ausflug unter gefährliche Zirkuskuppeln, dabei vergessen werden auch seine filmfundamentalen Begabungen: eine Psychologie als Schnitt, ein bildgewordenes Gespür für Handlungen, Abläufe, Rhythmus oder sein vielmals gerühmter Umgang mit Schauspielerinnen und Schauspielern. Sich selbst nannte der frühere Theaterschauspieler und illegitime Sohn eines englischen Bühnenstars einen Mann der Filmindustrie - heute gilt Carol Reed als auteur, als Handwerker, der bald zum Meister seines Metiers avancierte.
     
Informationen: http://www.filmarchiv.at/    
     
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