Erstmals stark gebundene Moleküle in Quantengasen erzeugt
Innsbruck (universität) - Zum wiederholten Male wurde zum Jahreswechsel ein Forschungserfolg
der Innsbrucker Quantenphysiker um Rudolf Grimm vom American Institute of Physics (AIP) zu einem der zehn wichtigsten
Fortschritte des Vorjahres in der Physik gekürt. Die Wissenschaftler erzeugten erstmals stark gebundene Moleküle
in Quantengasen. Dies unterstreicht einmal mehr die internationale Stellung der heimischen Physik.
Neben Entdeckungen im Bereich der Supraleiter, Quarks und der kosmischen Strahlung wählten Redakteure des
American Institute of Physics (AIP) und der American Physical Society (APS) Erfolge auf dem Gebiet der ultrakalten
Moleküle zu den zehn wichtigsten Fortschritten in der Physik im Jahr 2008. Zwei Arbeiten wurden dabei besonders
hervorgehoben, eine davon entstand am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck. Unter
der Leitung von Johannes Hecker Denschlag gelang es, ursprünglich schwach gebundene Moleküle in einem
Quantengas kontrolliert in einen Grundzustand zu versetzen. Standen bis anhin nur äußerst fragile Moleküle
für Experimente mit ultrakalten Quantengasen zur Verfügung, besitzen die Teilchen nun die niedrigst mögliche
Vibrations- und Rotationsenergie und sind deshalb besonders stabil. „Damit schließen wir jeden Zufall aus“,
sagt Hecker Denschlag. „Wir stoßen in einen völlig neuen Bereich vor, der es in Zukunft erlauben wird,
chemische Reaktionen von komplexen Molekülen in bisher ungekannter Präzision zu steuern und zu untersuchen“,
erklärt der Forscher. Anwendung könnte diese Technik aber auch beim Bau von Quantencomputern oder bei
Präzisionsmessungen finden.
Ultrakalte Moleküle
Die Universität Innsbruck hat sich seit der Berufung von Experimentalphysiker Rudolf Grimm im Jahr
2000 zu einem internationalen Zentrum der Erforschung von ultrakalten Atomen und Molekülen entwickelt. Schon
2003 konnte Grimm mit seinem Team weltweit erstmals ein Bose-Einstein-Kondensat aus sehr schwach gebundenen Molekülen
erzeugen. 2008 haben die Innsbrucker Wissenschaftler in mehreren Experimenten zum ersten Mal stark gebundene Moleküle
in einem Quantengas realisiert. Neben Hecker Denschlag konnte auch START-Preisträger Hanns-Christoph Nägerl
mit seinem Team ein ähnliches Quantengas erzeugen. Er berichtete darüber in der renommierten Fachzeitschrift
Science. Die Forscher um Rudolf Grimm haben damit entscheidende Schritte auf dem Weg zur Erzeugung stabiler ultrakalter
Moleküle gesetzt und große internationale Beachtung gefunden.
Schon 2005 wurden Grimm und Hecker Denschlag vom American Institute of Physics für die Entdeckung eines neuartigen
Atom-Molekül-Quantenzustands („dark state“) unter die Top Ten des Jahres gewählt. |