Aktuelle Aussprache im Innenausschuss
Wien (pk) - Breiten Raum nahm der Fall der Familie Zogaj im Rahmen einer Aktuellen Aussprache im
Innenausschuss am 14.01. ein. Während der Abgeordnete Peter Westenthaler (B) von Innenministerin Maria Theresia
Fekter eine "authentische Interpretation" der jüngsten Entwicklungen verlangte und für eine
rasche Abschiebung eintrat, warf die Abgeordnete Alev Korun (G) der Ressortchefin vor, durch Äußerungen
gegenüber Tageszeitungen das Ergebnis der Entscheidungen im Fall Zogaj vorwegzunehmen. Die Vertreterin der
Grünen sprach sich dafür aus, das Asylverfahren für alle Mitglieder der Familie in Österreich
durchzuführen. Anderer Meinung war hingegen Abgeordneter Gerald Grosz (B), der betonte, durch eine Zulassung
der Asylanträge in Österreich würde die Menschenrechtskonvention mit Füßen getreten.
Innenministerin Maria Theresia Fekter versicherte, die Frage der Zuständigkeit für die Asylanträge
werde von den Behörden sorgsam und ohne jegliche politische Einflussnahme geprüft. Die Ressortleiterin
betonte mit Nachdruck, sie habe in keiner Weise zum eigentlichen Fall Stellung bezogen, sondern bloß auf
die aktuelle Gesetzeslage und die anzuwendenden Bestimmungen hingewiesen. Sie werde ein Garant dafür sein,
dass der Fall nach den Grundsätzen des Rechtsstaates durchgeführt werde, bekräftigte Fekter. Eine
Aussage über die im Antrag angegebenen Fluchtgründe, wie dies etwa vom Abgeordneten Harald Vilimsky (F)
verlangt wurde, könne sie nicht geben. Im Übrigen meinte Fekter, sie sei von den Medien in der Causa
Zogaj falsch zitiert worden.
Bezüglich der Kriminalstatistik – ein weiteres Thema der Aussprache – sah sich Fekter seitens des Abgeordneten
Peter Westenthaler (B) mit der Kritik konfrontiert, das darin enthaltene Ergebnis einer sinkenden Verbrechensrate
stehe in krassem Gegensatz zum Sicherheitsempfinden der Bevölkerung. Die Ministerin erklärte dazu, die
Kriminalstatistik sei in ihrer jetzigen Form die rein mathematische Aufsummierung der bei der Staatsanwaltschaft
angezeigten Delikte. Dies reiche aber nicht aus, um sich ein aussagekräftiges Bild von der Kriminalität
zu machen. Deshalb solle nun gemeinsam mit der Wissenschaft ein neuer Ansatz gefunden werden. Ziel sei es, Zahlenmaterial
über Delikte, Täter, Opfer, Schäden, Verurteilungen und Strafvollzug zu sammeln und auszuwerten.
Eine statistische Aufschlüsselung des Anteils der Täter mit Migrationshintergrund, die vom Abgeordneten
Werner Herbert (F) angeregt wurde, lehnte Fekter allerdings ab. Eine derartige Differenzierung wäre gleichheitswidrig,
argumentierte sie. Wer österreichischer Staatsbürger sei, werde als österreichischer Staatsbürger
erfasst.
Zur Frage von Infrastruktureinrichtungen für Asylwerber, die der Abgeordnete Gerald Grosz (B) aufgeworfen
hatte, hielt Fekter fest, eine Standortentscheidung über das geplante Erstaufnahmezentrum Süd und das
Kompetenzzentrum sei noch nicht gefallen. Klar müsse aber sein, dass alle Bundesländer gleichermaßen
die Lasten zu tragen haben, und nicht nur Oberösterreich und Niederösterreich. Bei der Schaffung dieser
Einrichtungen werde daher primär an jene Länder gedacht, die noch keine haben, sagte sie. Nichts hielt
Fekter hingegen von der Einrichtung eines Erstaufnahmenzentrums in Schwechat. |