Universitätenübergreifende Forschergruppe entwickelt weltweit neue Messmethode
Graz (universität) - Ein Schub für Entwicklungen in der Nano-Optik kommt aus der steirischen
Landeshauptstadt: Wissenschaftern von TU Graz und Karl-Franzens-Universität Graz ist es als weltweit erster
Gruppe gelungen, die Verteilung von Oberflächenplasmonen – das sind elektronische Dichteschwankungen an der
Oberfläche von Metallen – auf Gold-Nanoteilchen mit Energiefilterungs-Elektronenmikroskopie zu messen. Die
neuen Erkenntnisse liefern die Basis für ein breites Anwendungsspektrum für Informationsverarbeitung
und Biosensorik und waren nur aufgrund der universitätenübergreifenden Zusammenarbeit in den Naturwissenschaften
zwischen den beiden Grazer Universitäten möglich. Nachzulesen sind die Resultate der Arbeit der Grazer
Forscher in der Jänner-Ausgabe von „Physical Review B“, einer der renommiertesten Fachzeitschriften in der
Physik.
Nano-Optik nutzt Licht, um Informationen zu übertragen. Genaue Kenntnis der Phänomene, die sich im Bereich
von nur wenigen Nanometern abspielen, bildet die Basis, für die Weiterentwicklung möglicher Anwendungen.
Daher sind Messmethoden, die sich mit diesen „kleinsten Größen“ befassen, zentral. „Die Idee zu erstmaligen
Messungen von Plasmonen auf Gold-Nanoteilchen hatten wir schon länger, die Umsetzung war aber erst gemeinsam
mit den Kollegen der Karl-Franzens-Universität Graz möglich“, berichtet Ferdinand Hofer, der das Institut
für Elektronenmikroskopie und Feinstrukturforschung der TU Graz leitet. Dort stehen die leistungsfähigsten
Elektronenmikroskope Österreichs, unter anderem mehrere Energiefilterungsmikroskope, wie sie für die
speziellen Messungen benötigt wurden. An der Karl-Franzens-Universität Graz erfolgte dann die Prüfung
der Messergebnisse am PC: Physiker Ulrich Hohenester und sein Dissertant Andreas Trügler bestätigten
die Messungen durch rechnerische Simulation am PC.
Basis für breites Anwendungsspektrum
Mit der neuen Messmethode können die Forscher Oberflächenplasmonen mit einer wesentlich besseren Auflösung
messen als mit bisher gebräuchlichen optischen Methoden. Die Genauigkeit von einem Millionstel Millimeter
scheint nun völlig neue technologische Anwendungen in greifbare Nähe rücken zu lassen: Denkbar sind
Entwicklungen in der Biosensorik, wo nanoskopische Systeme genutzt werden, um etwa menschliche DNA zu erkennen.
Oberflächenplasmonen können aber auch geeignet sein, optische Informationen in Computerchips deutlich
schneller zu übertragen als dies mit herkömmlichen Computern möglich ist. Die neuen Erkenntnisse
aus Graz könnten also zu einem entscheidenden Durchbruch in der Informationsverarbeitung beitragen. Die Publikation
in „Physical Review B“ wurde vom Journal mit dem Vermerk „Editors suggestion“ ausgezeichnet – damit kennzeichnet
der Herausgeber Arbeiten mit besonderer Qualität.
Originalarbeit: Bernhard Schaffer, Ulrich Hohenester, Andreas Trügler & Ferdinand Hofer:
High-resolution plasmon imaging of gold nanoparticels by energy-filtered transmission electron microscopy. Physical
Revie B (2009). |