Der Ministerrat hat sich eingehend mit der Frage beschäftigt, welche Konsequenzen in Österreich
aus der Gaskrise zu ziehen sind.
Wien (bpd) - Bundeskanzler Werner Faymann informierte im Pressefoyer nach dem Ministerrat am 13.01.
über sein jüngstes Gespräch mit dem slowakischen Premierminister Robert Fico zur angekündigten
Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerkes Bohunice. Der Ministerrat hat sich auch eingehend mit der Frage beschäftigt,
welche Konsequenzen in Österreich aus der Gaskrise zu ziehen sind.
„Die Bundesregierung hat sich heute intensiv mit der Energieversorgung in unserem Land beschäftigt. Wir gehen
auf Basis der vorliegenden Informationen davon aus, dass die Gasversorgung aus Russland wie angekündigt wieder
funktioniert“, so Faymann. Wie von den österreichischen Energieversorgern zugesichert wurde, seien darüber
hinaus die heimischen Gasvorräte für einen Zeitraum von drei Monaten ausreichend. Auch die technischen
Voraussetzungen der Pumpsysteme seien gegeben, um den Energiefluss auch an kritischen Tagen weiterhin sicherzustellen.
„Das sind Voraussetzungen, die gerade in Zeiten der Wirtschaftsankurbelung essentiell sind“, betonte der Bundeskanzler.
In der Frage einer möglichen Wiederinbetriebnahme des slowakischen Atomkraftwerkes Bohunice, berichtete Faymann
über den jüngsten Stand der Gespräche. „Der slowakische Premierminister Fico hat mir erst heute
Morgen in einem Telefonat zugesichert, dass eine erneute Inbetriebnahme von Bohunice nur im Fall weiterhin ausbleibender
Gaslieferungen ins Auge gefasst werde.“ Der Bundeskanzler habe klar gemacht, dass Österreich in einem solchen
Fall massiv dagegen protestieren werde. „Wir würden in einem Hochfahren des bereits abgeschalteten Reaktors
einen klaren Bruch des EU-Primärrechts sehen. Es wäre dann Aufgabe der Europäischen Kommission,
die Einhaltung der Verträge einzufordern“, sagte Faymann. Er hoffe jedoch, dass dieses Szenario gar nicht
eintreten werde: „Ich gehe davon aus, dass bei einer Sicherstellung der Gasversorgung für die Slowakei in
den nächsten Stunden oder Tagen die slowakische Regierung zu dem Ergebnis kommt, dass der Reaktor nicht wieder
hochgefahren werden muss.“
Für Faymann sei es in dieser Situation wichtig, dass die Bevölkerung laufend über den aktuellen
Stand informiert werde. Daher entsende Österreich mit Zustimmung der Slowakei einen Experten des Umweltministeriums
als Beobachter in die Slowakei. Fico habe ihm außerdem zugesichert, dass bisher noch keine Schritte zum Hochfahren
des Reaktors eingeleitet worden seien. Sollte es dazu kommen, habe der slowakische Premier angekündigt, dass
mit Österreich vor der Inbetriebnahme Kontakt aufgenommen und Österreich in diesen Prozess eingebunden
werde. Das Gesprächsklima mit der slowakischen Führung bezeichnete Faymann als positiv.
Finanzminister Josef Pröll informierte über die Konsequenzen, die für die österreichische Energieversorgung
aus der Gaskrise abzuleiten wären: Demnach müssten eine bessere Energieeffizienz und eine stärkere
Forcierung von Alternativenergien im Mittelpunkt stehen. Die Regierung habe den Wirtschaftsminister und den Umweltminister
beauftragt, einen Masterplan zur erneuerbaren Energie zu erarbeiten. Das Ziel sei ein Anteil von 34 Prozent an
alternativen Energien, gegenüber derzeit 23 Prozent am Gesamtenergieaufkommen. Der Masterplan soll ein Beschleunigen
von Wasserkraftprojekten sowie Verfahrensverkürzungen umfassen. Ein wichtiger Baustein sei auch der heutige
Beschluss des Ministerrats zum Klima- und Energiefonds: Das Präsidium des Fonds soll von vier auf zwei Ministerien
verkleinert werden. Künftig werden darin nur noch Verkehrs- und Umweltministerium vertreten sein. „Der Fonds
wird durch die neue Struktur wesentlich handlungsfähiger und schneller in seinen Entscheidungen sein“, so
Pröll. |