Neues Förderprogramm in Höhe von 650.000 Euro stärkt landwirtschaftliche Betriebe
in Wien
Wien (rk) - "Die Wiener Landwirtschaft ist mit einem jährlichen Produktionswert von 107
Millionen Euro ein wichtiger Teil der Wiener Wirtschaft. Gerade jetzt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist
es der Stadt ein großes Anliegen, dass wir Arbeitsplätze und eine für eine Metropole europaweit
einzigartige landwirtschaftliche Struktur in Wien absichern sowie die Betriebe entlasten. Daher hat die Stadt Wien
für die Wiener Landwirtschaft ein spezielles Konjunktur-Programm im Ausmaß von 650.000 Euro für
Zinszuschüsse aufgelegt, damit sichern wir ein Kredit-Volumen von 30 Millionen Euro ab", so Vizebürgermeisterin
Mag.a Renate Brauner im Rahmen eines Mediengesprächs mit Umweltstadträtin Mag.a Ulli Sima gemeinsam mit
dem Präsidenten der Wiener Landwirtschaftskammer, Ing. Franz Windisch.
Grundlage für diese Sofort-Maßnahme ist das Gesetz über die Förderung der Landwirtschaft in
Wien (Wiener Landwirtschaftsgesetz) aus dem Jahr 2000. Wien ist damit das erste Bundesland, das mit einer derartigen
Zinszuschuss-Aktion seine Bauern unterstützt. "Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Kosten für
die Vorfinanzierung in der landwirtschaftlichen Produktion deutlich ansteigen lassen. Die Hauptkostenpunkte sind
Jungpflanzen, Energie und Arbeitskräfte. Mit der Förderung der hohen Produktionsvorlaufkosten sichern
wir gleichzeitig auch knapp 3000 Arbeitsplätze im direkten landwirtschaftlichen Bereich ebenso wie die regionale
Wertschöpfung ab", so Landwirtschaftskammer- Präsident Ing. Franz Windisch. Zugleich werden mit
dieser Förderschiene wichtige ökologische Ziele erreicht: "Durch verbesserte Rahmenbedingungen für
die betriebliche Finanzierung sichern wir zugleich die Produktion hochqualitativer Lebensmittel aus unserer Region
ab, beitreiben aktiven Klimaschutz und leisten einen Beitrag zur Erhaltung der regionalen Wertschöpfung",
erklärt Umweltstadträtin Mag.a Ulli Sima.
Das 650.000-Euro-Programm im Detail
Die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise schlagen sich auch im Sektor der Wiener Landwirtschaft in Form
von deutlich angestiegenen Betriebsmittelkosten und stärkeren Preisschwankungen auf den Agrarmärkten
nieder. Seit dem Beginn der Finanzkrise sind erhöhte Kosten in der Vorfinanzierung und eine angespannte Situation
auf den Kreditmärkten bemerkbar. Dies stellt auch die landwirtschaftlichen Betriebe Wiens vor oft schwierig
zu bewältigende Liquiditätsengpässe. Die Landwirtschaftskammer Wien hat sich bereits im Rahmen des
von Vizebürgermeisterin Renate Brauner initiierten Wiener Konjunktur- und Beschäftigungsgipfels vom 28.
Oktober 2008 engagiert und auf absehbare Entwicklungen im Agrarbereich aufmerksam gemacht.
Die nunmehr von der Stadt zur Verfügung gestellten 650.000 Euro werden als Zinszuschüsse zu betrieblichen
Darlehen zur Finanzierung der Vorlaufkosten (Betriebsmittel wie Jungpflanzen, Energiekosten sowie Personalkosten)
für eine Laufzeit von maximal 12 Monaten gewährt. Der Zinsenzuschuss macht ca. 3-Prozent-Punkte des vereinbarten
Darlehenszinssatzes aus.
Voraussetzungen für Inanspruchnahme der Förderung
Zinszuschüsse können von in Wien ansässigen haupt- und nebenberuflich geführten landwirtschaftlichen
Betrieben beantragt werden. Die Förderungsvoraussetzungen lauten wie folgt:
* Nachweis eines betrieblichen Finanzierungsrahmens für
Betriebsmittel bei einem Kreditinstitut mit Niederlassung im
Inland
* Laufzeit des Finanzierungsrahmens mindestens 6 Monate, längstens
jedoch 12 Monate
* Finanzierungsrahmen maximal 35 Prozent des nachgewiesenen
Jahresumsatzes des vorangegangenen Jahres
Die Abwicklung der Förderung erfolgt direkt über die Landwirtschaftskammer Wien in enger Kooperation
mit der Stadt Wien und den betreffenden Kreditinstituten. Diese Form der Unterstützung ist nicht ganz neu:
Bereits im Zuge der schweren Dürre im Jahre 2003 hatte die Stadt Wien eine Förderschiene für die
Wiener Landwirtschaft eingerichtet - beim Förderprogramm handelt es sich also um ein in Krisenzeiten bewährtes
Modell.
Anpassung der Landesförderungen für Ackerbauern
Neben dem neuen Förder-Modell wird es ab heuer auch eine Anpassung der Landesförderungen geben, konkret
wird die bereits seit dem Jahr 2001 laufende Förderung der "Sturmschadenversicherung für den Gartenbau"
nun auch auf die Ackerbaubetriebe ausgedehnt. "Durch die in den letzten Jahren bereits spürbaren Klimaschwankungen
gewinnt ein gutes Risikomanagement inklusive Absicherung im Schadensfall gerade für landwirtschaftliche Produktionsbetriebe
zunehmend an Bedeutung", betont Sima, die Stadt Wien wird diese Absicherungen künftig fördern.
Mit einer Mehrgefahrenversicherung für Ackerflächen können sich die Betriebe zusätzlich zur
Hagelversicherung gegen weitere witterungsbedingte Risiken wie Frost, Trockenheit, Überschwemmungen, Verwehungen,
Verschlämmungen, Sturm, etc., absichern. Um den Wiener Ackerbauern einen Anreiz zum Abschluss einer solchen
Versicherung zu bieten, soll den Betrieben ein jährlicher Zuschuss in der Höhe von max. 50 Prozent der
Prämienkosten gewährt werden. Diese Förderungsmaßnahme soll eine möglichst flächendeckende
Absicherung der Wiener Ackerflächen gegen die genannten Gefahren beschleunigen und dadurch einen Beitrag zur
Risikoabsicherung und damit wirtschaftlichen Stabilität der landwirtschaftlichen Betriebe im Bundesland Wien
leisten.
Unterstützung für Landwirtschaft lohnt sich mehrfach
Die Stadt Wien und die Landwirtschaftskammer Wien verfolgen mit dem Förderprogramm mehrere Ziele:
* Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Weiterbewirtschaftung der
landwirtschaftlichen Betriebe
* Sicherung der Liquidität zur Finanzierung der hohen Startkosten
in der Produktion
* Absicherung der lokalen Produktion und der Arbeitsplätze - nicht
zuletzt auch im vor- und nachgelagerten Bereich
* Sicherung der regionalen Wertschöpfung und Erzeugung von
Lebensmitteln, direkt vor Ort in Wien, nach höchsten Qualitäts-
und Produktionsstandards
"Diese Unterstützung von 650.000 Euro für die Wiener Agrarbetriebe ist neben der verstärkten
Internationalisierungsförderung oder der Verbesserung der Nahversorgeraktion einer von vielen Mosaiksteinen
des Wiener Pakets für Wirtschaft und Arbeit. Wien tritt damit dem Wirtschaftsabschwung in allen Sektoren und
Branchen ganz gezielt und mit allen Partnern gut abgestimmt entgegen. Damit schafft Wien Nachfrage und sichert
Arbeitsplätze", erklärt Vizebürgermeisterin und Wirtschaftsstadträtin Mag.a Renate Brauner.
800 landwirtschaftliche Betriebe, 6000 Hektar Fläche
Es ist wohl eine seltene Ausnahme für eine Millionenstadt, so viel landwirtschaftliche Produktion in der Stadt
zu haben: Mehr als 6.000 Hektar der Fläche Wiens werden landwirtschaftlich genutzt (das sind 16 Prozent der
Fläche Wiens), es gibt rund 800 landwirtschaftliche Betriebe. Aus den Glashäusern und von den Feldern
kommen jährlich 32 Millionen Stück Gurken, 18.000 Tonnen Paradeiser, 38 Millionen Stück Paprika,
sechs Millionen Salathäupterln und fünf Millionen Bund Radieschen in die Regale. 700 Hektar werden als
Weinbaufläche genutzt. |