EU-Einigung bei Pestizidgebrauch
Wien (sk) - "Der Balanceakt zwischen Umwelt- und Gesundheitsschutz einerseits und einer ertragreichen
Landwirtschaft andererseits ist heute gelungen", sagt die Leiterin der SPÖ-Delegation im Europäischen
Parlament Maria Berger anlässlich der Zustimmung des EU-Parlaments zu einem umfassenden Kompromisspaket für
den Einsatz von Pestiziden.
"Die EU hat damit die weltweit modernste Gesetzgebung in diesem Bereich und einen wahren Meilenstein gesetzt,
der für den Schutz von Mensch, Tier und Umwelt einen großen Fortschritt bedeutet. Die Interessen der
Konsumentinnen und Konsumenten werden in den Vordergrund gestellt und gleichzeitig das Funktionieren des Binnenmarkts
gesichert", ist Berger zufrieden. Außerdem würden der Industrie neue Forschungsperspektiven eröffnet
und gleichzeitig Tierversuche in diesem Sektor strikteren Regeln unterworfen.
Das Paket wurde zwischen EU-Parlament, Rat und Kommission verhandelt. In der EU kommen pro Jahr rund 300.000 Tonnen
Pflanzenschutzmittel zur Anwendung. Das entspricht einem Viertel des globalen Pestizideinsatzes, wobei die landwirtschaftlich
genutzte Fläche in der EU nur rund vier Prozent der weltweiten Anbauflächen ausmacht.
Die neue Pflanzenschutz-Gesetzgebung der EU besteht aus einer Verordnung hinsichtlich des Inverkehrbringens und
der Zulassung von Pestiziden und einer Richtlinie zum nachhaltigen Einsatz von Pestiziden. Die Mitgliedstaaten
müssen nun konkrete nationale Aktionspläne verabschieden, die quantitative Zielvorgaben beinhalten sowie
Maßnahmen und Zeitpläne "zur Verminderung der Risiken und Auswirkungen des Einsatzes von Pestiziden
für die menschliche Gesundheit und die Umwelt".
Dabei steht das Subsidiaritätsprinzip im Vordergrund: "Die einzelnen Mitgliedstaaten haben sehr viel
Freiraum, die EU-Vorgaben an ihre spezifischen Bedürfnisse und Voraussetzungen anzupassen", so Berger.
Dies gelte etwa für die Schaffung von Schutzzonen für Oberflächen- und Grundwasser, in denen Pestizide
nicht eingesetzt werden dürfen. Ein besonderer Erfolg sind die Bestimmungen für den Schutz der Bienen,
was insbesondere für den Obstbau wichtig ist: "Wenn das Ausbringen von Substanzen die Bienenvölker
gefährden könnte, so wird deren Einsatz nun verboten", erläutert Berger.
In öffentlichen Anlagen wie Parks, Sportplätzen oder Spielplätzen soll die Nutzung von Pestiziden
drastisch eingeschränkt werden. Zudem wird es - mit bestimmten Ausnahmen - verboten sein, Pflanzen aus der
Luft mit Pestiziden zu besprühen. Hochtoxische Pestizide werden ebenso verboten wie Wirkstoffe, die Krebs
erzeugen, das Erbgut verändern oder die Fortpflanzung schädigen. Auch hormonell wirksame Substanzen stehen
auf der schwarzen Liste.
"Wenn man bedenkt, dass von den rund 400 in der EU zum Einsatz zugelassenen Pestiziden nun 22 verboten werden,
hätte das Paket ambitionierter ausfallen können. Das nun Erreichte ist aber als Erfolg zu werten und
dem Europäischen Parlament zu verdanken. Die EU-Mitgliedstaaten haben sich auf die Seite der landwirtschaftlichen
und chemischen Industrie gestellt und sich daher im Rat für eine deutlich weichere Regelung ausgesprochen",
schloss Berger. |