Ostkirchenexperte Prof. Rudolf Prokschi folgt Oberin Christine Gleixner als Vorsitzender der Wiener
"Diözesankommission für ökumenische Fragen" nach
Wien (pew) - Der Ostkirchenexperte und neue Vorsitzende der Wiener "Diözesankommission
für ökumenische Fragen", Prof. Rudolf Prokschi, plädiert für eine Verbesserung der innerkonfessionellen
Informationsflüsse in der Ökumene. So wichtig die theologischen Debatten der unterschiedlichen Dialogkommissionen
auf hoher Ebene auch seien, so wichtig sei es auf der anderen Seite, dass die Ergebnisse dieser Dialoge an der
Basis in den Pfarrgemeinden ankommen, betonte Prokschi - der Ordinarius für Patrologie und Ostkirchenkunde
an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät ist und längere Zeit in Moskau gelebt hat - bei einem
Journalistengespräch in Wien.
Erste Schritte in diese Richtung will Prokschi, der mit 1. Jänner den Vorsitz der Diözesankommission
und die Vertretung der Erzdiözese Wien im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich und in der
Ökumene-Kommission der Österreichischen Bischofskonferenz übernommen hat, durch einen gemeinsamen
ökumenischen Studiennachmittag sowie die Einrichtung eines gemeinsamen ökumenischen Gebets setzen.
Das ökumenische Gebet findet am 29. Jänner um 18.30 Uhr im Wiener Priesterseminar statt. Laut Prokschi
soll es eine geistliche Einstimmung auf das zeitgleich stattfindende Treffen der offiziellen ökumenischen
Dialogkommission der orientalisch-orthodoxen Kirchen mit der katholischen Kirche in Rom vom 26. bis 30. Jänner
darstellen. Das Dialogtreffen soll die Frage nach den Voraussetzungen für eine volle Kircheneinheit zwischen
altorientalischen Kirchen und katholischer Kirche klären. Die altorientalischen Kirchen hatten sich nach dem
Konzil von Chalcedon (heute: Kadiköy) im Jahr 451 von der allgemeinen Kirche getrennt.
Das gemeinsam mit der Stiftung "Pro Oriente" und dem St.Thomas-Kolleg ausgerichtete Gebet wird gemeinsam
mit Vertretern der koptisch-orthodoxen, syrisch-orthodoxen, armenisch-apostolischen, äthiopisch-orthodoxen
sowie der indisch-orthodoxen Kirchengemeinden in Wien stattfinden. Zugleich soll das Gebet dem gegenseitigen Kennenlernen
und der Begegnung der christlichen Konfessionen auf pfarrlicher Ebene dienen. Eine ähnliche Initiative soll
es auch im Herbst zur Begleitung der nächsten offiziellen Gesprächsrunde der internationalen orthodox-katholischen
Dialogkommission auf Zypern geben.
Der Studiennachmittag am 13. Februar (16-20 Uhr, Stephansplatz 3, 1010 Wien) wird sich um eine ökumenische
Sicht auf den Apostel Paulus und die paulinische Theologie bemühen. Im derzeitigen Paulus-Jahr sei dieser
Aspekt der paulinischen Impulse für die Ökumene bislang zu wenig beachtet worden, so Prokschi. Als Referenten
werden erwartet: der Prior der römischen Benediktinerabtei San Paolo fuori le Mura, P. Johannes Paul Abrahamowicz,
der Frankfurter Neutestamentler em. Prof. Norbert Baumert, der orthodoxe Münchener Theologe Prof. Konstantin
Nikolakopoulos sowie Volker Stolle, emeritierter Neutestamentler der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel.
"Gewaltiges Erbe"
Wie Prokschi betonte, habe er mit der Nachfolge von Oberin Gleixner als Vorsitzender der Wiener "Diözesankommission
für ökumenische Fragen" ein "gewaltiges Erbe" angetreten. Oberin Gleixner habe entscheidend
daran mitgewirkt, dass man heute in Österreich ein positives Dialogklima habe, so Prokschi. Die Kirchen seien
Oberin Gleixner für ihre "durch Jahrzehnte hindurch mit Diskretion, Zähigkeit und Klugheit geleistete
Arbeit für die Ökumene in Österreich" zu Dank verpflichtet. Er selbst wolle das bestehende
gute ökumenische Klima weiterhin pflegen und zugleich für eine stärkere Vernetzung der bereits bestehenden
ökumenischen Initiativen eintreten, sagte Prof. Prokschi.
Ein weiteres Ziel seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Diözesankommission werde die stetige Verjüngung
der Kommission sein, so Prokschi. Auch hier seien durch die Aufnahme von fünf neuen Mitgliedern bereits die
Weichen gestellt. So wird die Kommission künftig durch den Subregens des Wiener Priesterseminars, Richard
Tatzreiter, den Direktor des Kardinal-König-Hauses, P. Christian Marte, Nina Sevelda von der Katholischen
Jugend Wien, den derzeitigen Leiter der Fachbereichsbibliothek Katholische und Evangelische Theologie, Wolfgang
Rappert, sowie durch Katharina Strobl, eine enge Mitarbeiterin Prof. Prokschis, ergänzt.
Volle Communio bleibt ökumenisches Ziel
Im Blick auf den inhaltlichen Fortgang des ökumenischen Dialogs sagte Prokschi, dass das Ziel weiterhin
die volle Kircheneinheit mit Kommuniongemeinschaft sein müsse. In dieser Frage des Sakramentenverständnisses
sei bereits eine weitreichende Einigkeit erreicht worden, so dass es "für viele nicht mehr nachzuvollziehen
ist, warum wir noch so lange zaudern", so Prokschi. Die "Einigkeit im dogmatischen Kernbereich"
bedeute freilich nicht, dass auch sämtliche Fragen des Kirchenverständnisses geklärt seien. Hier
gebe es noch weitreichenden Diskussionsbedarf, doch seien diese Fragen nicht kirchentrennend. |