Erste Bank und Sparkassen sehen keine Kreditklemme   

erstellt am
30. 01. 09

Auch im 4. Quartal 2008 Kreditvolumen ausgeweitet – Österreichs Wirtschaft braucht rund 23 Milliarden Euro an Krediten für die nächsten 3 Jahre
Wien (erste bank) - Die Sparkassengruppe, bestehend aus Erste Bank und Sparkassen, sieht auch im abgelaufenen Quartal keine Anzeichen einer Kreditklemme. Insgesamt benötigt Österreich in den kommenden drei Jahren 23 Milliarden Euro an frischen Krediten, um eine längerfristige Krise abzuwenden. Nun startet die Sparkassengruppe eine "Österreich-Initiative", mit der die Kreditnachfrage angekurbelt werden soll. Elisabeth Bleyleben-Koren, Generaldirektorin der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen: "Wir werden auch weiterhin Kredite vergeben, um die Konjunktur in Schwung zu halten. Wir stehen zu unserer Verantwortung als Kreditinstitut." Wovor Bleyleben-Koren aber warnt, ist eine Kreditvergabe nach dem Gießkannenprinzip.

Ausgehend von der Wirtschaftsprognose des Wifo und des IHS soll Österreichs Wirtschaft 2009 kurz in die Rezession rutschen. 2010 erwarten die Volkswirte allerdings wieder ein Wirtschaftswachstum von 0,9 bzw. 1,3 Prozent. Um diese Trendumkehr zu erreichen, ist auch ein Kreditwachstum notwendig. Die Ökonomen der Erste Bank gehen von einem Kreditvolumen von 23 Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren aus. "Ich warne allerdings vor einer allzu leichtfertigen Kreditvergabe", räumt Bleyleben-Koren ein, "genau das war einer der Auslöser der US-Subprime Krise." Bleyleben-Koren zur Diskussion über eine derzeitige Kreditklemme: "Wir sehen keine Kreditklemme. Die Erste Bank und Sparkassen haben alleine im vierten Quartal 2008 ihr Kreditvolumen um 2 Milliarden Euro oder 3,3 Prozent auf 62,7 Milliarden Euro erhöht."

Österreichs Bevölkerung reagiert auf die Krise Indessen hat die Krise bereits Spuren bei der österreichischen Bevölkerung hinterlassen. In einer aktuellen Befragung blicken 30 Prozent der Österreicher "mit Sorge" in die Zukunft. Zwei Drittel haben bereits Maßnahmen bezüglich ihres Konsumverhaltens getroffen: 36 Prozent der Österreicher geben an, weniger einzukaufen, 50 Prozent wollen auf größere Anschaffungen wie Autos verzichten. Eine Folge: 73 Prozent der Österreicher geben an, mehr sparen zu wollen.

Im Bankgeschäft müssen sich die Finanzdienstleister trotz hoher Sparbereitschaft auf schwierigere Zeiten einstellen. Denn das generelle Vertrauen in Banken ist angekratzt. Alois Hochegger, Präsident des Sparkassenverbandes dazu: "Wir müssen den massiven Vertrauensverlust bekämpfen. Vertrauen ist unser Kerngeschäft."

Die Krise hat auch eine weitere Auswirkung: Die Anzahl der Bankverbindungen geht weiter zurück: Hatte jeder Österreicher 2006 1,4 Bankverbindungen, sind es Ende 2007 nur noch 1,3. Unter diesen schwierigen Bedingungen freut es mich doppelt, dass wir es in diesem schwierigen Umfeld geschafft haben, 70.000 neue Kunden in der Sparkassengruppe zu gewinnen", so Hochegger.

Gesunde Wirtschaftsstrukturen "Österreich könnte trotz schwieriger Lage den prognostizierten Wachstumsknick rasch überstehen", so Elisabeth Bleyleben-Koren in einem Jahresausblick, "Österreich verfügt über gesunde Wirtschaftsstrukturen." Die ab 2009 steigende reale Einkommensentwicklung, die niedrige Inflation und eine im Europavergleich niedrige Arbeitslosigkeit zählen dabei zu den Stärken der heimischen Wirtschaft. Dazu kommt, dass Österreich im Vergleich zu anderen Ländern keine Immobilienblase hat. Die Erste Bank geht auch davon aus, dass der Wohnbau und die thermische Sanierung eine wesentliche Rolle in der Wirtschaftsentwicklung spielen wird.

Trotz hohem Anteil an Fremdwährungskrediten sieht die Erste Bank eine gesunde Struktur im heimischen Kreditmarkt. Die Verschuldung der privaten Haushalte liegt bei 149 Milliarden Euro. Das sind nur 32,8 Prozent vom Geldvermögen. In Österreich ist diese Quote in den vergangenen 10 Jahren stabil geblieben. Wesentlicher Grund der Kreditaufnahme ist in Österreich der Wohnbau. 62 Prozent aller Kreditnehmer finanzieren mit ihrem Kredit eine Sanierung oder erwerben ein Eigenheim.

Hohe Sparquote, gute Liquiditätssituation Österreich verfügt über eine historisch hohe Sparquote, die noch heuer auf über 13 Prozent des Einkommens steigen soll. Damit veranlagen die Österreicher rund 23 Milliarden Euro jährlich. Zwei Drittel der Veranlagungen fließen in Österreich traditionell in weniger volatile Veranlagungsformen wie Sparbücher oder Lebensversicherungen. 47,5 Prozent der rund 455 Milliarden Euro des heimischen Geldvermögens liegen auf Sparbüchern und Konten. In Deutschland sind es vergleichsweise 36 Prozent. Die Erste Bank sieht hier eine Stärke der österreichischen Retailbanken. Mit einer Einlagen-Kredit-Struktur von 113 Prozent kann sich die Erste Bank beispielsweise fast ausschließlich über ihr Einlagengeschäft refinanzieren. "Derzeit wünschen sich viele Banken, eine österreichische Sparkasse zu sein", so die Erste Bank Chefin.

Banken werden sich neu orientieren müssen Erste Bank und Sparkassen glauben, dass die Banken rasch ihre Lehren aus der Finanzkrise ziehen müssen: "Bankprodukte müssen wieder einfacher werden, nur so werden wir das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen können", so Elisabeth Bleyleben-Koren und Alois Hochegger unisono. Außerdem werden Banken wieder stärker auf Qualität und Beratung setzen müssen. Im Kommerzkundengeschäft wird das klassische Hausbankprinzip wieder stärkere Bedeutung bekommen. "Vor zwei Jahren hätte man das wahrscheinlich als langweilig bezeichnet", schließen die Sparkassenmanager.
     
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