Wohnzufriedenheit liegt bei über 85 Prozent - Einhaltung der "Hausordnung" Wunsch
vieler Befragter
Wien (rk) Am Nachmittag des 27.01. präsentierten Bürgermeister Dr. Michael Häupl und
Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig die Ergebnisse der im Herbst begonnenen MieterInnenbefragung sämtlicher
220.000 Gemeindebauwohnungen. Bei einem Rücklauf von 45.000 Fragebögen, also etwas über 20 Prozent
- was überraschend hoch ist - zeichnet sich ein durchwegs positives Bild über das "Leben auf der
Stiege" ab. Mehr als 85 Prozent der Befragten fühlen sich in ihrer Wohnung "sehr gut" oder
"gut", auch die Verkehrsanbindung, das Grün in den Anlagen, die günstige Miete (60 Prozent)
und die gelungen erlebte Nachbarschaft (ca. 75 Prozent) zählen zu den positiven Ergebnissen der wohl umfangreichsten
Befragung, die jemals in Wien stattgefunden hat. Auch in Sachen Sicherheit fühlen sich vier von fünf
Befragten als sicher. Subjektive Unsicherheitsfaktoren sind Ängste vor Vandalismus, Diebstahl, Einbruch sowie
Jugendbanden, die aber laut Umfrage auch in einem Verhältnis mit entsprechenden Medienberichten stehen dürften.
Jeder Fragebogen umfasste 19 Fragen mit mehreren Antwortmöglichkeiten von der allgemeinen Wohnzufriedenheit
über das nachbarschaftliche Zusammenleben bis zu Themen wie Sicherheit und Ordnung plus der Möglichkeit,
eigene Anregung und Kritik zu deponieren.
In Wiens Gemeindebauten wohnen mehr Personen als in Graz, Salzburg und Klagenfurt zusammen
Zur Verdeutlichung der Proportionen: In Wien wohnen um fast 50.000 mehr Personen im Wiener Gemeindebau
(in Summe ca. 500.000) als in den drei Landeshauptstädten Graz (226.000), Salzburg (142.000) und Klagenfurt
(90.000) zusammen. "Dass es da natürlich auch Probleme gibt, ist klar," hielt Ludwig fest. Im wesentlichen
wird Wien auf den Ausbau des Mediatorenangebotes vor Ort setzen, ebenso wie die Stadtregierung vorhat, mittels
technischer Adaptionen - konkret: Ausbau der Videoüberwachung- das an sich schon hohe Sicherheitsgefühl
weiter zu heben. Derzeit läuft noch bis Sommer dieses Jahres in acht Wiener Wohnbauanlagen ein Pilotversuch
mit Videoüberwachung. Gemäß Ausmachung mit der Datenschutz-Kommission werden die Ergebnisse nach
Ende der Untersuchung mit den Ergebnissen von acht nicht videoüberwachten Anlagen verglichen. Laut aktueller
MieterInnenbefragung zeichnet sich aber jetzt schon ein positiver Zuspruch zugunsten des Ausbaus dieser Sicherheitsschiene
ab.
"Hausordnung" soll stärker durchgesetzt werden - "Hausmeister" soll in anderer Form
wiederkehren
Weiteres wichtiges Detail der Befragung: Die Mieterinnen und Mieter legen großen Wert auf Einhaltung der
Hausordnung. Hier finden sie bei Häupl und Ludwig auch entsprechende Unterstützung: "Es gibt Spielregeln,
die schlichtweg einzuhalten sind. Im Wohnbereich, genauso wie im Beruf oder im Leben in der Stadt." Aus diesem
Grund soll auch neuen Mietern die Hausordnung nicht nur übergeben, sondern in einem persönlichen Gespräch
erklärt werden. "Man muss eben wissen, was der Hausbrauch ist", so der Wohnbaustadtrat, der sich,
zusammen mit Häupl, auch für die Wiederkehr des Hausmeisters aussprach. "Freilich nicht so, wie
es früher war, sondern mit einem neuen Anforderungsprofil und Berufsbild, was u.a. auch Mediation beinhalten
muss", so Häupl, der freilich nicht vergaß, darauf hinzuweisen, dass es sich dabei um eine Bundesgesetz
handelt.
Im September 2007 gab es zum gleichen Thema bereits eine IFES-Umfrage, die in Summe zu sehr ähnlichen, positiven
Ergebnissen kam. Freilich: Auch damals ärgerten sich die Mieterinnen und Mieter über Hundekot und Lärm,
also in Summe über die Nichteinhaltung der Hausordnung von so manchen MitbewohnerInnen.
Wiener Gemeindebau: große Tradition und positive internationale Beachtung
Der Wiener Gemeindebau, dessen Ursprünge ins Rote Wien der Zwischenkriegszeit führt, findet bis heute
international positive Beachtung. Verstreut über das gesamte Stadtgebiet bietet er den vergleichsweise günstigsten
Wohnraum an: Zahlt man, inklusive der Hausbetriebskosten, für eine Gemeindebauwohnung etwa 4,4 Euro pro Quadratmeter
Miete, liegt der Wert im privaten Immobilienmarkt zwischen 9 und 12 Euro pro Quadratmeter. Darüber hinaus
weisen die Wohnhausanlagen einen sehr großen Grünbereich auf - der berühmte Karl-Marx-Hof in Heiligenstadt
ist etwa nur zu knapp 15 Prozent verbaut, der Rest sind Grünflächen -, auch die soziale Durchmischung
ist nicht zuletzt durch entsprechende Förderinstrumentarien, die auch den Mittelstand berücksichtigen,
gegeben. In Summe werden durchschnittlich um die 600 Millionen Euro im geförderten Wohnbereich - konkret in
die Bereiche Neubau, Sanierung und Subjektförderung - pro Jahr investiert. 450 Millionen Euro stammen aus
der Wohnbauförderung des Finanzausgleiches, 150 Millionen schießt die Stadt im Schnitt noch aus ihrem
eigenen Budget hinzu. |