Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt im Jänner abermals auf neuen Tiefstwert – Anhaltender
Produktionseinbruch erhöht Beschäftigungsüberkapazitäten
Wien (bank austria) - Im neuen Jahr setzt sich der Abwärtstrend in der österreichischen
Industrie weiter fort. Der saisonbereinigte Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) erreicht im Jänner nur
noch einen Wert von 33,1, nach 35 Punkten im Vormonat. Damit markiert der Indikator abermals einen historischen
Tiefstwert seit Beginn der Datenerfassung vor mehr als zehn Jahren. Der Index hat im April vergangenen Jahres jenen
Wertebereich verlassen, der Wachstumstendenzen anzeigt und befindet sich somit aktuell bereits in seinem dritten
Abschwungsquartal. "Nach dem scharfen Einbruch des Bank Austria EinkaufsManagerIndex gegen Ende 2008 deutet
sich nach dem Jahreswechsel weiter keine Erholung der österreichischen Industriekonjunktur an. Der steile
Abwärtstrend setzt sich etwas vermindert fort", meint der stellvertretende Chefvolkswirt der Bank Austria
Stefan Bruckbauer.
Produktionsdrosselung schafft Überkapazitäten
Nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria geht die Talfahrt der österreichischen Industrie vorerst
in hohem Tempo weiter. Der Index für die Produktionsleistung ist im Jänner deutlich stärker als
der Gesamtindikator gesunken und erreicht mit 31,4 Punkten einen neuerlichen Tiefststand. Während die sinkenden
Produktionsanforderungen zu Beginn der Abschwungsphase noch keine Anpassungen im Personalbereich ausgelöst
haben, ist mittlerweile in immer mehr Industrie-unternehmen jedoch eine kritische Auslastungsgröße unterschritten
worden. "Überschüssige Personalkapazitäten führen nun zu einem immer stärkeren Beschäftigungsabbau,
der über die Verringerung der Anzahl an Leiharbeitern hinausgeht", meint Bruckbauer.
Der Beschäftigungstrend in der österreichischen Industrie, der in den vergangenen Jahren dank ausgezeichneter
Exporterfolge nach oben zeigte, weist nach saisonbereinigten Daten mittlerweile bereits nach unten. Im Jahresdurchschnitt
2009 gehen die Ökonomen der Bank Austria von einer Verringerung der Beschäftigten in der Industrie um
etwa zwei Prozent bzw. 15.000 Personen aus. "Auch die Anzahl der Beschäftigten in der Gesamtwirtschaft
wird 2009 leicht zurückgehen. Die Arbeitslosigkeit steigt deutlich von 5,8 Prozent im abgelaufenen Jahr auf
6,7 Prozent heuer. Insgesamt werden rund 30.000 Personen ihre Arbeit verlieren", erwartet Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl.
Starker Preisverfall im Einkauf, Verkaufspreise sinken langsamer
Im Zuge der Verbilligung von Vormaterialien und Rohstoffen konnten die österreichischen Industriebetriebe
im Jänner bei deutlich zurückgehenden Beschaffungsmengen mit stark sinkenden Einkaufspreisen kalkulieren.
Die Verkaufspreise sanken zwar auch den dritten Monat in Folge, der Rückgang fiel jedoch weiterhin geringer
aus. Seit Mitte 2008 weitet sich die Schere zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis aus, was die Ertragssituation
der Unternehmen in dieser konjunkturell schwierigen Phase geringfügig stützt. "Die Preisdurchsetzungsmacht
der heimischen Industrieunternehmen ist angesichts der schwächelnden Nachfrage jedoch begrenzt, mit negativen
Konsequenzen für die zukünftige Kosten- und Gewinnsituation", so Bank Austria Ökonom Walter
Pudschedl.
Abwärtsspirale durchbrochen
Erstmals seit Beginn der rasanten Talfahrt finden sich in der aktuellen Umfrage unter den Einkaufsmanagern
auch zarte positive Signale. Der Sinkflug der Auftragseingänge hat sich im Jänner erstmals seit August
des Vorjahres nicht mehr verschärft. Dies ist zwar auf die heimische Nachfrage zurückzuführen, doch
auch die Dynamik des Rückgangs im Exportneugeschäft hat sich erheblich reduziert. Zudem hat sich das
Verhältnis von Auftragseingängen zu Lagerbeständen, das in der Vergangenheit ein sehr aussagekräftiger
Indikator für die Abschätzung der Industriekonjunktur war, erstmals seit einem halben Jahr wieder verbessert.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, denn auch in der Vergangenheit gab es in langen Abschwungsphasen kurze
Gegenbewegungen über ein oder mehrere Monate. Die Abwärtsrisiken für die österreichische Industrie
sind daher weiterhin als sehr hoch einzuschätzen. Die Finanzkrise ist noch nicht ausgestanden und die eingehenden
Frühindikatoren wichtiger Handelspartnerländer zeigen bisher kaum Anzeichen einer Trendumkehr. Zudem
hat sich in den vergangenen Monaten das Geschäftsumfeld in den für Österreichs Wirtschaft sehr wichtigen
osteuropäischen Wachstumsmärkten drastisch verschlechtert. Dennoch ist das in der aktuellen Umfrage angezeigte
Ende des freien Falls der heimischen Industrie ein Hoffnungssignal für eine bald bevorstehende Bodenbildung.
"Eine Erholung ist trotz der möglichen Durchbrechung der Abwärtsspirale allerdings noch in weiter
Ferne. Die erwartete Stabilisierung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2009 erhält nun jedenfalls
ein erstes unterstützendes Argument", meint Bruckbauer abschließend. Dennoch gehen die Ökonomen
der Bank Austria aufgrund der stark schrumpfenden Industrieleistung für 2009 weiterhin von einem Rückgang
des BIP um 1,3 Prozent aus.
Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin, Notierungen unter
50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer sind
die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage
unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft
des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird. |