IV-Konjunkturbarometer tiefrot – industrielle Konjunkturindikatoren ausnahmslos negativ – realwirtschaftlicher
Schrumpfungsprozess voll entfaltet
Wien (pdi) - „Zu Jahresbeginn 2009 verzeichnet die österreichische Industriekonjunktur eine
massive Abwärtsdynamik. Sowohl die Indikatoren der gegenwärtigen Geschäftslage als auch die erwartungsbezogenen
Indikatoren befinden sich im freien Fall, ohne dass sich der untere Wendepunkt bereits abzeichnet. Vor uns liegt
ein Krisenjahr mit real schrumpfender Wirtschaft einerseits und enormen stabilitätspolitischen Herausforderungen
andererseits. Die globale Rezession trifft die österreichische Industrie hart“, bringt der Generalsekretär
der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Markus Beyrer, das Hauptergebnis der IV-Konjunkturerhebung für das
4. Quartal 2008 auf den Punkt.
Gegenüber dem 3. Quartal 2008 fällt das IV-Konjunkturbarometer, das als Mittelwert aus den Beurteilungen
der gegenwärtigen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt wird, von +4 Punkten
auf -22 Punkte ab. Die Lagekomponente bildet sich in beispiellosem Ausmaß um 40 Punkte (Saldo -6 nach +34)
und damit zum sechsten Mal in Folge zurück, während die Erwartungskomponente von einem bereits negativen
Saldo von -27 Punkten noch tiefer in negatives Territorium hinein fällt (Saldo -38). „Während des ersten
Halbjahres 2009 wird sich die Industrie ergo mit enorm schwierigen Marktbedingungen konfrontiert sehen. Darüber
hinaus ergeben sich bis dato keinerlei Anhaltspunkte, welche auf einen unteren konjunkturellen Wendepunkt vor dem
dritten Quartal des heurigen Jahres hindeuten“, konstatiert IV-Chefökonom Dr. Christian Helmenstein.
Die bis in das dritte Quartal hinein auf gutem bis sehr gutem Niveau angesiedelten Auftragsbestände haben
im Schlussquartal des Vorjahres einen drastischen Einbruch erlitten. Auftragsflaute herrschte sowohl bei den Bestellungen
aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Daher verminderten sich die Gesamtauftragsbestände um 34 Punkte auf
einen Saldo von -9 Punkten, wobei der Saldo der Auslandsaufträge noch akzentuierter von +23 Punkten auf -12
Punkte abnahm.
Vor diesem Hintergrund sind die Produktionserwartungen in der Industrie für die ersten Monate des Jahres in
saisonbereinigter Betrachtung drastisch eingebrochen. Hiermit korrespondierend hat sich auch der noch bis zur Mitte
des Vorjahres positive Beschäftigungstrend in der Industrie jäh umgekehrt (Saldo -49 nach -19), wobei
immerhin nahezu die Hälfte der Unternehmen erwartet, dass es gelingen wird, den jeweiligen Beschäftigtenstand
in den kommenden Monaten zumindest zu halten - vorausgesetzt alle beteiligten Akteure zeigen die nötige Flexibilität.
Der Anteil der Unternehmen, welcher mit einem absoluten Rückgang der erzielbaren Verkaufspreise rechnet, nimmt
rezessionsbedingt weiter zu (Saldo -20 nach -2). Die zuletzt katastrophale Mengenentwicklung in Verbindung mit
einem zunehmenden Preisdruck setzt den Unternehmen bereits derzeit ertragsseitig zu (Saldo -5 nach +26), doch wird
das ganze Ausmaß der Ertragserosion erst verzögert im Zuge der anhaltend starken Abnahme der Kapazitätsauslastung
auf die Unternehmensergebnisse durchschlagen (Saldo -32 nach -18). Lediglich jedes zwanzigste Unternehmen ist derzeit
zuversichtlich, dass sich die Ertragssituation bis zur Jahresmitte aufhellen wird.
IV-GS Markus Beyrer betonte, „die Unternehmen müssen in der gegenwärtigen Situation durch eine kluge
– vor allem strukturell wirkende – Konjunkturpolitik unterstützt werden. Nämlich jene Unternehmen, die
gegenwärtig alles tun, um die Beschäftigung zu halten.“ Die Betriebe versuchten, sich optimal für
den Wieder-Aufschwung aufzustellen. „Die Konjunkturpolitik muss diese Strategien in den Unternehmen optimal unterstützen.“
Drei kurzfristige Notwendigkeiten aus Sicht der Industrie sind dabei:
- Eine praktikable Umsetzung der Erweiterung der Kurzarbeitsmöglichkeiten ohne überschießende
Behaltefristen, sowie generell: Flexiblere Arbeitszeitmodelle für die österreichische Industrie, insbesondere
längere Durchrechnungszeiträume
- Als eine Antwort auf den Finanzierungsengpass und zur Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen die Einführung
von Staatsgarantien für Industrieanleihen
- Die Einhaltung der Zusagen hinsichtlich der Forschungs- und Entwicklungsfinanzierung und der Ausbau der Forschungsförderung.
Im Regierungsprogramm 2008-2013 werden im Forschungs- und Innovationsbereich zwar weitere wichtige, notwendige
und visionäre Maßnahmen vorgeschlagen, die Finanzierung scheint aber bei weitem noch nicht gesichert.
Zur Befragungsmethode
An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung beteiligten sich 427 Unternehmen mit mehr als
258.500 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt folgende Methode zur Anwendung: den Unternehmen
werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten)
Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver
und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.
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