Nomineller Zuwachs im Einzelhandel +2,1%   

erstellt am
28. 01. 09

Dezember stabilisert Umsatz des 4. Quartals – Lemler: „Gutes Weihnachtsgeschäft als versöhnlicher Höhe- und Schlusspunkt“
Wien (pwk) - Der österreichische Einzelhandel konnte im abgelaufenen Jahr 2008 ein nominelles Umsatzplus von 2,1 Prozent gegenüber 2007 erwirtschaften. „Der Einzelhandel in Österreich ist ein Schiff, das auf stürmischer See Kurs hält“, formulierte es Erich Lemler, der Obmann der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). „Damit ist es im österreichischen Einzelhandel auf Grund des vergleichsweise hohen Preisauftriebs zwar im vierten Jahr in Folge zu nominellen Umsatzzuwächsen gekommen, die jedoch etwas geringer als 2007 ausgefallen sind. Real – d.h. unter Berücksichtigung des Preiseffekts – entspricht das einem Minus von 1,1 Prozent, die Umsätze im Jahr 2008 lagen erstmals seit 2004 deutlich unter dem Niveau des Vorjahres“. All das geht aus der aktuellen Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria hervor, deren Ergebnisse heute, Mittwoch, von Handelsobmann Lemler und Peter Voithofer, dem stellvertretenden Direktor der KMU Forschung Austria, präsentiert wurden. Die Erhebung basiert auf den Daten von mehr als 4.500 Geschäften.

Positiver Trend: Einzelhandel schafft Arbeitsplätze
„Erfreulicherweise fortgesetzt hat sich der positive Trend, dass der Einzelhandel immer mehr Menschen Beschäftigung bietet: Im Jahresdurchschnitt 2008 waren mehr als 261.000 unselbstständig Beschäftigte (exkl. geringfügig Beschäftigte) im Einzelhandel in Österreich (exkl. Tankstellen) tätig, das bedeutet ein Plus von knapp mehr als 3 Prozent gegenüber 2007“, zeigte sich Handelsobmann Lemler vor der Presse erfreut.

In der ersten Jahreshälfte 2008 fiel das nominelle Umsatzwachstum im Einzelhandel - bedingt durch einen stärkeren Preisauftrieb - höher aus als im zweiten Halbjahr. Im letzten Jahresviertel zeigte sich - in Folge der durch die internationale Finanzkrise herbeigeführten deutlichen Konjunktureintrübung der Gesamtwirtschaft - eine Abschwächung der Konjunktur im Einzelhandel. Das gute Weihnachtsgeschäft war „versöhnlicher Höhe- und Schlusspunkt des Einzelhandels-Jahres 2008“, so Obmann Lemler: „Da lag der Umsatz bei einem Verkaufstag mehr als 2007 mit rund 1,47 Milliarden Euro nominell um 3 Prozent über dem Niveau des Jahres davor“, skizzierte Handelsforscher Voithofer den Verlauf des Einzelhandels-Jahres 2008. Und weiter: „Der Umsatz, der im Dezember gemacht wurde, hat den Umsatz des vierten Quartals stabilisiert.“ Absolut betrug der Einzelhandelsumsatz in Österreich im vergangenen Jahr rund 47,4 Milliarden Euro.

Preisrückgänge: PC-Spiele undTeigwaren günstiger als 2007
Die durchschnittlichen Preissteigerungen im Einzelhandel 2008 entsprachen der allgemeinen Inflationsrate (+3,2 Prozent). Im Lebensmittelhandel betrafen die Verkaufspreiserhöhungen einen großen Teil der Produktgruppen, die im Rahmen der Erhebungen zum VPI berücksichtigt sind. Am stärksten fielen diese bei Teigwaren, Zitronen, Pflanzenöl und Häuptelsalat aus. Im Warenkorb des Lebensmitteleinzelhandels sind aber auch Produkte mit Preisrückgängen zu finden, insbesondere bei einzelnen Gemüsesorten (u.a. Zwiebel, Gurken, Kartoffeln, Karotten). Im Spielwareneinzelhandel betrafen die Preisrückgänge insbesondere PC-Spiele, im Radio-, Elektro-, EDV- und Fotoeinzelhandel wurden hingegen vor allem Speichermedien, Digitalkameras, Notebooks und PC-Computer günstiger als im Jahr 2007 angeboten.

Nach Branchen betrachtet, verzeichnete der Sportartikelhandel im Jahr 2008 mit einem Plus von mehr als 5 Prozent unter den untersuchten Branchen die höchsten nominellen Umsatzzuwächse gegenüber dem Vorjahr. Der Lebensmitteleinzelhandel erzielte nominelle Umsatzsteigerungen von mehr als 4 %. Im Einzelhandel mit Eisenwaren, Bau- und Heimwerkerbedarf sowie bei den Drogerien und Parfümerien fiel das Plus ebenfalls höher aus als im Einzelhandel insgesamt. Zu Umsatzrückgängen von mehr als 1 Prozent kam es hingegen im Papier- und Buchhandel sowie im Spielwaren- und Elektrohandel (inkl. Foto, Computer).

Real waren die stärksten Umsatzzuwächse ebenfalls im Sportartikelhandel festzustellen. Ansonsten lagen die Erlöse mengenmäßig ausschließlich im Radio-, Elektro-, EDV- und Fotoeinzelhandel sowie im Spielwarenhandel über dem Niveau des Vorjahres, dabei handelt es sich um jene beiden Branchen mit durchschnittlichen Preisrückgängen im Jahr 2008. Die höchsten realen Umsatzrückgänge musste der Papier- und Buchhandel hinnehmen.

Im Osten Österreichs deutlicheres Umsatzplus
Regional betrachtet verlief die Umsatzentwicklung im Gesamtjahr 2008 im Durchschnitt im gesamten Bundesgebiet positiv, in allen Regionen war ein nominelles Umsatzwachstum zu beobachten. In den östlichen und westlichen Bundesländern fiel das Plus mit 2,1 Prozent höher deutlich höher aus als im Süden (+1,0 Prozent). In allen Regionen war jedoch die Kundenfrequenz 2008 rückläufig. Das ergibt über das Gesamtjahr gerechnet einen Rückgang der Kundenfrequenz von 1,4 Prozent.

Zwar präsentieren sich die Einschätzungen und Erwartungen der Einzelhändlerinnen und –händler für 2009 gedämpft: Der Anteil jener Betriebe, die in den nächsten Monaten eine Verbesserung der Geschäftsentwicklung erwartet, ist von 19 auf 16 Prozent zurückgegangen, während der Prozentsatz derer, die mit einer Verschlechterung rechnen, von 12 auf 24 Prozent angestiegen ist. In diesem Zusammenhang wiesen aber Handelsobmann Lemler und Handelsforscher Voithofer einstimmig auf reale wirtschaftliche Folgen hin, die aus schlechter Stimmung resultieren können: „Im vierten Quartal war die Stimmung im Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung schlechter als die Lage. Dem Krisengerede zum Trotz wurde aber etwa im Weihnachtsgeschäft fleißig eingekauft, die Menschen haben sich und ihren Lieben etwas gegönnt. Was, wenn sich die tatsächliche Lage einer als negativ empfundenen Stimmung anpasst?“, so die abschließende rhetorische Frage der Handelsexperten.
     
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