Schmied: "Jede Regierung, die an morgen denkt, investiert heute in Bildung"   

erstellt am
27. 01. 09

Wifo-Studie untermauert Notwendigkeit höherer Ausgaben für Bildung - Reduziert Arbeitslosigkeit, stärkt Wirtschaft
Wien (sk) - Eine aktuelle Wifo-Studie bestätigt die Wirkung von Bildungsinvestitionen zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise. So verbessert Bildung nachweislich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Demnach lag die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit Pflichtschulabschluss im Jahr 2008 bei durchschnittlich 14 Prozent, bei Menschen mit Hochschulabschluss bei 1,9 Prozent. Und: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Menschen mit Hochschulabschluss deutlich weniger mit Arbeitslosigkeit konfrontiert als Menschen mit geringer Qualifikation. So ist die Zahl der registrierten Arbeitslosen mit höchstens Pflichtschulabschluss im Dezember 2008 um 7,6 Prozent gestiegen, bei Akademikern betrug der Anstieg der Arbeitslosigkeit hingegen nur 4,6 Prozent.

"Jede Bundesregierung, die an morgen denkt, investiert heute in die Bildung", zieht Bildungsministerin Claudia Schmied den Schluss aus der Wifo-Studie. Gerade in der Wirtschaftskrise würden Investitionen in die Bildung doppelt helfen: "Kurzfristig schaffen sie Arbeitsplätze und langfristig sichern sie den Wohlstand unseres Landes", so Schmied am Dienstag in einer Pressekonferenz. Die Ministerin möchte daher angesichts dieser Zahlen den eingeschlagenen Kurs konsequent fortsetzen. "Nur wenn wir es schaffen, möglichst viele Menschen in Österreich zu höherer Bildung zu führen, sichern wir unseren Wohlstand heute und in Zukunft ab."

Wifo-Chef Karl Aiginger bekräftigte die These der Bildungsministerin: "Investitionen in die Bildung bringen einen zehnfachen Ertrag". Es wird damit die Basis für mehr Wettbewerbsfähigkeit gelegt, es erhöht sich das individuelle Einkommen, die Arbeitslosigkeit wird reduziert, das Wirtschaftswachstum steigt, es gibt mehr Forscher, die Einkommensunterschiede werden ausgeglichen, es gibt mehr Chancen für Migranten, Bildung erhöht das persönliche Wohlbefinden (höher gebildete Menschen leben gesünder), das Interesse für Politik ist höher und man kann sich die Globalisierung zu Nutze machen. "Umso wichtiger ist es, dass jetzt investiert wird", so Aiginger.

Wifo-Expertin Julia Bock-Schappelwein untermauerte die Aussagen der Bildungsministerin und des Wifo-Chefs mit weiteren Fakten. Sie verwies in dem Zusammenhang etwa auf die deutlichen Einkommensunterschiede zwischen den Ausbildungsebenen in Österreich. So wurden für die Jahre zwischen 1999 und 2005 je zusätzlichem Ausbildungsjahr ein Anstieg des Nettostundenlohns um durchschnittlich sieben Prozent und des Bruttostundenlohns um durchschnittlich neun Prozent errechnet.

Auch die in quantitativer Hinsicht veröffentlichten jährlichen OECD-Daten über die Verteilung der Einkommen nach höchster abgeschlossener Ausbildung sprechen eine deutliche Sprache: Demzufolge verdienten im Jahr 2006 Personen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren mit höchstens Pflichtabschulabschluss in Österreich im Vergleich zu Personen mit abgeschlossener oberer Sekundarausbildung um 34 Prozent weniger, Personen mit Tertiärausbildung dagegen um 57 Prozent mehr. Damit war der Einkommensabstand in Österreich im internationalen Vergleich zwischen Pflichtschulausbildung und oberer Sekundarstufe innerhalb der untersuchten OECD-Staaten am höchsten und zwischen oberer Sekundarstufe und Tertiärausbildung höher als in den meisten der 15 EU-Staaten.

Sehr klar hervor gehen aus der Studie auch die Probleme gering qualifizierter Arbeitskräfte am heimischen Arbeitsmarkt. In Bezug auf die Arbeitslosigkeit waren gering qualifizierte Personen seit den neunziger Jahre nicht nur am stärksten davon betroffen, sie stieg auch überdurchschnittlich stark an. Ab 1999 war die Arbeitslosenquote von Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss immer mindestens doppelt so hoch wie die gesamtwirtschaftliche Arbeitslosenquote (2008: um das 2,4fache höher). Zudem ist die Anzahl der Beschäftigten mit Hochschulabschluss seit 1995 um rund 80 Prozent gestiegen, jener mit Pflichtschulabschluss im gleichen Zeitraum um ein Fünftel gesunken.

"Ein Hauptschulabschluss reicht nicht aus, um das Leben bestreiten zu können. Wir müssen auf Bildung und Ausbildung ganz großen Wert legen - das ist entscheidend für jeden Einzelnen und für die Zukunft unseres Landes", so Bildungsministerin Schmied. Seitens der Bundesregierung habe man wirkungsvolle Maßnahmen gesetzt. "Nun gilt es, diese rasch umzusetzen - ich bin sicher, dass sich der Einsatz lohnt", zeigte sich Schmied überzeugt.
     
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