Stimme auf elektronischem Weg abgeben
Wien (bmwf) - Bei den nächsten Wahlen zur Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) im Mai
2009 wird es erstmals in Österreich möglich sein, neben der klassischen Papierwahl die Stimme auf elektronischem
Wege abzugeben. Die geringe Beteiligung von 28,1 Prozent beim letzten Wahlgang im Jahr 2007 veranschaulicht, dass
immer weniger Studierende am klassischen Urnengang teilnehmen können oder wollen. Durch E-Voting erhalten
eine Reihe von Personen, die bis dato vom Wahlgang ausgeschlossen waren oder nur erschwert daran teilnehmen konnten,
eine unkomplizierte Möglichkeit, politisch zu partizipieren – Berufstätige oder körperbehinderte
Hochschüler genauso wie Erasmus-Studierende im Ausland.
Um die Stimme per Internet abgeben zu können, ist es zunächst nötig, die „elektronische Signatur“
der eigenen e-card, die auch „Bürgerkartenfunktion“ genannt wird, zu aktivieren. Dies wird Studierenden derzeit
mithilfe der Aktion „studi.gv.at“ österreichweit ermöglicht: Tutoren der Aktion sind an allen österreichischen
Universitätsstandorten unterwegs, führen die Freischaltungen der e-card unentgeltlich durch und verteilen
kostenlose Chipkarten-Lesegeräte. Unterstützt wird die Initiative vom Webportal Öffnet einen externen
Link in einem neuen Fensterwww.studi.gv.at, das einen Überblick über die Freischaltungstermine sowie
eine detaillierte technische Anleitung bietet und verschiedene weitere E-Government-Anwendungen für Studierende
aufzeigt.
Viele dieser Service-Leistungen können Studierende bereits jetzt nutzen: Von besonderer Bedeutung ist der
Antrag auf Studienbeihilfe, der via stipendium.at seit dem Wintersemester 2008/2009 erstmals mit der elektronischen
Signatur abgewickelt werden kann. Die Erasmus-Online-Datenbank bietet wiederum den papierlosen Abschluss der Studierendenverträge
an, die vor Antritt eines Auslandssemesters von Hochschülern unterfertigt werden müssen. Auch die Arbeitnehmerveranlagung
bei Neben- und Ferialjobs, die Online-Leistungen der Sozialversicherung, der Antrag auf Familienbeihilfe und die
Annahme von Bescheiden können per Mausklick rasch und einfach erledigt werden. Unnötige Wartezeiten und
umständliche Formalakte gehören so immer mehr der Vergangenheit an.
Hinsichtlich der Einführung von E-Voting ist die Stimmungslage innerhalb der ÖH geteilt: Für den
ÖH-Bundesvorsitzenden Samir Al-Mobayyed ist die elektronische Stimmabgabe prinzipiell vorstellbar, wie er
in einem Interview mit ORF-Online Anfang Dezember 2008 festhielt. Er will „die Entscheidung den Studierenden überlassen“,
wie er in einem weiteren Interview mit der Tageszeitung „Die Presse“ im Jänner betonte. Die Mandatare von
links ausgerichteten Studentenvertretungen wie GRAS und VSStÖ sind jedoch dagegen und mobilisieren massiv
gegen eine Einführung.
Und das mit fadenscheinigen Argumenten, die sich leicht entkräften lassen: So betonen die E-Voting-Gegner
beispielsweise, dass der elektronische Wahlvorgang die Wahlen leichter manipulierbar macht. Die E-Voting-Funktion
der e-card ist jedoch durch die höchsten Sicherheitsstandards, die am Markt verfügbar sind, gekennzeichnet.
Sie ist somit genauso sicher wie die Wahl in der Kabine. Selbst viele österreichische Banken – wie die Erste
Bank oder die Raiffeisen Zentralbank – bieten bereits die elektronische Signatur beim Online-Banking an, da diese
sicherer ist als das System mit PIN und TAN. Reinhard Posch, Chief Information Officer des Bundes, bekräftigt:
„Die Nutzung elektronischer Signaturen bietet den besten Schutz gegen Phishing-Attacken!“
Um die technische Richtigkeit der Auszählung jener Stimmen, die mittels E-Voting abgegeben werden, kümmern
sich spezialisierte Fachleute. Deshalb ist auch der Vorwurf, das E-Voting-Verfahren sei nicht transparent genug,
da die Wähler nicht nachvollziehen können, was mit ihrer Stimmen passiere, nicht richtig. Wie auch bei
der Papierwahl stellen letztlich Wahlkommission, deren Mitglieder sich gegenseitig kontrollieren, sicher, dass
alle abgegebenen Stimmen korrekt gezählt werden.
Letztlich zeigt auch eine Umfrage, die Meinungsforscher Peter Hajek im Sommer 2008 unter 600 Studierenden in Österreich
durchführte, dass ein Großteil der Befragten der Einführung von E-Voting positiv gegenübersteht:
82 Prozent halten die elektronische Stimmabgabe für eine „gute Sache“, rund ein Drittel der Studierenden gab
sogar an, E-Voting bei der ÖH-Wahl „ganz sicher“ nutzen zu wollen. Diese Ergebnisse veranschaulichen einmal
mehr, dass gerade Studierende besonders aufgeschlossen für die Möglichkeiten sind, die Neue Medien bieten! |