Wien (nöwpd) - Infolge des weltweiten Wellenschlages, den die Finanzkrise ausgelöst hat, gerät
auch Österreichs Industrie als wichtigster Motor der heimischen Volkswirtschaft ins Stottern. Sie ist jener
Wirtschaftszweig, dessen interne Informationsstruktur es ihr möglich macht, mit der Kombination von Marktbeobachtung
und dem Wissen um den abzuarbeitenden Auftragsstand den Produktions- und Arbeitskräftebedarf in den nächsten
Monaten und darüber hinaus relativ genau festzustellen.
Danach "befindet sich die Industriekonjunktur derzeit im freien Fall", wie der Generalsekretär der
Industriellenvereinigung (IV) Markus Beyrer in Kommentierung des letzten Quartalsberichtes 2008 betonte. Eine Umfrage
unter 427 IV-Mitgliedern, die mit fast 260.000 Beschäftigten zu den wichtigsten Leitbetrieben des Landes zählen,
hatte starke Einbrüche bei den Aufträgen signalisiert, denen oft noch ein Druck auf die Preise folgt.
IV-Chefökonom Christian Helmenstein rechnet mit einem "unteren Wendepunkt nicht vor dem 3. Quartal".
In der Umfrage war die Geschäftslage in sechs Monaten von 54 Prozent der Betriebe als gleichbleibend eingeschätzt
worden, von vier Prozent als günstig und von 42 Prozent als ungünstig. Offensichtlich in Erinnerung an
die Hochkonjunktur mit dem Mangel an Fachkräften "trachten die Unternehmen jetzt, jeden qualifizierten
Arbeitsplatz zu erhalten."
"Gute Betriebe haben in der Krise die Chance, ihre Marktposition zu verbessern", betonte Beyrer. Eine
Schlüsselrolle misst er den Politikern und Sozialpartnern mit der Aufgabe zu, "eine gute Krisenpolitik
mit den strukturell richtigen Maßnahmen zu machen." Als solche nannte er flexiblere Arbeitszeitmodelle
mit Durchrechnungszeiten bis zu fünf Jahren, Verbesserungen bei der Kurzarbeit, Staatsgarantien für Industrieanleihen
und die Sicherung der zugesagten Mittel für Forschung und Entwicklung. "Die derzeitige Diskussion, die
das in Frage stellt, ist schädlich", so Beyrer. Hier gehe es nicht zuletzt darum, wo künftig die
Forschungsstandorte sein werden.
Ein besonderes Anliegen der Industrie ist es, dass Österreich bereit ist, auch in Zukunft eine Führungsrolle
in Zentral-Osteuropa zu übernehmen. "Zu einem aktiven Engagement in diesem Raum gibt es keine Alternative",
stellte der IV-Generalsekretär fest. Hier gehe es neben der Wohlstandssicherung um eine gesamteuropäische
Systemfrage, zu deren Gestaltung freilich die neuen EU-Staaten auch selber etwas beitragen müssten, insbesondere
zur Stärkung ihres Wirtschaftsstandortes. |