Frauenberger fordert verbindliche Quoten in politischen Gremien, öffentlichen Institutionen
und Aufsichtsräten
Wien (rk) - "Viele Rechte haben sich Frauen im letzten Jahrhundert erkämpft, aber für
die uneingeschränkte Gleichstellung gibt es noch einiges zu tun", erklärte Wiens Frauenstadträtin
Sandra Frauenberger am 16.02. aus Anlass der 90. Wiederkehr jenes Tages, an dem Frauen in Österreich das erste
Mal von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten. Der Kampf der Frauen um ihr Wahlrecht habe die gesamte nachfolgende Frauengeschichte
beeinflusst. Das Frauenwahlrecht sei ein Meilenstein für gelebte, gleichberechtigte Demokratie gewesen. "Aber
es war erst der Anfang im Kampf um die Gleichstellung. Heute geht es darum, Frauen auch dort die Wahl einzuräumen,
wo dies noch nicht selbstverständlich ist, etwa die freie Wahl für ein unabhängiges und eigenständiges
Leben", so Frauenberger.
Das Recht zur Mitbestimmung sei gekoppelt an das Recht zu aktiver Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens und
des politischen Diskurses. "Nur die Partizipation von Frauen in öffentlichen Institutionen und Betrieben
sichert die Berücksichtigung frauenspezifischer Bedürfnislagen. Dafür brauchen wir verbindliche
Quoten in politischen Gremien und Institutionen, in Aufsichtsräten und in Führungspositionen. Und zwar
so lange bis Frauen 50 Prozent der Gestaltungsmacht und des Geldes haben", so die Wiener Frauenstadträtin.
"Dass es ohne Quoten nicht geht, wurde hinlänglich bewiesen." Frauenberger begrüßte in
diesem Zusammenhang die Ankündigung von Wissenschaftsminister Hahn, mit der Novelle zum Universitätsgesetz
eine 40-Prozent-Frauenquote in allen Unigremien einzuführen.
Durch Offenlegung der Gehälter zu mehr Transparenz
"Die Frau wird nicht nach dem Wert der getanen Arbeit, sondern nach ihrem Geschlecht bezahlt" - dieser
Satz von Susan B. Anthony, einer US-amerikanischen Pionierin der Frauenbewegung sei zwar über hundert Jahre
alt, habe aber noch immer Gültigkeit. Die Bekämpfung der Einkommensschere stehe darum ganz oben auf der
Agenda sozialdemokratischer Frauenpolitik. Dafür müsse der Hebel an vielen Stellen angesetzt werden:
"Wir brauchen eine grundlegende Umverteilung der unbezahlten Arbeit, wir brauchen Quoten, und wir brauchen
eine Offenlegung der Gehälter, um bei der Entlohnung für mehr Transparenz zu sorgen", so Frauenberger.
"Auch in Wien sind wir noch lange nicht am Ziel", aber wie der jüngste Einkommensbericht des Rechnungshofes
zeige, mache sich eine aktive Frauen- und Arbeitsmarktpolitik auf Landesebene bezahlt. "Wien schneidet bei
allen wichtigen Eckdaten besser ab als Gesamtösterreich", so die Wiener Frauenstadträtin.
Laut Rechnungshof ist die Einkommensschere im bundesweiten Vergleich in Wien am geringsten: In Wien verdienen unselbstständig
erwerbstätige Frauen im Schnitt um 22,5 Prozent weniger als unselbstständig erwerbstätige Männer,
bundesweit beträgt die Differenz 41 Prozent. "Ein höheres Qualifikationsniveau von Frauen, gute
ganztägige Kinderbetreuungseinrichtungen, mehr Frauen in Vollzeitbeschäftigung und ein höherer Männeranteil
in Karenz - das sind die wesentlichen Faktoren für die vergleichsweise niedrige Einkommensschere in Wien",
so die Frauenstadträtin. Während in Wien 36,6 Prozent der Frauen Teilzeit arbeiten, sind es bundesweit
42,5 Prozent. Hingegen ist der Anteil von Männern in Teilzeit in Wien mit 11,7 Prozent höher als in Gesamtösterreich,
wo nur 7,9 Prozent der Männer Teilzeit arbeiten.
Auf Grund seiner aktiven Arbeitsmarktpolitik und zahlreicher Spezialprogramme für Frauen und Wiedereinsteigerinnen
habe Wien mit 76 Prozent auch eine deutlich über dem Bundesschnitt (63 Prozent) liegende Frauenerwerbsquote.
"Wien macht's besser, das zeigen die Zahlen. Aber wir werden auch in der Bundeshauptstadt nicht locker lassen
und weiter kämpfen, um die historische Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit zu erfüllen",
versprach Frauenberger abschließend. |