Bank Austria Konjunkturindikator erreicht im Jänner neuerlich einen Tiefstwert – Exportwirtschaft unter Druck,
Investitionen brechen ein
Wien (bank austria) - Zu Jahresbeginn hat der Bank Austria Konjunkturindikator neuerlich nach unten tendiert
und zeigt damit, dass sich der Abschwung der österreichischen Wirtschaft noch weiter fortsetzt. Die Talfahrt
des Indikators hält mittlerweile ohne Gegenbewegung zwölf Monate an. Seit November bewegt er sich bereits
im negativen Wertebereich und markiert im Monatstakt ein neues Rekordtief. Nach -1,1 im Vormonat beträgt der
aktuelle Tiefstwert vom Jänner -1,5 Punkte.
„Alle Komponenten des Index verschlechterten sich im Jänner erneut. Insbesondere die Stimmung der heimischen
Konsumenten hat sich nach einer kurzen Stabilisierungsphase zum Jahresende 2008 wieder stark eingetrübt“,
meint der stellvertretende Chefökonom der Bank Austria, Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Günstige
Faktoren, wie relativ kräftige Lohnerhöhungen begleitet von dem deutlichen Inflationsrückgang des
vergangenen Monats und der bevorstehenden Steuerentlastung wurden wegen einer zunehmenden Verunsicherung aufgrund
der mittlerweile merklich negativen Trends am Arbeitsmarkt weitgehend negiert.“ Auch die Zuversicht in der Industrie
ist im Jänner nochmals geringer geworden. Allerdings hat sich der Rückgang des Industrievertrauens sowohl
auf europäischer Ebene als auch unter den österreichischen Unternehmern etwas eingebremst. Das stützt
die Erwartung eines bevorstehenden Endes des freien Falls der Industrie. Zudem erhalten die zarten, positiven Signale,
die in der Jänner-Umfrage unter den Einkaufsmanagern mit der Stabilisierung des Rückgangs der Auftragseingänge
erkennbar waren, weiteren Zuwachs. „Auch wenn die Hoffnung auf eine bald einsetzende Bodenbildung in der heimischen
Wirtschaft durch die Verlangsamung des Absinkens des Industrievertrauens etwas Nahrung erhalten hat, der anhaltende
Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators auf einen neuen Tiefststand von -1,5 Punkte macht deutlich,
dass eine mögliche Erholung der Konjunktur frühestens gegen Ende des laufenden Jahres zu erwarten ist“,
so Bruckbauer.
Wirtschaft schrumpft im ersten Quartal 2009 noch stärker
Nach dem Konjunktureinbruch, der sich in einem Rückgang des BIP im vierten Quartal um 0,2 Prozent
zum Vorquartal bereits deutlich niederschlägt, taucht die österreichische Wirtschaft nun in eine Rezessionsphase
ein. „Erstmals seit dem ersten Quartal 2001 ist die heimische Wirtschaftsleistung geschrumpft, eine 30 Quartale
andauernde Wachstumsphase ist zu Ende gegangen“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt:
„Das schwache Schlußviertel des Vorjahres war allerdings erst der Auftakt, bereits im ersten Quartal 2009
wird die heimische Wirtschaft ein noch höheres Minus einfahren.“
Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria ist zu Beginn des laufenden Jahres mit einer weiteren
Verschärfung der Konjunkturflaute zu rechnen, weil die österreichische Wirtschaft der Entwicklung in
den großen europäischen Märkten etwas zeitverzögert nachfolgt. So hat in den meisten Ländern
der Eurozone die Wirtschaft bereits früher zu schrumpfen begonnen und im vierten Quartal wurde voraussichtlich
auch bereits der stärkste Rückgang des laufenden Konjunkturzyklus erreicht.
Dickes Minus bei Exporten und Investitionen
Ausschlaggebend für die „konjunkturelle Verspätung“ Österreichs ist die hohe Abhängigkeit
der heimischen Wirtschaftsdynamik von der Auslandsnachfrage. Der sich verschärfende Einbruch der globalen
Nachfrage schwappt nun aber immer stärker über die exportorientierte (Zuliefer-)Industrie auf die österreichische
Wirtschaft über. Aufgrund der vorliegenden Daten zur Entwicklung der Auftragseingänge ist selbst ein
zweistelliger Rückgang der Exporte gegenüber dem Vorjahr in den ersten Monaten des laufenden Jahres nicht
auszuschließen. Wie schon zum Jahresende 2008 wird ein stark negativer Außenbeitrag die Wirtschaftsleistung
auch im ersten Quartal deutlich schrumpfen lassen. „Neben den Exporten wird auch die Investitionstätigkeit
aufgrund des negativen internationalen Umfelds weiter zurückgeschraubt, sodass ein BIP-Rückgang um rund
1 Prozent zum Vorquartal im ersten Jahresviertel 2009 zu erwarten ist“, meint Pudschedl.
Österreich in der Rezession - nur träge Erholung 2010
Mit einer Verringerung der Wirtschaftsleistung sowohl im vierten Quartal 2008 als auch im darauf folgenden
ersten Quartal 2009 ist die österreichische Wirtschaft definitionsgemäß in der Rezession. Zudem
deuten die fortgesetzte Abwärtsentwicklung des Bank Austria Konjunkturindikators und die anhaltende Verschlechterung
des internationalen Geschäftsumfelds an, dass die Schrumpfungsphase der österreichischen Wirtschaft noch
weiter andauern wird. Derzeit fehlen jegliche Anzeichen für eine Trendumkehr, doch gehen die Ökonomen
der Bank Austria davon aus, dass die Konjunktur gegen Jahresende 2009 wieder leicht nach oben tendieren wird. Sowohl
der bereits begonnene Lockerungszyklus der EZB, der sich noch weiter fortsetzen wird, als auch die staatlichen
Konjunkturmaßnahmen, die auf Konsum- und Investitionsstützung ausgerichtet sind, werden im späteren
Jahresverlauf zu wirken beginnen. Die anschließende Erholung wird aufgrund voraussichtlich eher moderater
Impulse aus dem Ausland relativ zäh verlaufen. Somit wird sich auch 2010 die Konjunktur nur zurückhaltend
entwickeln. „Nach dem Anstieg des BIP um 1,8 Prozent im vergangenen Jahr erwarte ich für 2009 mittlerweile
einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,6 Prozent. Nächstes Jahr ist ein moderates Plus von 0,7 Prozent
möglich“, fasst Bruckbauer die aktuellen BIP-Prognosen der Bank Austria zusammen.
Dieser Prognose liegt die Hoffnung zugrunde, dass die Wirtschaftspolitik in Europa, allen voran die Geldpolitik,
genügend stark reagiert und alle verfügbaren und vielleicht neu zu schaffenden Instrumente einsetzt.
Weiterhin sind die Risken für einen noch schärferen Einbruch deutlich größer als etwaige Inflationsrisiken.
„Traditionelle geldpolitische Maßnahmen und Konjunkturprogramme werden nicht ausreichen, in absehbarer Zeit
eine dauerhafte Kehrtwende zu erreichen“, so Bruckbauer abschließend. |