Vielfalt und Jugend fördern - Zukunft sichern
Wien (rk) - Der Erfolg von Integrationspolitik ist ganz entscheidend davon abhängig, welche
Chancen und Perspektiven insbesondere auch junge Menschen haben. Das Herstellen von gleichen Chancen für ALLE
bei Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt muss oberste Priorität haben und zwar unabhängig von der Herkunft.
Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger präsentierte daher unter dem Titel "Vielfalt und Jugend
fördern - Zukunft sichern" im Mediengespräch des Bürgermeisters am 10.02. für 2009 ein
Maßnahmenpaket zur Integration von Jugendlichen.
Frauenberger: "Potentiale stärken heißt in die Zukunft investieren"
Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger wörtlich: "Fakt ist: Die Zukunft Wiens auch als Wirtschaftsstandort
entscheidet sich zu mehr als 50 Prozent am Erfolg der Bildung von Kindern/Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Dabei geht es einerseits um den Abbau von "Defiziten" etwa beim Spracherwerb, aber ebenso - bei einer
weit größeren Gruppe - um das Entwickeln von Potentialen und Stärken, z.B. Mehrsprachigkeit. Denn
gerade die sprachlichen und kulturellen Fähigkeiten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund stellen ein
unverzichtbares Potential für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft dar."
Junge Menschen brauchen echte Ausbildungs- und Jobperspektiven
Wahr sei auch, so Frauenberger weiter, die 2. Generation lebe in und zwischen zwei Welten. Aufgrund dieses Identitätsproblems
und der fehlenden Anerkennung, bestehen vielfach soziale Kontakte nur zur eigenen Community. Hier müsse verstärkt
angesetzt werden. "Diese jungen Menschen brauchen von Anfang an eine echte Ausbildungs- und Jobperspektive.
Gleichzeitig gilt es ihre Potentiale zu nutzen bzw. zu fördern, denn eine gute Ausbildung, ein Existenz sichernder
Job sind der Schlüssel zum sozialen Aufstieg und damit auch die beste Konfliktprävention," erklärte
Frauenberger die Stoßrichtung des Maßnahmenpakets zur Integration von Jugendlichen. Eine weitere wesentliche
Zielrichtung des Maßnahmenpaketes: Dort, wo es sinnvoll und notwendig ist, sind die Angebote ausschließlich
an Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund gerichtet, in großen Teilen zielen sie bewusst auf alle,
auch jene ohne Migrationshintergrund ab.
Basierend auf dem Wiener Integrationskonzept werden mit dem Jugendpaket folgende Zielsetzungen verfolgt und Maßnahmen
gesetzt.
1. Stärken der Sprachkompetenz durch spezielle Sommer- Deutschkursangebote
Die Stadt Wien hat durch den Ausbau der Kindergartenplätze für die 0 bis 6-jährigen, die Ausbildungsoffensive
für mehr muttersprachliche Kindergarten-PädagogInnen, die vorgezogene Schuleinschreibung, das im Februar
dieses Jahres eingeführte Sprachscreening sowie durch die gezielten Sprachfördermaßnahmen und durch
das Modell der "Wiener Mittelschule" bereits wesentliche Rahmenbedingungen geschaffen, um Kinder Schul-fit
zu machen und ihre Bildungschancen zu erhöhen.
Für Kinder mit Sprachdefiziten, insbesondere für SeiteneinstiegerInnen mit Schulpflicht gibt es ergänzend
dazu eigene Deutschkursangebote während der Sommerferien, die mit Freizeit und Kulturangeboten kombiniert
und für 2009 ausgebaut worden sind. Zielgruppe sind SchülerInnen zwischen 7 und 14 Jahren mit geringen
Deutschkenntnissen sowie außerordentliche SchülerInnen, und SchülerInnen mit einem genügenden
und nicht genügenden Lernerfolg in Deutsch. Heuer stehen insgesamt 1.000 Kursplätze zur Verfügung.
Die Anmeldungen starten mit Ostern. Der Deutschunterricht findet an ausgewählten Schulen statt. Das Sportangebot
umfasst unterschiedlichste Sportarten von Fußball bis zu Schwimmkursen. Das Freizeit-Kulturangebot bietet
spezielle Ausflüge an für Kinder interessante Plätze und Besuche von Kulturangeboten für Kinder.
Durchgeführt wird das Projekt gemeinsam mit der MA 56 und dem ASKÖ Wien, der Union Wien, dem ASV Wien
sowie dem Verein Zeit!raum.
2. Gezielte Elternarbeit für erfolgreiche Schullaufbahn der Kinder
Weil für optimale Bildungschancen der Kinder die Mitarbeit der Eltern unverzichtbar ist, wurde unter dem Titel
"Bildung macht Schule" außerdem ein eigenes Elternbildungsprojekt eingerichtet. Das Projekt beinhaltet
muttersprachliche Workshops für Eltern von Kindern vor dem Schuleintritt an der zukünftigen Schule des
Kindes. Inhalt sind Informationen rund um den Schulanfang, vorbereitende Übungen zum Schuleinstieg und Fragen
zum Schulalltag. Sie finden im Zeitraum zwischen der Schuleinschreibung des Kindes bis zur Feststellung der Schulreife
im darauffolgenden Jahr statt. Zielgruppe sind vor allem Eltern, deren Kinder keine vorschulische Bildungseinrichtung
besuchen. Dauer: November bis Jänner, 1 mal pro Monat 3 Stunden abends. Darüber hinaus gibt es für
die Eltern von Kindern der 1. bis zur 5. Schulstufe eigene Veranstaltungen zu Schule (wie können Eltern ihre
Kinder beim Lernen unterstützen), Mehrsprachigkeit (Fördern auch der eigenen Muttersprache), sinnvolle
Freizeitgestaltung, Gesundheit und Ernährung, richtiger Umgang mit Medien (Fernsehverhalten, Internet, Videospiele),
Gewalt und Umgang mit Konflikten sowie Suchtprävention. Auch diese speziellen Elternabende (jeweils 2 Stunden
pro Veranstaltung) finden an der jeweiligen Schule des Kindes statt. 2009 sind 70 Veranstaltungen vorgesehen. Die
Kinderbetreuung ist kostenlos! "Bildung macht Schule" startete als Pilotprojekt Ende 2008 in 28 Wiener
Schulen. Heuer wird es in 35 Schulen stattfinden.
3. Hilfe für Jugendliche, die neu nach Österreich kommen mit "StartWien" für gute
Ausbildung und raschen Jobeinstieg
Das auf diese Zielgruppe punktgenau zugeschnittene Angebot im Rahmen von "StartWien", soll helfen, eine
raschest mögliche Integration und damit den Einstieg in eine weiterführende Ausbildung oder Job sicherzustellen.
Es beinhaltet eine persönliche Beratung (Startcoaching), Intensivkurse (15 Stunden wöchentlich) mit bis
zu 600 Stunden Deutsch sowie Sozialbegleitung, Berufs- und Bildungsberatung. Insgesamt werden 1.700 Kursplätze
dafür zur Verfügung stehen. Daran angedockt ist eine ergänzende Maßnahme, praktischen Fertigkeiten
und Fähigkeiten zur Vorbereitung auf eine weiterführende Schul- und Berufsausbildung vermittelt. Sie
bietet u.a. gezielte Trainings für Aufnahmetests und Bewerbungen sowie Einführung in EDV-Grundkenntnisse
und ebenfalls entsprechende Sozialbegleitung.
4. Nachhaltige Unterstützung und Begleitung beim Übergang von der Schule in die Berufsausbildung
Erstmals wird heuer an einer Pilotschule frühzeitige Berufsinformation und gezielte Beratung beginnend mit
dem Sommersemester der 7. bzw. 8. Schulstufe stattfinden. Ziel ist es, für die Jugendlichen den Übergang
in Ausbildung bzw. Beschäftigung zu erleichtern. Wesentliche Elemente des Modells sind Aufklärung von
SchülerInnen und Eltern, Workshops zu Themen, wie Persönlichkeit, Berufswunsch, Fähigkeiten, Familie;
Erstellen einer Kompetenzbilanz/Kompetenzwerkstatt für jede SchülerIn, Kommunikations- und Bewerbungstraining,
Schnuppertage und Firmenbesuche. Die teilnehmenden Jugendlichen werden durch Coaches und SozialpädagogInnen
begleitet und noch ein halbes Jahr nach Eintritt in das Projekt betreut, um Nachhaltigkeit zu gewährleisten!
Diese neue Form der Berufsinformation erfolgt in enger Kooperation mit der jeweiligen Schule, Stadtschulrat, AK,
waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) und AMS Jugendliche. Zielgruppe sind Jugendliche mit und ohne
Migrationshintergrund. Die Maßnahme ist Teil des 13,4 Mio. Euro Wiener Jugendbeschäftigungspaketes,
das die Ausbildung junger Menschen und die Förderung der betrieblichen Lehrausbildung sichert.
Alle Maßnahmen werden im Sinne der "Messbarkeit von Integration" laufend evaluiert und auf ihre
Wirksamkeit überprüft.
Frauenberger fordert gemeinsame Schule der 10 bis 14-jährigen
Um für ALLE gleiche Chancen beim Zugang zu Bildung herzustellen unterstrich Frauenberger neuerlich die Notwendigkeit,
flächendeckend die gemeinsame, ganztägige Schule der 10 bis 14- jährigen einzuführen. Denn
ebenso wie bildungsferne Eltern und der unzureichende bzw. zu späte Spracherwerb, schmälere insbesondere
auch die zu frühe Selektion im Bildungssystem die Chancen gerade von Kindern mit Migrationshintergrund, sagte
sie. Die gemeinsame Schule der 10 bis 14-jährigen sei jedenfalls einer der wesentlichen Grundlagen, um die
gläserne Decke im Bildungssystem zum Vorteil für ALLE zu durchstoßen. |