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Georg Baselitz. Gemälde und Skulpturen 1960 - 2008 |
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Ausstellung im MdM Mönchsberg Salzburg (mdm) - In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler zeigt das MdM Mönchsberg einen Überblick über das OEuvre von Georg Baselitz (geboren 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz in der ehem. DDR) aus den Jahren 1960 bis 2008. Beinahe fünfzig Jahre umfassend, zeichnet sich das Schaffen von Georg Baselitz durch eine Vielzahl unterschiedlicher Phasen und Herangehensweisen aus. Er selbst bezeichnet diese als "Methoden". Die Ausstellung im MdM Mönchsberg ist die erste Museumsretrospektive in Österreich seit 1992. Schon in den frühen 1960er Jahren zeichnet sich Baselitz' "Stil" durch seine unkonventionelle Malweise und die irritierende und provokative Wahl aus. 1957 hat er die DDR und die Kunsthochschule Berlin-Weißensee wegen "staatsbürgerlicher Unreife" verlassen müssen und begonnen, an der Hochschule der bildenden Künste in West -Berlin zu studieren. 1961 veröffentlicht er gemeinsam mit dem Malerfreund Eugen Schönebeck das "1. Pandämonische Manifest", in dem er zum ersten Mal seine Haltung gegen das Stimmige und Konventionelle, die sein gesamtes OEuvre durchziehen, proklamiert. Baselitz' Gemälde entstehen spontan, die Zeichnung existiert als eigene Werkgruppe parallel zur Malerei und Skulptur und fungiert nicht als Vorbereitung eines Gemäldes. Die Bilder sind von Anbeginn von einer groben Malweise und einem unkonventionellen Bildaufbau geprägt und klammern Regelmäßigkeit und festgelegte Kategorien beharrlich aus. Sinnbild für diese Haltung sind zunächst die Werke zum "Pandämonium" sowie die "Idole", vor allem aber die so genannten "neuen Typen" - monumental aufgefasste Hirten, Helden, Künstler, Rebellen, die mit entsprechenden Attributen ausgestattet einen heroischen Kampf zu führen scheinen. Die "Grüner"-Bilder, die zur gleichen Zeit entstehen, beziehen sich auf Baselitz' Auseinandersetzung mit russischer Literatur und den darin thematisierten Revolten zwischen Rechten, Weißen, Roten und so genannten Grünen - den Partisanen. Die folgenden "Frakturbilder" sind logische Folge der Auflösung der Form in den späten 1960er Jahren und reflektierten den Kubismus. Doch im Gegensatz zur Abstrahierung des Kubismus entscheidet sich Baselitz dafür seine Bilder zu zergliedern, aufzulösen. Er fügte die Fragmente jedoch nicht zusammen, sondern belässt deren einzelne Elemente als solche, als Frakturen sichtbar, wodurch er den eigentlichen Bildraum außer Kraft setzt. Gegensatz und Widerspruch stehen seitdem im Zentrum von Georg Baselitz' Schaffen. Ihm geht es primär um eine Opposition zur Konvention, zur Kunst als Objekt des täglichen Gebrauchs. Aus dieser Ansicht heraus sowie seiner Praxis, die Gemälde auf dem Boden liegend zu malen, entstehen die ersten Leinwände, die gedreht und "kopfüber" gestellt werden als Widerspruch zu bereits Existierendem und Gewöhnlichem. Baselitz versteht sie als Umsetzung seiner damals aktuellen Denkmethode. Werner Spies spricht von Baselitz' Bilderkosmos als "Kopfstand der Welt". In den späten 1960er Jahren mischen sich Motive, die auf dem Kopf stehen mit jenen, die "normal" positioniert sind, beispielsweise in dem bekannten Gemälde "B. für Larry", 1967. Die Werke von Baselitz werden somit gegenständlich und ungegenständlich zugleich. Das simpel anmutende Umkehren des Sujets abstrahiert es auf formale wie inhal tliche Weise. In den 1970er Jahren beginnt er Werke in Fingermalerei-Technik zu schaffen, deren technische Bezeichnung auch im Titel auftritt. Motive sind Landschaften genauso wie Akte, Selbstbildnisse, Adler u.a. Aus dieser Malweise entsteht ein freierer Umgang mit Farbe und Material, welcher schließlich in den 1980er Jahren zu Werken führt, in denen Farbe und Form im Zentrum seiner "Methode" stehen, das Sujet allerdings nach wie vor umgekehrt bleibt. Mit den Bildern der 1990er Jahre verändert Baselitz erneut die Farbigkeit seiner Gemälde und führt eine leichte, pointilistisch inspirierte Maltechnik ein. Teil der seit den 1990er Jahren entstandenen Werke sind u.a. die "Russenbilder", eigentliche Erinnerungsbilder, in denen er sich mit dem Sozialistischen Realismus, der offiziellen Ästhetik der ehemaligen Sowjetunion und der damit verbundenen Unterdrückung anderer künstlerischer Ausdrucksformen beschäftigt, die er in der DDR selbst zu spüren bekommen hat, und diese interpretiert. Im Gegensatz zum kompositorischen Horror Vacui der "Vorbilder" haben seine Gemälde bewusst einen skizzenhaften Charakter, verzichten auf die Korrektur der Spuren, welche durch Farbdosen auf der Leinwand entstehen, und lassen Teile der Leinwand frei. Seine jüngste Werkreihe, die Baselitz als Remix-Bilder bezeichnet, bedeutet für ihn kein Kopieren älterer Werke, sondern versteht sich als Reminiszenz auf deren Bedeutung und als Aktualisierung eines Themas/Sujets, welches als solches nicht mehr wiederholbar, nur zeitgenössisch optimierbar ist. Das erste seiner Remix- Bilder bezieht sich auf das seinerzeitige Skandalbild "Die große Nacht im Eimer" von 1963. "Bilder in Ordnung bringen" nennt Baselitz die Methode zur Neubearbeitung älterer Sujets, in denen er auf viele Beispiele malerischer Tradition zurückgreift und diese immer wieder neu anordnet. Exemplarisch für das skulpturale Schaffen, das seit Ende der 1970er Jahre parallel zur Malerei entsteht, werden fünf Plastiken inkludiert, von denen zwei - "Meine neue Mütze", 2003, und "Frau Ultramarin", 2004 - als Pendants entstanden sind und in Österreich erstmals gezeigt werden. Mit der Entwicklung seines OEuvres beweißt Georg Baselitz, dass es auch in der oft todgesagten Malerei immer wieder neue Wege und Methoden gibt. Es straft die Aussage Lüge, dass "schon alles gemacht wurde". Publikation: Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch im DuMont Buchverlag mit einem Vorwort von Toni Stooss, einem kunsthistorischen Essay von Rainer Michael Mason und einer Erzählung von Ingo Schulze. Die Publikation umfasst 208 Seiten inkl. 80 ganzseitiger Farbabbildungen. |
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Informationen: http://www.museumdermoderne.at/ | ||
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