Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezar: 71.700 Menschen haben bisher teilgenommen
Eisenstadt (bmls) - Seit dem Jahr 2006 gibt es im Burgenland vom Bezirk Oberpullendorf ausgehend
ein flächendeckendes Dickdarmkrebsvorsorgemodell. "Dieses Modell hat österreichweit und auch international
Beachtung gefunden. Mit diesem Vorsorgemodell konnte die Sterblichkeit an Darmkrebs deutlich verringert werden",
erklärte Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezar. Künftiges Ziel sei es, die Teilnahmeraten hoch zu
halten, beziehungsweise in manchen Bezirken deutlich zu steigern und die Bevölkerung über hohen Nutzen
der Vorsorge verstärkt zu informieren.
Vor 20 Jahren haben die Ärzte des Krankenhauses Oberpullendorf mit einem Dickdarmkrebsvorsorgeprogramm auf
die hohe Zahl der Dickdarmkrebserkrankungen im Bezirk reagiert. Dabei wurde die Bevölkerung ab 40 Jahren zu
einer jährlichen Vorsorgeuntersuchung mittels Massenscreening eingeladen. Weiters wurde der Personenkreis
mit erhöhtem Risiko besonders überwacht. "Seit damals ist Darmkrebs als Todesursache im Bezirk Oberpullendorf
deutlich seltener geworden - die Sterblichkeit liegt nun 15,3 Prozent unter dem Österreichdurchschnitt",
informiert Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezar. Aus dem Oberpullendorfer Projekt ist das burgenlandweite Projekt
"Burgenland gegen Dickdarmkrebs" geworden. Es wurde unter dem Projektkoordinator MR OA Dr. Karl Mach
erstellt - nun konnten erste Ergebnisse präsentiert werden.
An der Vorsorgeaktion haben sich von 2003 bis 2006 71.700 Burgenländerinnen und Burgenländer beteiligt,
das sind 48,67 Prozent aller Eingeladenen. Dabei wurden 17.028 positive Testergebnisse festgestellt. Bei 3.497
Menschen wurden Polypen festgestellt - in 191 Fällen wurde Krebs entdeckt. "Das Projekt ist das Kernstück
unseres Großprojektes ‚'Gesundes Dorf', das auf die Gesundheitsvorsorge in den burgenländischen Dörfern
setzt", sagte Mag. Christian Moder, Direktor der Burgenländischen Gebietskrankenkasse. Die Beteiligung
in den Dörfern ist recht unterschiedlich und liegt zwischen 10 und 66 Prozent. Er wünscht sich eine Steigerung
an der Teilnahme am Vorsorgeprojekt. Der Präsident der Burgenländischen Ärztekammer OA Dr. Michael
Lang betonte den hohen Wert der Früherkennung: "Dickdarm- und Mastdarmkrebs entstehen über lange
Jahre. Bei rechtzeitiger Diagnose liegen die Heilungschancen bei 90 Prozent. Aus ärztlicher Sicht gibt es
daher nur Eines, nämlich die Vorstufen zu verhindern".
Projektkoordinator MR OA Dr. Karl Mach informierte über das Vorsorgeprogramm: "Ab dem 40. Lebensjahr
werden alle Burgenländerinnen und Burgenländer eingeladen, sich am kostenlosen Test zu beteiligen. Dieser
Stuhltest wird auf Blut untersucht, um die Vorstufen des Dickdarmkrebses zu erkennen. Bei einem positiven Test
wird eine koloskopische Untersuchung angeraten, um abzuklären, ob sich Polypen im Darm befinden". Die
Polypen selbst machen keine Beschwerden, so der Mediziner. Das sei auch der Grund, dass der Dickdarmkrebs und seine
Vorstufen ohne das Vorsorgeprogramm erst sehr spät entdeckt werden. Projektmitarbeiter Dr. Gernot Leeb unterstreicht
die große Bedeutung der Früherkennung mit Zahlen und sagte: "Die Verteilung nach Schweregrad der
Krebserkrankungen zeigt, dass der höchste Anteil der Karzinome im ersten Stadium liegt. Das heißt, dass
nach der Entfernung der Polypen keine Chemotherapie notwendig ist und der Patient als geheilt gilt".
Als Risikofaktoren nannten die Mediziner Übergewicht und Rauchen und auch ein Übermaß an Ernährung
mit Fleisch sowie ein Mangel an ballaststoffreicher Nahrung würden die Entstehung von Dickdarmkrebs begünstigen. |