Die Entwicklung der Kundenzinssätze der Banken in Österreich Ende 2008
Wien (oenb) - Die Rücknahmen der Leitzinsen im vierten Quartal 2008 haben auch die Entwicklung
der Zinssätze, die Banken im Kredit- und Einlagengeschäft ihren Kunden gewährten, geprägt.
Im Kreditbereich kam es insbesondere im Bereich der Unternehmenskredite ab November 2008 zu stärkeren Rückgängen
der Neugeschäfts-Zinssätze. Bei Volumen von bis zu 1 Million Euro betrug der Rückgang in den letzten
zwei Monaten 2008 1,11 %-Punkte, über eine Million Euro 1,07 %-Punkte. Für den Bereich Private Haushalte
lagen die Rückgänge von den jeweiligen Höhepunkten im Herbst 2008 zwischen 0,22% (für Wohnbaukredite)
und 0,94 %-Punkten (für sonstige Zwecke). Auch bei den Einlagenzinssätzen gab es in den letzten Monaten
2008 deutliche Rückgänge, insbesondere bei kurzen Laufzeiten.
Nachdem noch im Juli 2008 die EZB den Leitzins geringfügig um 25 Basispunkte auf 4,25% angehoben hatte, erfolgten
im letzten Quartal des Jahres drei Senkungen des Leitzinses auf ein Niveau von 2,5% (im Jänner 2009 wurde
sodann der Leitzins nochmals gesenkt und zwar auf 2,0%). Auch im Bereich der Geldmarktsätze war das Jahr 2008
von stark sinkenden Sätzen gegen Ende des Jahres geprägt. Der 3-Monats-EURIBOR sank insgesamt betrachtet
im Jahr 2008 um 1,56 %-Punkte auf 3,29%, wobei zwischen Dezember 2007 und Oktober 2008 noch ein Anstieg von 4,85%
auf 5,11% zu beobachten war, danach in den letzten beiden Monaten des Jahres 2008 aber ein starker Rückgang
eintrat.
Im Zusammenhang mit diesen Entwicklungen traten daher im Kundengeschäft der Banken bei neu vergebenen Krediten
ab November 2008 gesehen Rückgänge der Zinssätze auf. Am stärksten fielen sie bei Unternehmenskrediten
aus, wobei kleinere Unternehmen etwas mehr profitierten als Großunternehmen. Bei Volumen von bis zu 1 Million
Euro betrug der Rückgang vom Höhepunkt im Herbst 2008 1,11 %-Punkte (auf 4,88%). (Damit liegt dieser
Zinssatz derzeit in Österreich einen halben Prozentpunkt unter dem Euroraum-Durchschnitt.) Bei Großkrediten
über 1 Million Euro war der entsprechende Rückgang mit 1,07 %-Punkten (auf 4,53%) marginal geringer.
Im Laufe des Jahres 2008 hatte es bis Oktober in beiden Kategorien deutliche Anstiege um 0,49 bzw. 0,51 %-Punkte
gegeben, danach erfolgten dann die erwähnten starken Reduktionen.
Für den Bereich Private Haushalte stellen sich die Rücknahmen etwas schwächer dar. Neue Konsumkredite
verbilligten sich seit dem Höhepunkt im September 2008 um 0,76 %-Punkte. Bei den Wohnbaukrediten war der Rückgang
von Oktober bis Dezember 2008 mit 0,22 %-Punkten noch geringer. Beim in Österreich nach wie vor sehr bedeutenden
Substitutionsprodukt für EUR-Wohnbaukredite – dem CHF-Kredit – meldeten die Banken für Dezember 2008
einen um 1,27 %-Punkte tiefer liegenden Zinssatz (2,93%) als am Höhepunkt im Oktober 2008.
Bei neuen Einlagen von privaten Haushalten reduzierten sich die Zinssätze im kurzfristigen Bereich im Dezember
2008 verglichen mit dem jeweiligen Höchststand 2008 recht deutlich, wobei bei kurzen Laufzeiten die Rückgänge
stärker waren als bei längeren und bei Spareinlagen geringer als bei sonstigen Einlagen. Bei Laufzeit
von bis 1 Jahr war der Rückgang zwischen 0,99 und 1,22 %-Punkte, bei Laufzeit von 1-2 Jahren um 0,78 %-Punkte
und bei über 2 Jahren nur um 0,37 bzw. 0,41 %-Punkte. Die Zinssatzrückgänge bei Einlagen von Unternehmen
– die vor allem kurzfristiger Natur sind – fielen mit 1,69 %-Punkten stärker aus als bei privaten Haushalten.
Das Jahr 2008 war daher von zwei sehr unterschiedlichen Perioden charakterisiert. Bis Oktober war das Jahr durch
eine in den meisten Zinssatzkategorien ansteigende Tendenz geprägt, während es in den beiden letzten
Monaten dann eine zum Teil stark rückläufige Entwicklung gab. |