Unternehmen profitieren von fallenden Kreditzinssätzen   

erstellt am
19. 02. 09

Die Entwicklung der Kundenzinssätze der Banken in Österreich Ende 2008
Wien (oenb) - Die Rücknahmen der Leitzinsen im vierten Quartal 2008 haben auch die Entwicklung der Zinssätze, die Banken im Kredit- und Einlagengeschäft ihren Kunden gewährten, geprägt. Im Kreditbereich kam es insbesondere im Bereich der Unternehmenskredite ab November 2008 zu stärkeren Rückgängen der Neugeschäfts-Zinssätze. Bei Volumen von bis zu 1 Million Euro betrug der Rückgang in den letzten zwei Monaten 2008 1,11 %-Punkte, über eine Million Euro 1,07 %-Punkte. Für den Bereich Private Haushalte lagen die Rückgänge von den jeweiligen Höhepunkten im Herbst 2008 zwischen 0,22% (für Wohnbaukredite) und 0,94 %-Punkten (für sonstige Zwecke). Auch bei den Einlagenzinssätzen gab es in den letzten Monaten 2008 deutliche Rückgänge, insbesondere bei kurzen Laufzeiten.

Nachdem noch im Juli 2008 die EZB den Leitzins geringfügig um 25 Basispunkte auf 4,25% angehoben hatte, erfolgten im letzten Quartal des Jahres drei Senkungen des Leitzinses auf ein Niveau von 2,5% (im Jänner 2009 wurde sodann der Leitzins nochmals gesenkt und zwar auf 2,0%). Auch im Bereich der Geldmarktsätze war das Jahr 2008 von stark sinkenden Sätzen gegen Ende des Jahres geprägt. Der 3-Monats-EURIBOR sank insgesamt betrachtet im Jahr 2008 um 1,56 %-Punkte auf 3,29%, wobei zwischen Dezember 2007 und Oktober 2008 noch ein Anstieg von 4,85% auf 5,11% zu beobachten war, danach in den letzten beiden Monaten des Jahres 2008 aber ein starker Rückgang eintrat.

Im Zusammenhang mit diesen Entwicklungen traten daher im Kundengeschäft der Banken bei neu vergebenen Krediten ab November 2008 gesehen Rückgänge der Zinssätze auf. Am stärksten fielen sie bei Unternehmenskrediten aus, wobei kleinere Unternehmen etwas mehr profitierten als Großunternehmen. Bei Volumen von bis zu 1 Million Euro betrug der Rückgang vom Höhepunkt im Herbst 2008 1,11 %-Punkte (auf 4,88%). (Damit liegt dieser Zinssatz derzeit in Österreich einen halben Prozentpunkt unter dem Euroraum-Durchschnitt.) Bei Großkrediten über 1 Million Euro war der entsprechende Rückgang mit 1,07 %-Punkten (auf 4,53%) marginal geringer. Im Laufe des Jahres 2008 hatte es bis Oktober in beiden Kategorien deutliche Anstiege um 0,49 bzw. 0,51 %-Punkte gegeben, danach erfolgten dann die erwähnten starken Reduktionen.

Für den Bereich Private Haushalte stellen sich die Rücknahmen etwas schwächer dar. Neue Konsumkredite verbilligten sich seit dem Höhepunkt im September 2008 um 0,76 %-Punkte. Bei den Wohnbaukrediten war der Rückgang von Oktober bis Dezember 2008 mit 0,22 %-Punkten noch geringer. Beim in Österreich nach wie vor sehr bedeutenden Substitutionsprodukt für EUR-Wohnbaukredite – dem CHF-Kredit – meldeten die Banken für Dezember 2008 einen um 1,27 %-Punkte tiefer liegenden Zinssatz (2,93%) als am Höhepunkt im Oktober 2008.

Bei neuen Einlagen von privaten Haushalten reduzierten sich die Zinssätze im kurzfristigen Bereich im Dezember 2008 verglichen mit dem jeweiligen Höchststand 2008 recht deutlich, wobei bei kurzen Laufzeiten die Rückgänge stärker waren als bei längeren und bei Spareinlagen geringer als bei sonstigen Einlagen. Bei Laufzeit von bis 1 Jahr war der Rückgang zwischen 0,99 und 1,22 %-Punkte, bei Laufzeit von 1-2 Jahren um 0,78 %-Punkte und bei über 2 Jahren nur um 0,37 bzw. 0,41 %-Punkte. Die Zinssatzrückgänge bei Einlagen von Unternehmen – die vor allem kurzfristiger Natur sind – fielen mit 1,69 %-Punkten stärker aus als bei privaten Haushalten.

Das Jahr 2008 war daher von zwei sehr unterschiedlichen Perioden charakterisiert. Bis Oktober war das Jahr durch eine in den meisten Zinssatzkategorien ansteigende Tendenz geprägt, während es in den beiden letzten Monaten dann eine zum Teil stark rückläufige Entwicklung gab.
     
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