Neues von Nikolaus Geyrhalter, Ruth Beckermann u. a.
Wien (orf) - In der 138. und gleichzeitig ersten Sitzung des Jahres 2009 der Gemeinsamen Kommission
von ORF und Österreichischem Filminstitut, die seit 1981 über die Finanzierung heimischer Filmproduktionen
entscheidet, hat der ORF die Unterstützung von fünf neuen Kinofilmprojekten beschlossen. Für zwei
Spielfilme und drei Dokumentarfilme – u. a. neue Arbeiten von Nikolaus Geyrhalter, Ruth Beckermann und Chris Kraus
– stellt der ORF insgesamt 620.000 Euro an Herstellungsförderung zur Verfügung.
Die fünf Projekte im Überblick:
„So Much for Justice / Die Gerechtigkeit ist dahin“
Die Historienverfilmung von Miklós Jancsó schildert das Leben des legendären ungarischen
Königs Matthias Corvinus, unter dessen Herrschaft im 15. Jahrhundert Ungarn seine größte Ausdehnung
erreichte und der die letzten Jahre vor seinem Tod in Wien lebte. Produziert wird der Film, der von Konflikten
zwischen Humanismus und Macht, Politik und menschlichen Emotionen handelt, von epo-film in Koproduktion mit der
ungarischen Mythberg Films und der Ozumi Films, Polen.
„Poll“
Der von der Wiener DOR Film mit Partnern aus Deutschland und Estland koproduzierte Spielfilm erzählt
eine Geschichte des Erwachsenwerdens vor einem spannenden historischen Hintergrund. Die dreizehnjährige Oda
ist zu jung für die Liebe. Der estnische Revolutionär Schnaps ist zu jung für den Krieg. Beide altern
so schnell aufeinander zu, als sie einander am Vorabend des Ersten Weltkriegs begegnen, dass sie fast in der Gegenwart
ankommen, so wild, modern, undenkbar ist ihre Liebe. Für Drehbuch und Regie zeichnet Chris Kraus verantwortlich.
„Abendland“
Nikolaus Geyrhalter unternimmt in seinem jüngsten Dokumentarfilm eine persönliche Reise durch
das Europa des 21. Jahrhunderts. Besuchen wird er vorwiegend zweckbestimmte Bauwerke ohne jeden historischen Wert
wie Shopping-Malls, Flughäfen, Autobahnraststätten, Multiplex-Kinos, Verwaltungsgebäude, Krankenhäuser
und Fitnesscenter. Dabei will der Regisseur und Produzent jene Menschen zeigen, die nachts im Verborgenen Arbeiten
erledigen, die viele nicht machen wollen, und so eine ganz subjektive Vision des „Abendlandes“ schaffen.
„Im Zweifel schuldig“
Das von Gebhardt Productions produzierte Nachwuchs-Dokumentarfilmprojekt begleitet einen in den USA schuldlos
Verurteilten und eine Studentin bei ihrem Kampf um Gerechtigkeit. 1997 wurde der junge Afroamerikaner Daniel T.
aus Chicago von Polizisten gefoltert. Danach unterschreibt er ein Geständnis, einen Ladenbesitzer erschossen
und die Kasse ausgeraubt zu haben, obwohl er sich zum Zeitpunkt der Tat nachweislich in Polizeigewahrsam befunden
hat. Trotz des Alibis und des falschen Geständnisses wurde er von einem Geschworenengericht zu lebenslänglicher
Haft verurteilt. Jetzt, zwölf Jahre später, versucht eine Jusstudentin, Daniel T. aus dem Gefängnis
zu befreien. Dafür muss sie nach amerikanischem Recht dem Gericht neue Beweise vorlegen, die zur Zeit der
Urteilsfindung noch nicht berücksichtigt werden konnten. Das Drehbuch zum Film stammt von Regisseur Axel Breuer
und Luise Lindermair.
„American Passages“: Ganz aktuellen Ereignissen widmet sich Filmemacherin und Produzentin Ruth Beckermann in ihrem
essayistischen Dokumentarfilm über die USA inmitten der großen Wirtschaftskrise und im ersten Jahr der
Präsidentschaft Barack Obamas. Nach Motiven des Fotobuchs „Die Amerikaner“ von Robert Frank begibt sich Beckermann
auf Spurensuche in ein Land, das sich verändert hat, und will ein vorurteilsfreies Bild einer Nation in der
Zeit des Umbruchs zeichnen. |