Als "Zünglein an der Waage"
dürfte sich Deutschland am 02.03. erweisen
Wien (bgf) - "Die Österreicherinnen und Österreicher wollen keine Gentechnik, und zwar weder
auf dem Feld, noch auf dem Teller. Wir unternehmen alles, um diese Haltung auch gegenüber der EU-Kommission
durchzusetzen", erklärte Gesundheitsminister Alois Stöger am 27.02. im Vorfeld des EU-Umweltministerrates
am 02.03. Es gelte einmal mehr, die seit über zehn Jahren bestehenden Anbauverbote für Gentech-Mais zu
verteidigen. Im Kampf um eine qualifizierte Mehrheit für die Beibehaltung der Verbote suche Österreich
- über die Fraktionsgrenzen hinweg - bis zuletzt intensiv nach Verbündeten. Stöger selbst habe in
den vergangenen Tagen und Wochen "unzählige Briefe" an seine europäischen Amtskollegen und
Entscheidungsträger auf verschiedenen Ebenen geschrieben sowie dutzende Telefonate geführt. Gestern Abend
empfing Stöger jene AktivistInnen im Ministerium, die morgen Samstag zu einer Demo auf dem Wiener Ballhausplatz
aufgerufen haben. In dem ausführlichen Gespräch wurde sehr deutlich, "dass wir ein gemeinsames Ziel
haben, und dieses auch gemeinsam erreichen wollen und werden", unterstrich der Minister.
Als "Zünglein an der Waage" dürfte sich Deutschland am 02.03. erweisen. Stöger: "Deutschland
kann die Entscheidung maßgeblich beeinflussen. Wenn sich Deutschland enthält, geht sich keine qualifizierte
Mehrheit gegen die Kommissionsvorschläge aus. Es sollte aber betont werden, dass eine Enthaltung einer Zustimmung
gleichkommt." Es gehe hier nicht um die Frage "Gentechnik ja oder nein", sondern um eine politische
Entscheidung in der EU, ob nationale Anbauverbote aufgrund spezieller regionaler Strukturen in einzelnen Länder
für bestimmte Gentechpflanzen von den anderen Ländern akzeptiert werden. Mit dem deutschen Umweltminister
Sigmar Gabriel sei der Gesundheitsminister bereits in Kontakt gewesen, die letztgültige Entscheidung hänge
an Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel.
Aus Sicht Stögers wäre eine Abstimmungsniederlage am Montag "ein fatales Signal aus Brüssel".
In Österreich bestünde ein breiter Konsens aller fünf Parlamentsfraktionen und der Zivilgesellschaft
gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen. Das Gentechnikvolksbegehren wurde von 1,2 Mio. ÖsterreicherInnen
unterzeichnet. Zuletzt beschlossen die fünf Parlamentsparteien am Donnerstag, dass keine GVO angebaut werden
sollen, solange Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Ausbringen in die Umwelt nicht ausgeräumt seien.
Aus diesem Grund habe Österreich auch immer versucht, seine Schutzmaßnahmen gegenüber der Kommission
durch wissenschaftliche Argumente zu stützen. "An diesem Ansatz - Risikoforschung forcieren und Erarbeitung
von Daten, die die österreichischen Anbauverbote stützen, werden wir weiterarbeiten. Denn die EFSA prüft
die Unterlagen der Antragssteller und macht keine unabhängige eigene Risikoforschung. Hier sind die EU-Mitgliedsstaaten
gefordert und Österreich nimmt diese Herausforderung - als eines der wenigen Länder in der EU - wirklich
sehr ernst", so Stöger abschließend. |