Bank Austria EinkaufsManagerIndex steigt erstmals seit sechs Monaten, aber weiterhin klarer Schrumpfungsprozess
Wien (bank austria) - Das Tempo der Talfahrt der österreichischen Industrie beginnt sich zu
stabilisieren. Erstmals seit einem halben Jahr zeigt der saisonbereinigte Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI)
sogar wieder leicht nach oben. Der Indikator erreichte jedoch nach dem Rekordtiefstwert des Vormonats von 33,1
im Februar nur den zweitniedrigsten Wert seit dem Beginn der Datenerfassung vor mehr als zehn Jahren. „Der Anstieg
des aktuellen Bank Austria EinkaufsManagerIndex auf 34,6 Punkte zeigt ausschließlich, dass sich die Geschwindigkeit
des Einbruchs in der österreichischen Industrie eingebremst hat. Die Talfahrt des produzierenden Sektors geht
aber rasant weiter“, stellt der stellvertretende Chefvolkswirt der Bank Austria Stefan Bruckbauer fest. Der Bank
Austria EinkaufsManagerIndex liegt somit im Februar bereits das elfte Monat in Folge im Wertebereich unter der
Neutralitätsmarke von 50 Punkten, der auf Schrumpfungstendenzen hinweist.
„Trotz eines kleinen Silberstreifens am Horizont ist vorerst keine Entspannung der schwierigen Lage der Industrie
in Sicht“, betont Bruckbauer weiter und ergänzt: „Die befragten Unternehmen haben die Produktionsleistung
im Februar deutlich eingeschränkt, wenn auch nicht mehr ganz so stark, wie um den Jahreswechsel herum.“ Hinter
der andauernden Verringerung der Produktion steht die ungebrochen schwache Nachfrage. Seit April 2008 registrieren
die heimischen Betriebe ein rückläufiges Neugeschäft. Vor allem in den Auftragsbüchern der
österreichischen Exporteure hinterlässt der globale Konjunktureinbruch ein dickes Minus. Nur 14 Prozent
der befragten Unternehmen konnten Zuwächse verzeichnen, hingegen gingen bei 48 Prozent die Auslandsbestellungen
zurück.
Kleinere Lager, dennoch raschere Lieferung
Die heimische Industrie reagiert auf die schwierigen Marktbedingungen und beginnt sich auf eine länger
andauernde Schwächephase einzurichten. Die Unternehmen haben im Februar die Bestände an Vormaterialien
trotz eines weiteren starken Rückgangs der Einkaufspreise - insbesondere bei Rohöl, Stahl und Energie
- mit einer neuen Rekordrate abgebaut. Auch die Verkleinerung der Fertigwarenlager hat sich im Februar fortgesetzt.
„Die Lager werden derzeit bedingt durch die schwachen Umsätze verringert. Aber auch in Hinblick auf Kosteneinsparungen
und eine Steigerung der Liquidität werden sie so klein wie möglich gehalten“, meint Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl. Trotzdem ist aufgrund der derzeit äußerst schwachen Auftragslage eine Verringerung
der Lieferzeiten in der heimischen Industrie zu beobachten. Im Februar nahm die Zeitspanne zwischen Bestellung
und Auslieferung sogar so stark wie noch nie zuvor in der bisherigen Umfragegeschichte ab.
Industrie baut noch mehr Beschäftigte ab
Die heimische Industrie passt die Personalkapazitäten den niedrigen Produktionsanforderungen weiter
an. Bereits seit zehn Monaten wird die Personaldecke nun ununterbrochen ausgedünnt. Der aktuelle Beschäftigungsindex
sank auf einen Wert von nur noch 31,4. Damit erfolgte der Beschäftigungsabbau in neuem Rekordtempo. In über
40 Prozent der befragten Unternehmen wurden im Februar Stellen gestrichen, während nur 3 Prozent Neueinstellungen
vornahmen. Die Beschäftigung im gesamten Sektor liegt mittlerweile um rund 2 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Die Anzahl an Arbeitslosen aus der Sachgütererzeugung ist im Jahresabstand bereits um 8.000 bzw. fast 30 Prozent
gestiegen. Basierend auf den aktuellen Umfrageergebnissen ist in den kommenden Monaten, insbesondere ab Frühsommer,
wenn in vielen Unternehmen Kurzarbeitsregelungen auslaufen werden und sich die Auftragslage nicht verbessert hat,
mit einer weiteren drastischen Verschlechterung der Beschäftigungslage in der Industrie zu rechnen. Die negative
Entwicklung wird immer stärker auf den Gesamtarbeitsmarkt durchschlagen. „Auch die Anzahl der Beschäftigten
in der Gesamtwirtschaft wird 2009 sinken. Die Arbeitslosigkeit steigt deutlich von 5,8 Prozent im abgelaufenen
Jahr auf 7,0 Prozent heuer“, meint Pudschedl. Insgesamt werden über 40.000 Personen ihre Arbeit verlieren.
Keine Anzeichen für Erholung der Industrie
Nach dem rasanten Einbruch ab Herbst 2008 tendiert der EinkaufsManagerIndex der Bank Austria aktuell leicht
aufwärts. Damit hat sich die Geschwindigkeit des Sturzflugs der österreichischen Industrie allerdings
nur etwas verlangsamt. Weiterhin sehen sich die heimischen Manager jedoch einer gegenüber dem Vormonat deutlich
verschlechterten Geschäftslage gegenüber. Angesichts der ungebrochen düsteren internationalen Rahmenbedingungen
und der mageren (Export-) Auftragslage fehlen bisher jegliche Anzeichen für eine Stabilisierung oder gar Erholung
der Industriekonjunktur in Österreich. Allerdings erwarten die Ökonomen der Bank Austria, dass die fortgesetzte
geldpolitische Lockerung durch die Europäische Zentralbank und die Umsetzung der staatlichen Konjunkturpakete
sowohl auf internationaler als auch österreichischer Ebene zumindest gegen Jahresende 2009 erste positive
Spuren hinterlassen. „Nach dem moderaten Anstieg um fast 2 Prozent im Jahr 2008 wird die Produktion der österreichische
Industrie 2009 um durchschnittlich über 6 Prozent einbrechen“, prognostiziert Bruckbauer. Im schwierigen globalen
Umfeld sind die Risiken zudem eindeutig nach unten gerichtet. Die Industrie wird jedenfalls der mit Abstand größte
Verlierer der aktuellen Wirtschaftsflaute sein. Die exportabhängigen Branchen werden am stärksten betroffen.
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