De Larosière-Bericht gibt nur Richtung vor, Prozyklizität
im Finanzmarkt als zentrale Herausforderung
Brüssel (övp-pd) - Die EU-Expertengruppe um den früheren IWF-Chef Jacques de Larosière
legte am 25.02. in Brüssel ihre Vorstellungen für eine Reform der Finanzmarkt- Aufsichtsarchitektur in
Europa vor. ÖVP-Europaklubobmann Mag. Othmar Karas, der als Chefverhandler des Europäischen Parlaments
für die EU- Bankenrichtlinie direkt an dieser entscheidenden Zukunftsfrage beteiligt ist, begrüßt
den Bericht als ersten Schritt zu einer integrierten europäischen Finanzmarktaufsicht. "Der De Larosière-
Bericht ist eine gute Analyse, der einerseits die Probleme aufzeigt, die diese Finanzkrise ausgelöst haben
und anderseits Ideen für die Richtung für eine nachhaltige Finanzmarktregulierung und -aufsicht vorgibt.
Die aufgezeigte Behandlung der Aufsichtsfrage kann aber nicht das endgültige Ergebnis sein. Wir brauchen mehr
Mut für eine europäische Lösung in Fragen der Aufsicht, in der die nationale Fähigkeiten und
Kompetenzen gleichermaßen gewahrt bleiben", bewertete Karas den Expertenbericht.
De Larosière möchte in seinem System der Europäischen Finanzaufsicht (ESFS) den europäischen
Ausschüssen der Bankenaufseher (CEBS), Wertpapieraufseher (CESR) und Versicherungsaufseher (CEIOPS) mehr Entscheidungskompetenzen
geben und sie zu Behörden mit rechtlichen Befugnissen machen. "Ich bin mir dessen bewusst, dass diese
Variante in vielen EU-Mitgliedstaaten wohl einfacher durchsetzbar sein dürfte. Wir sollten aber angesichts
der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht einfach den Weg des geringsten Widerstands gehen. Ich kann mir ein System
wie jenes der Europäischen Zentralbanken als Vorbild für die neue Finanzmarktaufsichtsstruktur vorstellen.
Sowohl die Bürger Europas als auch das Europäische Parlament als Mitentscheider in dieser Frage verlangen
nach ambitionierteren Lösungen", so Karas.
Unterstützung gibt es vom ÖVP-Europaklubobmann zur Analyse der Ursachen und Folgewirkungen der Finanzmarktkrise.
"De Larosiére spricht richtigerweise an, dass prozyklische Effekte speziell in der Bankenregulierung
negative Auswirkungen in Zeiten der Krise haben und diese sogar beschleunigen können. Das betrifft beispielsweise
die angesprochene Regulierung der Eigenkapital-Richtlinie oder die Internationalen Rechungslegungsstandards. Sowohl
in meinem Bericht zur Eigenkapital-Richtlinie als auch in mehrfachen persönlichen Gesprächen mit Kommissionspräsident
Barroso habe ich die Kommission aufgefordert, dass sie dieses Thema ehestmöglich behandelt und wir gemeinsam
im Sinne der Finanzmarktsicherheit und -stabilität reagieren können", betonte Karas, der seine Forderungen
auch schriftlich an Kommissionspräsident Barroso übermittelt hatte.
Ebenfalls begrüßenswert sind nach Ansicht des Europaabgeordneten die Vorstellungen der Expertengruppe,
dass sämtliche Finanzprodukte einer Überwachung ausgesetzt werden müssen und die globale Dimension
einbezogen werden muss. "Auf den eigentlich bereits zu vielen diversen Gipfeltreffen haben wir stets eine
Übereinstimmung zu diesen Fragen erzielt. Jetzt muss Europa Taten setzen und auch global als Vorreiter mutig
vorangehen", so Karas abschließend. |